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Was blüht jetzt im Botanischen Garten Adorf

Oktober 2024

 

Der Oktober ist der letzte Monat im Jahr, in welchem unser Garten sein Tor für die Besucher öffnet. Bereits jetzt sieht man der Anlage an, dass sich schon viele Pflanzen auf die kalte Jahreszeit vorbereitet haben. Einige tun das, indem sie „einziehen“, d.h. ihre oberirdischen Organe verwelken, und in den unterirdischen Organen, wie Zwiebeln, Knollen und Rhizomen werden Nährstoffe für die nächste Saison gespeichert. Im Gegensatz dazu sind einige Stauden und viele Gehölze wintergrün.

So ist es nur zu natürlich, dass um diese Jahreszeit nur noch wenige Arten mit Blüten aufwarten können und im Garten noch einige Farbkleckse bilden.

Bevor wir uns zweien dieser „Farbkleckse“ zuwenden wird unser Augenmerk auf eine Art gelenkt, die nicht zu den Blütenpflanzen, sondern den Farnen gehört, welche sich im Gegensatz zu den Blütenpflanzen nicht durch Samen, sondern durch Sporen vermehren. Die Rede ist vom Bostigen Schildfarn, auch als Weicher Schildfarn bezeichnet, Polystichum setiferum „Proliferum“. Dieser wintergrüne Schildfarn wird bei uns um die 50cm hoch, die trichterförmigen Horste etwa ebenso breit. Diese Sorte wächst im Gegensatz zu vielen anderen Farnen auch auf recht sonnigen Standorten; der Boden sollte frisch und humusreich sein. Die Pflege ist recht unkompliziert, eine Humusgabe im Frühjahr reicht aus und erfordert keine weitere Düngung. Die Schildfarne sind weltweit mit 200-300 Arten vertreten. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von polaren Gebieten bis in die Tropen.

 

Weicher Schildfarn

Polystichum setiferum „Proliferum“


Nun wird es bunter: Wenn sie auch schon verblüht ist, so besticht die Kalifornische Aralie, Aralia californica, mit ihren roten Früchten, die in sattem Farbkontrast zu den grünen Blättern stehen. Ihre Heimat ist der amerikanische Bundesstaat Kalifornien und das südwestliche Oregon. Dort kommt sie an feuchten, schattigen Stellen, in Schluchten und entlang von Flüssen vor. Bei uns finden wir den über 2m hohen, weitausladenden Strauch (der gelegentlich stark zurückgeschnitten werden muss), im Gehölzteil am hinteren Zaun der Anlage. Der attraktive Gesamtblütenstand, bestehend aus vielen Teiltrauben mit kleinen weißen Blüten wir über 30cm lang. Die Blattstiele sind auch um die 30cm lang und tragen 3-5 Fiederblättchen von über 15cm Länge. Die Gattung Aralia mit ihren ca. 70 Arten weltweit kommt neben Nordamerika vor allem in China und Südostasien vor.

 

Kalifornische Aralie

Aralia californica

 

Wenden wir uns am Ende unseres Rundganges nun noch den gartenwürdigen Züchtungen zu. War in den vergangen Wochen hier immer ein sehr reichliches Blühgeschehen zu beobachten, werden hier jetzt „kleine Brötchen“ gebacken. Noch voll in Blüte mit ihren violetten Korbblüten steht die Niedrige Garten-Aster, Aster sedifolius „nanus“. Ihre Horste werden um die 40cm hoch. Die Blätter sind lanzettlich, linear. Die Blüten haben einen Durchmesser von 30-40mm. Die Art gedeiht gut, auch auf trockeneren Böden, wie in Heidegärten. Die Pflanzen sind robust und langlebig.

 

Niedrige Garten-Aster

Aster sedifolius „nanus“

 

Nun, da unsere Anlage mit dem Monatsende in der Winterpause geht, wünschen wir, das Team vom Botanischen Garten und dem Förderverein „Botanischer Garten Adorf e.V.“ allen Besuchern (und solchen, die es im nächsten Jahr werden wollen) eine schöne Zeit zwischen den Vegetationsperioden und freuen uns auf ein Wiedersehen im Jahr 2025.

 Dr. Peter Renner, Verein „Botanischer Garten Adorf e.V.“

 

September 2024

Der zu Ende gegangene Monat August zeigte sich im hochsommerlichen Gewandt. Im Gegensatz zum Vormonat Juli, in welchem es auch warm war und die Niederschläge recht gleichmäßig über die 4 Wochen verteilt waren, regnete es im August nur am Anfang nennenswert. Auch am 21. des Monats, an dem Tag, an dem der Botanische Garten Adorf sein 25-jähriges Jubiläum feierte, war am Wetter nichts auszusetzen. Der Witterungsverlauf der vergangenen Wochen und der nun nahende Herbst hinterlassen ihre Spuren in der Anlage: Die Vielfalt der blühenden Arten ist längst nicht mehr so üppig, wie viele Wochen früher. Aber es gibt noch immer Interessantes zu finden.

Da blüht jetzt im Südamerika-Bereich (nicht gleich auf den ersten Blick zu finden) eine kleine, polsterbildende Pflanze mit hellvioletten sternchenförmigen Blüten von nur wenigen Zentimetern Höhe. Es handelst sich dabei um das Rosensternchen, auch gelegentlich als Scheinglockenblume bezeichnet, Hypsela reniformis. Die Art stammt aus den Anden, wo sie auf feuchtem Silikatgestein wächst. Der Standort liegt dabei meist in sonniger Lage. Die Pflanzen bilden sehr flache Polster mit Ausläufern. Die kleinen Blätter sind eiförmig zugespitzt. Die Gattung Hypsela gehört zu den Glockenblumengewächsen und umfasst 5 Arten. Bei uns ist sie nur sehr selten in Kultur zu finden, was wohlmöglich daran liegt, dass sie unsere Winter nicht immer übersteht und es gewisser Schutzmaßnahmen bedarf.

 

Rosensternchen

Hypsela reniformis

 

Deutlich unproblematischer in der Kultur ist der aus Südeuropa stammende Gelblichweiße Lauch, Allium ericetorum. Während die allermeisten anderen Allium-Arten um diese Zeit längst verblüht sind, entfaltet diese Spezies ihre kugelförmigen Blütenstände erst sehr spät. Diese sitzen endständig an ca. 20cm langen Stängeln und haben einen Durchmesser von etwa 4 cm. In der Natur werden kalkhaltige Böden in sonniger, trockener Lage bevorzugt. Die Gattung Allium -Lauch- ist weltweit mit über 700 Arten verbreitet. Zu ihr gehören auch bekannte Küchengewürzpflanzen, wie Schnittlauch, Knoblauch, Zwiebel, Porree und weitere. Sie bilden meist Zwiebeln oder auch Rhizome als Überwinterungsorgane aus. Die Wuchshöhen können innerhalb der Gattung zwischen 5 und 200 cm variieren. Der typische Lauch-Geruch wird durch die schwefelhaltige Verbindung Allicin verursacht.

 

Gleblicher Lauch

Allium ericetorum

 

Wie verweilen noch ein wenig bei den Gewürzpflanzen und Kräutern und begeben und in den gleichnamigen Bereich unseres Gartens. Dort blüht jetzt, gerne noch von Insekten, vornehmlich Bienen besucht, das Zwerg-Bergbohnenkraut, Saturea montana ssp. illyrica. Der niedrig bleibende, kleine Halbstrauch mit seinen zahlreichen violetten Blüten gehört zu den Lippenblütengewächsen. Von den Lippenblütlern gibt es weltweit mehr als 7000 Arten. Beheimatet ist das Zwerg-Bergbohnenkraut auf dem Balkan (Albanien, ehem. Jugoslawien). Bevorzugt werden Standorte in voller Sonne. Die Pflanzen bildet mit der Zeit kleinere Teppiche von etwa 20cm Höhe. Im Frühjahr kann ein Rückschnitt erfolgen. Bei uns ist die Art völlig winterhart. Die Pflanze ist eine schöne Bienenweide. In der Küche kann sie vielfältig verwendet werden.

 

Zwerg-Bergbohnenkraut

Saturea montana ssp. illyrica

 

Dr. Peter Renner, Verein „Botanischer Garten Adorf e.V.“

 

 

August 2024

Begann der Monat Juli noch vergleichsweise kühl und nass, so stellten sich später die für diese Jahreszeit üblichen sommerlichen Verhältnisse mit nur gelegentlichen Niederschlägen ein. Wie in jedem Jahr, so sind auch heuer in vielen Bereichen der Anlage ein großer Teil der Arten bereits verblüht. Der Unterschied, beispielsweise zum Bild im Mai, ist unübersehbar. Trotz allem gibt es auch jetzt noch eine Reihe interessanter blühender Arten zu entdecken. Beginnen wir diesmal unseren kleinen Rundgang im Bereich der Pflanzen aus Nordamerika, also im hinteren Teil des Gartens. Dort blüht jetzt eine recht ansehnliche Staude von gut einem halben Meter Höhe und vielen Stängeln, die zahlreiche Blüten von blauer Farbe mit einem leichten Stich ins Violette haben, tragen. Es ist das Herbst-Helmkraut, Scutellaria incana aus der Familie der Lippenblütengewächse. Seine Heimat sind Wälder im Nordosten der USA, wo es über einen Meter hoch werden kann. Bei uns hat sich die leicht zu kultivierende und relativ unempfindliche Pflanze schon seit langem als Zierpflanze bewährt. Die Familie der Helmkräuter umfasst um die 400 Arten. Ihr wissenschaftlicher Name „Scutelleria“ leitet sich vom lateinichen „Scutella“ ab, was so viel wie „kleine Schüssel“ bedeutet uns sich auf eine hohle Schuppe an der Oberlippe des Kelches bezieht.

Herbst-Helmkraut

Herbst-Helmkraut [Scutellaria incana]

Im Kalktuff-Bereich fällt derzeit eine kleine Pflanze durch ihre leuchtend orange-gelben Blüten auf. Sie gehören zum Alpenmohn, Papaver alpinum ssp. alpinum. Die Pflanzen bleiben klein, werden nur 10-20cm hoch. Ihre Blüten messen etwa 5cm im Durchmesser. Der Alpenmohn hat mehrere Unterarten (Subspezies, abgekürzt ssp.), die meist in verschiedenen Regionen der Alpen, aber auch in den Karpaten vorkommen. Sie steigen z.T. bis in 2600m Meereshöhe auf. Es gibt weiße, gelbe und gelborange Unterarten. Sie besiedeln gerne Kalkschutt, wo die kräftigen Pfahlwurzeln der Pflanzen in größere Tiefen reichen, um an Wasser und Nährstoffe zu gelangen. Die blaugrünen Laubblätter des Alpenmohnes sind grundständig und einfach oder zweifach gefiedert. Der Alpenmohn ist mehrjährig, recht frosthart. Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat.

Alpenmohn

Alpenmohn [Papaver alpinum ssp. alpinum]

Zum Schluss begeben wir uns virtuell von den Alpen in den Kaukasus. Dort blüht jetzt eine Enzian-Art, für die gleich mehrere deutsche Namen im Umlauf sind: Kranz-Enzian, Sommer-Enzian oder auch (nach der Herkunft) Kaukasus-Enzian. Der botanische Name lautet Gentiana septemfida, var. lagodechiana. Die kleinen Horste der Pflanze sind niederliegend bis aufsteigend, etwa 40cm im Durchmesser und um die 20cm hoch. Die Stängel tragen lanzettliche, kräftig grüne Blätter; an den Enden erscheinen die Blütenkronen von tiefblauer Farbe mit weißem Schlund. Es können bis zu 8 Blüten gleichzeitig pro Stiel gebildet werden. Die Heimat der Art sind magere Wiesen des östlichen Kaukasus. Die Pflanze ist sehr winterhart. Der Boden sollte frisch, gut durchlässig und nicht zu trocken sein. Der Standort kann sich in sonniger, bis halbschattiger Lage befinden. Regelmäßiges Teilen der Pflanzen alle 2-3 Jahre fördert Wachstum und Blütenansatz.

Sommer-Enzian

Sommer-Enzian  [Gentiana septemfida var. lagodechiana]

Dr. Peter Renner, Verein „Botanischer Garten Adorf e.V.“

 

 

Juli 2024

Nun ist die erste Hälfte des Jahres 2024 bereits wieder Geschichte. Die Tage werden, wenn auch erst nur kaum wahrnehmbar, wieder kürzer. Der Juni präsentierte sich im recht sommerlichen Gewand, am Anfang mit etwas mehr Niederschlag, dann aber angenehm warm, und gegen Monatsende gab es nochmal eine Dusche.  In allen Abteilungen unserer Anlage blüht es noch immer reichlich. Wie in jedem Jahr ist auch heuer der Flor bei den gartenwürdigen Züchtungen sehr bunt und reichlich.

Beginnen wollen wir diesmal mit unserem Rundgang bei den Kräutern und Heilpflanzen. Dort duftet es auch in unterschiedlichen Richtungen und Nuancen. Der Blick fällt an recht exponierter Stelle auf ein hellgrünes Polster mit Pflanzen, die einzelne, nicht sehr große gelbe Blüten in einem Blütenstand von Scheinquirlen tragen. Es handelt sich hierbei um den Griechischen Bergtee (auch Olymp-Bergtee genannt), Sideritis scardica. Sideritis ist der wissenschaftliche Name für die Gattung der Gliedkräuter innerhalb der Pflanzenfamile der Lippenblütengewächse. Davon sind etwa 140 Arten von den Inseln Makronesiens bis nach Kleinasien verbreitet. Zur Teeherstellung werden vor allem die getrockneten Blütenstände verwendet. Der Geschmack ist würzig-aromatisch und erinnert an Zitrone und Myrrhe. Das Spektrum der Inhaltsstoffe ist sehr breit und reicht von verschiedenen ätherischen Ölen bis zu Bitter- und Gerbstoffen.

 

Griechischer Bergtee

Sideritis scardica

 

Bleiben wir noch bei Pflanzen, die einen gewissen Duft verströmen. Dazu gehört auch der Echte Gewürzstrauch, Calycanthus floridus, der auch gelegentlich als Nelkenpfeffer bezeichnet wird. Wir finden diesen, bei uns ca. 2m hoch werdenden Strauch, im hinteren Teil des Gartens. Die Art ist im Südosten der USA beheimatet. Auffällig sind ihre kleinen, ca. 5cm im Durchmesser messenden Blüten von braunroter Farbe. Ihre Form erinnert ein wenig an die bestimmter Magnolien-Arten. Vor allem in den Abendstunden duften diese in Richtung Nelken und Erdbeere. Die Gattung Calycanthus umfasst nur ein paar Arten. Die Büsche sind leicht zu kultivieren, lieben Sonne bis Halbschatten. Der Boden kann gerne humos und nährstoffreich, aber auch gut wasserdurchlässig sein. Ein starker Rückschnitt kann sich ungünstig auf die Blütenbildung auswirken. Da die Rinde des Gewürzstrauches auch viele aromatische Inhaltsstoffe enthält, wurde diese früher von den Indianern getrocknet und zum Würzen verwendet. Giftige Inhaltsstoffe (Alkaloide) lassen heute allerdings von dieser Nutzung abraten.

 

Echter Gewürzstrauch

Calycanthus floridus

 

Wir bleiben, was die ursprüngliche Heimat unserer Pflanzen betrifft, in Nordamerika, wobei die vorgestellte Art auch noch in China vorkommt. Von dort stammt die Orchideenart Pogonia ophioglossoides, die im deutschen Sprachraum auch als Moor-Pogonie bezeichnet wird. Wir finden sie bei uns (man muss schon etwas genauer hinschauen) im Moorbeet mit den fleischfressenden (insectivoren) Pflanzen, etwa gegenüber vom Gewürzstrauch. Die natürlichen Standorte sind Hochmoore, wo es ausreichend feucht, vom Milieu her sauer und nährstoffarm ist. Sie wächst gerne in Torfmoos (Sphagnum). Die Pogonie wird nur ca. 15-20cm hoch. Aus einem unterirdischen Wurzelgeflecht erscheinen rosa-rote Blüten von etwa 2-3cm Durchmesser. Ihre Blüten weisen eine, allen Orchideenarten (von denen es wohl mehr als 25000 gibt) typische spiegelsymmetrische Form auf. Die Art ist frosthart und benötigt bei uns keinen Winterschutz.

 

 Moor-Pogonie

Pogonia ophioglossoides

 

Dr. Peter Renner, Verein „Botanischer Garten Adorf e.V.“

 

 

 

Juni 2024

Ende Mai / Anfang Juni erreicht das Blühgeschehen in unserem Garten seinen Höhepunkt. Der Mai hat mit seinen oftmals sehr angenehmen Temperaturen und gelegentlichen Niederschlägen dazu beigetragen, dass dies auch in diesem Jahr wieder der Fall ist. Sowohl in den Abteilungen der einzelnen pflanzengeografischen Regionen wie auch im Bereich der gartenwürdigen Züchtungen kann ein buntes Mosaik von Blüten in allen Farben, Formen und Größen beobachtet werden. Da Fällt die Auswahl schon mal schwer.

Auf dem Plateau des Kalktuff-Bereiches blüht derzeit, wenn auch etwas versteckt, ein größerer Busch der Gras-Schwertlilie, Iris graminea, die auch als Pflaumen-Iris bezeichnet wird. Diese Schwertlilien-Art kommt natürlich von Nordspanien über Teile Südeuropas bis zur Ukraine vor. In Deutschland gilt sie als eingebürgert. Die ausdauernde Staude bildet Horste, die einem Rhizom entspringen und 15 bis 40 cm hoch werden. Die schmalen, grasartigen Laubblätter werden noch deutlich länger. Zwischen ihnen erscheinen die großen Blüten mit dreizähliger Symmetrie in blauen Farbtönen, die leicht variieren können. Sie duften nach Obst. Schwertlilien sind eine recht große Gattung innerhalb der einkeimblättrigen Pflanzen. Die Gattung umfasst zwischen 200 und 300 Arten, die meist in der Nordhemisphäre im gemäßigten bis wärmeren Klima vorkommen. Hinzu kommen sehr viele Züchtungen, die in die Gärten Eingang gefunden haben.

Schwertlilie

Gras-Schwertlilie [Iris graminea]

 

Ebenfalls im Kalktuff-Bereich finden wir an mehreren Stellen eine kleine Pflanze von entweder weißer oder rosa-violetter Blütenfarbe: Der Alpenbalsam (auch Alpen-Leberbalsam genannt), Erinus alpinus wird nur 5-10cm hoch. Die zu den Wegerich-Gewächsen zählende Art kommt von den Pyrenäen über die Alpen bis zum Apennin und außerdem in Algerien und Marokko vor. Die Pflanzen bilden kleine Horste mit grundständigen Blattrosetten, aus denen an längeren, beblätterten Stängeln die 5-zähligen Blüten hervorgehen. Die kalkliebenden Pflanzen wachsen gerne in steinigem Gelände, in Felsfugen bei sonniger, bis halbschattiger Lage. Im Sommer sollte ausreichend Wasser zur Verfügung stehen. Die Einzelpflanzen sind nicht besonders langlebig, vermehren sich durch Aussaat im Herbst aber selbst sehr reichlich, manchmal sogar mehr als einem lieb ist.

Alpenbalsam

Alpen-Balsam [Erinus alpinus]

 

In der Abteilung unserer trockenheitsliebenden (xerophyten) Pflanzen, Kakteen und anderen Sukkulenten fällt derzeit ein leuchtend gelb blühendes flaches Polster ins Auge. Es handelt sich um die zu den Mittagsblumen gehörende Lesotho-Mittagsblume, Delosperma nubigenum.

Mittagsblume

Lesotho-Mittagsblume [Delosperma nubigenum]

Die Familie der Mittagsblumengewächse (Aizoaceae) umfasst ca. 2400 Arten in etwa 120 Gattungen und ist damit extrem umfangreich. Verbreitungsschwerpunkt ist das südliche Afrika, aber auch in Australien und im Mittelmeergebiet sind einige zu finden. Obwohl die meisten Arten in wüstenhaften Gebieten vorkommen, haben einige wenige doch eine gewisse Frostresistenz erreicht wozu unsere gelbe Mittagsblume gehört. Die bald bodendeckenden Polster werden kaum höher als 5-10cm; die leuchtend gelben Blüten erreichen einen Durchmesser um die 2cm. In der Kultur ist durchlässiges Substrat in voll sonniger Lage wichtig, ein leichter Winterschutz sinnvoll.

Dr. Peter Renner, Verein „Botanischer Garten Adorf e.V.“

 

Mai 2024

War der März durch oftmals angenehme, frühlingshafte Temperaturen gekennzeichnet, so machte der April seinem Namen in Bezug auf das Wetter wieder einmal alle Ehre: Von Sonne, Wolken, Regen, Graupel, Schnee war alles dabei, und die Temperaturen sanken bis unter minus 5°C. Viele der Pflanzen in unserer Anlage haben die Wetterkapriolen gut überstanden, sind die meisten doch durch ihren natürlichen Standort im Hochgebirge Einiges gewohnt. Wie sich der Frost aber auf Obstbäume und -sträucher ausgewirkt hat, bleibt abzuwarten. Schauen wir mal in unseren Garten:

Im Bereich der Pflanzen aus der Balkan-Region sticht momentan ein tiefblau blühendes Polster des Dinarischen Enzians, Gentiana dinarica förmlich ins Auge. Die Art gehört zu einer Gruppe von Enzianen mit großen, trichterförmigen, einzeln gestielten Blüten, zu denen beispielsweise auch der Stängellose Enzian und der Kochsche Enzian gehören. Die Unterscheidung ist nicht ganz einfach, zumal es von vielen Arten der genannten Gruppe mittlerweile auch eine Reihe von Zuchtformen gibt, deren Farbtöne ins Weiße oder Violette gehen können. Der Dinarische Enzian wächst in Höhen bis über 2500m auf dem Balkan in den Regionen des ehemaligen Jugoslawiens, in Albanien und in Teile Italiens. Die Polster bevorzugen Kalkboden, wobei auch etwas Lehm vorhanden sein darf. Der Standort sollte mäßig feucht sein, gut wasserdurchlässig und in voller Sonne liegen.

Dinarischer Enzian

Gentiana dinarica  

 

Vielen von uns dürfte die Schachbrettblume, Fritillaria meleagris, keine Unbekannte sein, hat sie doch mittlerweile in viele Gärten Einzug gehalten. Dort kann man sie ganz gut kultivieren, wenn man ihre Standortansprüche berücksichtigt. Die Art, die auch den deutschen Namen „Kiebitzei“ trägt, verträgt keinen Kalk im Boden. Letzterer sollte mäßig feucht sein, lehmig bis tonig und in sonniger Lage; stärkere Abschattung wird auf die Dauer schlecht vertragen. Die Pflanze gehört zu den Liliengewächsen und bildet als Überdauerungsorgan eine bis 2cm große Zwiebel. Die nickenden Blüten mit 6 Perigonblättern sind ca. 4cm lang, von violetter, weißgepunktet Farbe (-> Schachbrettmuster), wobei es auch nahezu rein weiße Formen gibt. In Europa kommt die Art von Frankreich bis Rumänien vor. Es wird vermutet, dass die Schachbrettblume früher in Mitteleuropa nicht heimisch war. Eine enge Verwandte der Art ist die auch weit verbreitete Kaiserkrone.

Schachbrettblume

Fritillaria meleagris

 

Im Kaukasus sowie in benachbarten Regionen der Türkei und des Iran ist die Prophetenblume, Arnebia pulchra, zuhause. Die Bedeutung des Gattungsnamens Arnebia ist bis heute unklar. Die Gattung umfasst an die 25 Arten. Die Gattung gehört zur Familie der Rauhblattgewächse (Boraginaceae), eine sehr große Pflanzenfamilie mit ca. 150 Gattungen und über 2700 Arten. Die Prophetenblume wird zwar gehandelt, ist aber relativ selten in Kultur anzutreffen. Die Staude wird bis 30cm hoch, ihre Blüten sind leuchtend gelb, trichterförmig mit 5-6 verwachsenen Kronblättern. Auffällig sind die rotbraunen kleinen Flecke zwischen den Kronzipfeln. Bei der Kultur sollte auf einen gut durchlässigen Boden in nicht zu sonniger Lage geachtet werden.

Prophetenblume

   Arnebia pulchra   

 

Dr. Peter Renner, Verein „Botanischer Garten Adorf e.V.“

 

 

April 2024 

Endlich ist es wieder soweit – nun hat der Frühling auch nach dem Kalender begonnen, nachdem bereits im März manchmal frühlingshafte Temperaturen viele Pflanzen, wie Winterlinge, Schneeglöckchen, diverser Krokus-Arten, Steinbreche, Leberblümchen und noch etliche weitere Arten zum Blühen veranlassten. Die winterlichen Wetterverhältnisse waren so, dass keine nennenswerten Schäden bei den Pflanzen entstanden. Am Anfang unsere Gartensaison in der Anlage steht traditionell auch die große Pflanzenbörse am Ostersamstag, der in diesem Jahr schon auf den 30. März fiel. Leider liefen zuvor und auch später noch einige unumgängliche bauliche Maßnahmen in unserer Anlage. Doch werfen wir nun einen Blick auf die Pflanzen, die uns jetzt mit ihrem Blütenflor erfreuen:

Im Bereich der Arten aus Griechenland blüht das kleine, gelbe Karpaten-Felsenblümchen, Draba lasiocarpa, dessen natürliche Verbreitung von der Slovakei bis nach Rumänien reicht; in Österreich ist es sehr selten. Die Standorte sind Felsspalten und Steinschutt, bevorzugt in Kalk. Die Pflanzen bilden tiefgrüne Polster aus grundständigen Blattrosetten, deren feste, längliche Blätter ca. 20mm lang werden. Aus den Rosetten entspringen blattlose Stängel, die am Ende eine Traube aus 3 bis 20 gelben, vierzähligen Einzelblüten mit ca. 5mm langen Kronblättern tragen. Die Gattung Draba gehört zur Pflanzenfamilie der Kreuzblütengewächse, die weltweit mit etwa 4000 Arten in 300-400 Gattungen (die genauen Angaben schwanken je nach Quelle) vertreten sind. Die Pflanzen sollten in voller Sonne bei gut durchlässigem Boden zum Schutz vor Staunässe kultiviert werden. Sie sind voll winterhart.

 

Karpaten-Felsenblümchen

Draba lasiocarpa

 

Gleich an mehreren Plätzen in unserem Garten, die meisten im Bereich der Alpen, sieht man derzeit weißblühende Polster der Schmuckblume, Callianthemum kernerianum. Die Gattung umfasst an die 14 Arten (von denen 3 in Europa vorkommen), und gehört zu den Hahnenfußgewächsen, wobei die systematische Stellung bis heute Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen ist. Die relativ großen, weißlichen, radiärsymmetrischen Blüten sitzen endständig, einzeln an den Stängeln, die Laubblätter tragen, zusätzliche zu grundständigen Blättern. Diese sind ein- bis mehrfach gefiedert und entspringen einem kräftigen Rhizom als Überwinterungsorgan. In unseren Gärten findet man die Art noch relativ selten. Die Kultur sollte in sonniger Lage aber an einem, im Untergrund leicht feucht bleibenden Standort, erfolgen.

 

Schmuckblume

Callianthemum kernerianum

  

Das zeitige Frühjahr ist auch die Blütezeit der meisten Primelarten. Aus den Südwestalpen stammt die Gewelltrandige Primel, Primula marginata, welche in Frankreich und Italien endemisch ist. Dort wächst sie auf Kalk und Schiefer zwischen 500 und 2600m Höhe. Sie wird bis 20cm hoch, hat länglich-eiförmige, tief gezähnte graugrüne Blätter, die leicht bemehlt sind. Die Blüten sind lilafarben und besitzen einen ebenfalls weiß bemehlten Schlund. Die Kultur ist nicht sehr schwierig. Die Pflanze wächst in sandig-lehmiger Rasenerde, nicht zu feucht. Die Flächen sollten leicht geneigt sein.

 

Gewelltrandige Primel

Primula marginata

 

Das Team von Botanischen Garten Adorf und dem Förderverein wünscht nun allen Gästen, Besuchern und sonstigen Pflanzenfreunden eine erfolgreiche und durch reichlich blühende Pflanzen bestimmte Gartensaison sowie schöne Erlebnisse in Biotopen in der freien Natur.

 

Dr. Peter Renner, Verein „Botanischer Garten Adorf e.V.“

 

         

 

Oktober 2023

 

Der Herbst hat auch in unserem Botanischen Garten Einzug gehalten. Letzte „Farbkleckse“ zieren noch die einzelnen Bereiche unserer Anlage; es sind die gleichen Arten, die wir zu dieser Jahreszeit wohl immer angetroffen haben. Wir wollen diesmal von unserm Motto „Was blüht…?“ etwas abweichen. Die Pflanzengruppe, um die es gehen wird, gehört gar nicht zu den Blütenpflanzen, es handelt sich um die Farne, denen (und deren Begleitpflanzen) im Garten ein eigener Bereich gewidmet ist.

Im Gegensatz zu den Blütenpflanzen, welche sich über die Bildung von Samen (und gelegentlich auch über Ausläufer etc.) vermehren, geschieht das bei den Farnen, die keine Blüten bilden, über Sporen. Farne sind entwicklungsgeschichtlich sehr alt, deutlich älter als die Samenpflanzen. Erstmals traten sie vor ca. 400 Millionen Jahren in Erscheinung. Im Erdzeitalter des Karbon, in welchen z.B. unsere Steinkohlenlagerstätten vor 360 bis 300 Millionen Jahren entstanden, gehörten sie zu den dominierenden Arten und waren oft viel größer als die heute vorkommenden Spezies, von denen nunmehr weltweit ca. 12000 existieren (Blütenpflanzen gibt es annähernd 20mal so viele). Viele Arten bevorzugen eher feuchte und schattige Standorte in Wäldern, andere haben sich auch anderswo angepasst. In Europa finden wir um die 200 Arten, in Deutschland sind es noch um die 40.

Beginnen wir mit einer kleinen Art, die auch bei uns heimisch ist, aber auch sonst in vielen Teilen der Erde zu finden ist, dem Braunstieligen Streifenfarn, Asplenium trichomanes. Die Art wird nur 5-25 cm hoch. Sie wächst gerne auf basischem Untergrund und besiedelt im Vogtland oftmals Diabas-Felsen, wo sie in Spalten wächst aber auch in Mauerfugen oder auf Baumwurzeln, wobei immer feuchte Standorte bevorzugt werden. Eine sehr ähnliche Art, die ebenfalls bei uns vorkommt ist der Grünstielige Streifenfarn, Asplenium viride, dessen Fiederblättchen aber auf deutlich zu erkennenden kurzen Stielchen sitzen. Die an der Blattunterseite sitzenden Sporen reifen während des Sommers aus.

Braunstieliger Streifenfarn

Asplenium trichomanes

 

Pfauenrad-Frauenhaarfarn, Adiantum pedatum kommt sowohl in Nordamerika wie auch in Ostasien vor, wo er bevorzugt in feuchten Biotopen gedeiht. Die Gattung der Frauenhaarfarne ist mit über 220 Arten weltweit verbreitet. Unsere Art ist ca. 40cm hoch. Die etwa 2cm langen Fiederchen haben eine halbkreisförmige Gestalt und sind an der Vorderseite gelappt. Sie erscheinen in frischem Grün an einer schwarzen Achse. Die Wedel besitzen eine rundliche Form, die der Art auch zu ihrem deutschen Namen verhalf. Gepflanzt werden sollte an einem etwas feuchten humusreichen Standort in halbschattiger Lage.

Pfauenrad-Frauenhaarfarn

Adiantum pedatum

 

Wir kehren noch einmal zur großen Familie der Streifenfarngewächse zurück. Dazu gehört auch der Hirschzungenfarn, Asplenium scolopendrium, oft auch einfach nur als Hirschzunge bezeichnet. Auf der Blattunterseite befinden sich braune Streifen (Sori), welche die zur Vermehrung wichtigen Sporen enthalten (Einschub in Abb. 3). Die Art wächst in der nördlichen Hemisphäre in gemäßigten bis kühlen Regionen. In Deutschland ist die Art geschützt, da sie nicht sehr häufig und nur in bestimmten Regionen vorkommt. Standorte sind beispielsweise sickerfeuchte Stellen mit nördlicher Exponierung in Laubwäldern.

Hirschzungenfarn

Asplenium scolopendrium

 

Ende Oktober schließt unsere Anlage für Besucher und gönnt den Bewohnern ihre wohlverdiente Winterruhe. Wir hoffen, dass der Winter wetterseitig so ausfällt, dass sich witterungsbedingte Schäden an den Pflanzen oder auch Ausfälle in engen Grenzen halten. Unseren Besuchern wünschen wir vom Verein und der Stadt Adorf eine schöne Zeit und freuen uns auf ein Wiedersehen in der nächsten Saison.

 

Dr. Peter Renner, Verein „Botanischer Garten Adorf e.V.“

 

 

September 2023

 

Mit dem 1. September beginnt im meteorologischen Sinne der Herbst, und das stimmt in diesem Jahr auch durchaus mit unserem subjektiven Empfinden überein. Der August begann recht kühl und niederschlagsreich und ebenso ging er auch zu Ende. In der Monatsmitte wurden dagegen recht hohe Temperaturen erreicht. Jahreszeit und Witterungsverlauf spiegeln sich jetzt auch im äußeren Erscheinungsbild unserer Anlage wider: In den meisten Bereichen sind ein Großteil der Pflanzen verblüht, nur für die Abteilung der gartenwürdigen Züchtungen mit ihrem großen Staudenanteil trifft dies nicht zu, hier blüht es noch sehr reichlich.

 

Bleiben wir zunächst hier. Da fällt eine leuchtend rot blühende, mittelhohe Staude ins Auge. Es ist ein Vertreter der Gattung Helenium, auf Deutsch Sonnenbraut, hier die Sorte „Rubinzwerg“. Die zu den Korbblütlern gehörende Gattung umfasst etwas mehr als 30 Arten und stammt vom amerikanischen Kontinent. Zu den natürlich vorkommenden Arten kommt mittlerweile eine Reihe von schönen Züchtungen. In der Gattung gibt es 1- und 2-jährige Arten sowie mehrjährige Stauden. Ihre Wuchshöhen variieren zwischen 10cm und 160cm. Vorherrschende Blütenfarben sind rot und gelb. Die leuchtend rot blühende Züchtung „Rubinzwerg“ wird nur ca. 80cm hoch und bringt eine Vielzahl von Einzelblüten hervor. Die Laubblätter weisen eine lanzettliche Form auf und sind am Rand leicht gezackt. Da die Wildarten meist auf feuchtem Boden wachsen, sollte bei anhaltender Trockenheit gelegentlich gewässert werden. Auch ein Umpflanzen nach einigen Jahren ist dem reichlichen Blütenwachstum förderlich.

Sonnenbraut

Helenium „Rubinzwerg“

 

Wir bleiben noch bei den gartenwürdigen Züchtungen. Etwas unauffälliger, an der Treppe am hinteren Ende blüht jetzt ein Seidelbast, Daphne collina x arbuscula. Das Interessant bei diesem kleinen Strauch ist, dass er üblicherweise im Frühjahr, meistens im Mai, zur Blüte kommt. Aber gerade bei dieser Züchtung ist eine Nachblüte im Spätsommer durchaus nicht unüblich. Die Gattung der Seidelbastgewächse, Thymelaeaceae, umfasst etwa 90 Arten und ist in Europa und Asien verbreitet. Im Vogtland gibt es noch einige wenige Standorte des Echten Seidelbastes (Daphne mezereum). Bevorzugt werden humusreiche, durchlässige, steinige Böden in eher kühlen Lagen, bevorzugt über basisch verwitterndem Gestein, im Vogtland ist dies Diabas. Eine Vermehrung ist durch Stecklinge und Samen möglich. Beim Umgang sollte beachtet werden, dass Seidelbast giftig ist: Etwa 10 der auffällig roten Beeren unserer heimischen Art können bei Kindern tödlich sein!

Seidelbast

Daphne collina x arbuscula

 

Wenden wir uns schließlich doch noch einer reinen Art aus dem Bereich der Alpenpflanzen zu, nämlich der Silberdistel, Carlina acaulis. Diese attraktive Art wird auch noch als Wetterdistel oder Eberwurz bezeichnet und auch weitere regional verbreitete deutsche Bezeichnungen existieren. Sie ist ein Korbblütengewächs mit einer sehr langen Pfahlwurzel, über der eine bodenständige Blattrosette angeordnet ist. Das Blütenkörbchen kann 5-10cm Durchmesser erreichen und erscheinen an einem meist nur sehr kurzen Stiel. Die mittel- und südeuropäische Art ist in Deutschland weit verbreitet und reicht im Norden etwa bis zum Harz. In alpinen Regionen erreicht sie eine Höhenausbreitung bis 2800m. Sie steht unter Naturschutz. Die Standorte liegen in sehr sonnigen Lagen auf trockenen, steinigen Böden. Eine Vermehrung ist im Herbst durch Samen möglich.

Silberdistel

Carlina acaulis

 

Dr. Peter Renner, Verein „Botanischer Garten Adorf e.V.“

 


August 2023

 

Der zurückliegende Monat Juli war ein echter Sommermonat mit hohen Temperaturen zeitweise über 30°C; aber leider ließen die Niederschläge sehr lange auf sich warten, womit nicht alle Pflanzenarten immer gut zurechtkommen. Erst die letzte Woche des Monats brachte einen Temperatursturz mit sich und dazu viel Regen, der nun auch tiefer liegende Bodenschichten erreichen konnte. In vielen Teilen unseres Gartens sieht es nun längst nicht mehr so bunt aus, wie vor Wochen, aber es blühen immer wieder interessante Arten.

 

Im nördlichen Kalktuff-Bereich blüht jetzt ein kleiner Halbstrauch, der durch auffällige Blütenstände ins Auge fällt. Es handelt sich dabei um den Rundblättrigen Dost, Origanum rotundifolium. Der recht kleine Halbstrauch, der auch manchmal als Hopfendost oder Hopfenoregano bezeichnet wird, hat seine Heimat in der nordöstlichen Türkei bis zum Kleinen Kaukasus in Georgien. Er wächst dort auf felsigem Untergrund und wird bis 30cm hoch. Die Art liebt einen Standort in voller Sonne auf gut drainiertem Untergrund. Die Frosthärte ist nicht besonders hoch; dem sollte bei der Kultur Rechnung getragen werden. Die auffälligen Blütenstände bestehen aus kleinen blassvioletten Einzelblüten, die von großen blassgrünen Tragblättern umgeben sind. Die Gattung gehört zur Familie der Lippenblütengewächse und umfasst etwa 45 Arten, die in verschiedene Gruppen untergliedert sind. Mittlerweile gibt es auch eine ganze Reihe von Zuchtformen.

Rundblättriger Dost

Origanum rotundifolium

 

Bei unserer nächsten Pflanze, dem Federmohn, Macleaya cordata, darf es schon mal etwas mehr sein, was die Höhe betrifft: Die imposante Staude überschreitet locker die 2m-Marke in Anhängigkeit von den Standortverhältnissen. In unserem Garten finden wir sie bei den Waldpflanzen Eurasiens in der Nähe des Zaunes. Die Gattung mit lediglich 2 Arten gehört zu den Mohngewächsen und hat ihre Heimat in Ostchina und Japan. Die großen Blätter sind herzförmig mit starken Einbuchtungen und haben eine blaugrüne bis graugrüne Färbung auf der Oberseite. Die vielblütigen, federartigen endständigen Blütentrauben bestehen aus einer großen Anzahl unscheinbarer kleiner rosafarbener Blüten. Bei Verletzung sondert die Pflanze einen gelben Saft ab. Die Stängel knicken sehr leicht (z.B. auch bei starkem Wind). Durch unterirdische Rhizome kann sich die Pflanze sehr stark vermehren, was bei der Standortwahl bedacht werden sollte.

Federmohn

Macleaya cordata

 

Unsere nächste Art finden wir bei den Pflanzen aus den Alpen. Es ist die Astlose (oder auch Traubige) Graslilie, Anthericum liliago. Die zu den Spargelgewächsen gehörige Gattung ist in Europa, Kleinasien und Nordafrika heimisch und umfasst etwa 50 Arten. Unsere Pflanze bildet Horste mit 50-60cm Höhe. Ihre Laubblätter bilden eine grundständige Rosette und sind von grasartiger Form. Daraus entspringen die traubigen Blütenstände mit bis zu 10 Einzelblüten von weißer Farbe. Die Einzelblüten bestehen aus 6 Blütenblättern, die bis zu 20mm lang werden. Der Pflanzenstandort sollte vollsonnig und gut wasserdurchlässig sein. Eine Vermehrung ist durch Samen oder Teilung im zeitigen Frühjahr möglich.

Astlose Graslilie

Anthericum liliago

 

 Dr. Peter Renner, Verein „Botanischer Garten Adorf e.V.“

      

 

Juli 2023

 

Die erste Hälfte des Jahres ist nun schon Geschichte, und der Sommer hat jetzt auch nach dem Kalender begonnen, nachdem er, gefühlt, schon eine Weile andauert. Der Flor der Frühblüher gehört längst der Vergangenheit an, und in allen Teilen unserer Anlage hat der Sommeraspekt Einzug gehalten. Besonders farbenfreudig geht es nun bei den gartenwürdigen Züchtungen zu, aber auch in den Bereichen mit natürlich vorkommenden Arten aus aller Welt ist viel Interessantes zu finden.

In den Monaten Mai und Juni blühten in vielen Gärten und öffentlichen Parks und Anlagen die jedermann bekannten Rhododendren. Die Pflanzengattung, die zur Familie der Heidekraut-Gewächse zählt, ist sehr artenreich (über 1000) und auf der Nordhalbkugel weit verbreitet. Zu den natürlich vorkommenden Arten gesellen sich schier unüberschaubar viele Zuchtformen. Eine relativ kleinwüchsige Art aus den Alpen ist die Bewimperte Alpenrose, Rhododendron hirsutum.

 

 

Bewimperte Alpenrose

Rhododendron hirsutum

 

 

Weitere verbreitete deutsche Namen sind Almrose, Almrausch oder Steinrose. Der kleine, immergrüne Strauch erreicht Höhen zwischen 20 und 100cm. Seine hellroten Blüten von 5-zähliger Symmetrie und ca. 1,5cm Länge der Kronblätter erscheinen im Frühling bis zum Frühsommer. Die Art wächst auf Kalk (im Gegensatz zur verwandten Rostroten Alpenrose, welche Silikatuntergrund bevorzugt). Bei uns steht sie im Bereich Kalktuff. In den Alpen wächst sie vor allem in den östlichen Teilen des Gebirges in Höhenlagen zwischen 600m und 2500m. Wie andere Rhododendronarten auch enthält sie das Gift Andromedotoxin.

Im Asien-Bereich blüht zurzeit das Taurische Brandkraut, Phlomis taurica aus der Familie der Lippenblütengewächse. Wie der Name schon andeutet, kommt die Pflanze ursprünglich aus dem Taurus-Gebirge in der heutigen Türkei, wo sie auf warmen und sonnigen Standorten über Kalk-Untergrund gedeiht. Die Staude wird knapp einen halben Meter hoch. Die hellrotvioletten Blüten entspringen dichten Scheinquirlen. Die gegenständigen Laubblätter sind spitz-lanzettlich, am Rand leicht gekerbt. Die Art ist in unseren Breiten frosthart und kann durch Stecklinge von nichtblühenden Trieben sowie durch Aussaat vermehrt werden.

 

Taurisches Brandkraut

Phlomis taurica

 

Wir verweilen noch ein wenig in der Familie der Lippenblütengewächse. Auf Kreta, in Syrien und der Türkei wächst das Syrische Gliedkraut, Sideritis syriaca. Da die Verbreitungsgebiete nicht zusammenhängend sind, spricht man von einem disjunkten Areal. In unserer Anlage finden wir die Pflanze im Bereich Griechenland. Die Gattung Sideritis umfasst an die 140 Arten und ist von Makronesien (Inselgruppen der Azoren, Madeira, Kanaren und Kapverden) über den Mittelmeerraum, Russland bis nach China mit größtem Artenreichtum im Westteil des Bereiches verbreitet. Sie enthält einjährige Arten, Stauden und teilverholzte Halbsträucher. Das Syrische Gliedkraut wird 30-50cm hoch, die gegenständigen Blätter sind dicht behaart. Die in bis zu zehn dicht übereinander angeordneten Scheinquirlen erscheinenden kleinen gelben Blüten sind etwa einen Zentimeter lang. Die Pflanze wir zur Teezubereitung verwendet und ist als Kretischer Bergtee oder Griechischer Bergtee bekannt.

 

Syrische Gliedkraut

Sideritis syriaca

 

Dr. Peter Renner, Verein „Botanischer Garten Adorf e.V.“

 

 

Juni 2023

  

Der Monat Mai endete mit einer Wetterlage, die schon dem nahenden Sommer recht nahekommt. Durch ein ausgeprägtes Hochdruckgebiet über Mitteleuropa war es viele Tage sonnig bei oft wolkenlosem Himmel und Temperaturen um oder auch über 20°C. Leider fehlten in diese Zeit Niederschläge, und auch ein kräftiger Wind förderte die rasche, zumindest oberflächliche Austrocknung der Böden. So war häufiges Wässern, zumindest von Teilen der Anlage angesagt. Der Blütenflor ist noch immer sehr artenreich, wenn auch mit einer Verschiebung des Schwerpunktes zu etwas anderen Pflanzen als im Vormonat.

Im Bereich der Arten aus Nordamerika blühen gleich mehrere Spezies aus der Gattung Bartfaden (Penstemon), wie der Strauchige Bartfaden, Penstemon scouleri. Bei der exakten Bezeichnung tauchen in der Literatur mitunter verschiedene Varianten auf, wie Penstemon fruticosus ssp. scouleri, auch sind unterschiedliche deutsche Namen zu finden wie Großblütiger oder Verholzender Bartfaden. Der immergrüne Strauch stammt auch dem Westen Nordamerikas, kann bis 50cm hoch werden. Die hellen rosa-violetten Blüten werden 4-10cm lang; die Laubblätter weisen eine lanzettliche Form mit gesägtem Rand auf. Der Pflanzenstandort sollte in der Sonne bis Halbschatten liegen; bei starkem Frost im Winter ist ein Schutz ratsam. Die gesamte Gattung aus der Familie der Wegerich-Gewächse ist in ihrem Vorkommen auf Nordamerika bis Mexiko beschränkt.

 

Strauchiger Bartfaden

Penstemon scouleri

 

Kommen wir nun zu einer Art, die mit etwas Glück auch in den Wäldern des Vogtlandes zu finden ist, nämlich dem Zweiblättrigen Schattenblümchen, Maianthemum bifolium. Wir finden sie bei den Farnen und ihren Begleitpflanzen. Die zierliche Staude wächst bei uns in feuchten, kühlen Wäldern mit reichlicher Humusschicht. Die blühenden Stängel werden kaum höher als 15cm, tragen zwei herzförmige Laubblätter und eine weiße Blütentraube am Ende. Die nur 4-6mm kleinen Einzelblüten besitzen eine 4-zählige Symmetrie. Aus ihnen gehen später Früchte in Form roter Beeren hervor, die leicht giftig sind. Die Art kommt im gemäßigten Mitteleuropa, Asien bis Japan vor, in den Alpen bis 1950m Höhe. Nachdem der Gattung aus der Familie der Spargelgewächse früher nur 3 Arten zugeordnet wurde, sind es nach neueren, auch genetischen Untersuchungen um die 40 Arten.

 

Zweiblättriges Schattenblümchen

Maianthemum bifolium

 

Von den mitteleuropäischen Wäldern geht es nun nach Süden, ins Apennin, dort gedeiht die kleine Kugelblumenart Globularia bellidifolia. Die Gattung Globularia aus der Familie der Wegerich-Gewächse umfasst nur ca. 20-30 Arten und ist, mit wenigen Ausnahmen, hauptsächlich im Mittelmeergebiet verbreitet. Die beschriebene Art ist im Vergleich zu ihren nahen Verwandten eher klein und zierlich und auch in den Gärten bei uns nicht oft anzutreffen. Die Art bildet ein tiefgrünes dichtes Polster aus Laubblättern, aus denen die nur kurzgestielten blauen Blütenstände hervortreten. Die kompakten Blütenköfpchen bestehen aus sehr kleinen Einzelblüten aus 5 zu einer Röhre verwachsenen Kronblättern. Kugelblumen wollen volle Sonne am Standort mit durchlässiger Erde. Vermehren kann man sie durch Teilung im Frühjahr oder auch durch Samen. Bei einigen Arten kann ein Winterschutz nützlich sein.

 

Kugelblume

Globularia bellidifolia

 

Dr. Peter Renner, Verein „Botanischer Garten Adorf e.V.“

 

 

 

Mai 2023
 

Der Mai ist der Monat, „der alles neu“ macht: Die Bäume und Sträucher treiben ihre neuen Blätter aus und tauchen die Natur in eine große Vielfalt zunächst unterschiedlicher Grüntöne; später verschwinden die helleren Schattierungen wieder, und es wird etwas einheitlicher. Aber auch andere Blütenpflanzen in den verschiedensten Biotopen machen die Natur bunter. Der April hat dafür die Voraussetzungen geschaffen: Es fielen ausreichend Niederschläge, die Temperaturen waren unterschiedlich, wie es in diesem Monat meistens so üblich ist. Waren im Vormonat in unserem Botanischen Garten die blühenden Arten noch recht übersichtlich, was ihre Anzahl betrifft, so fällt jetzt die Auswahl deutlich schwerer.

Eine eher unauffällige Art ist die Schaftdolde, Hacquetia epipactis, die im Karpaten-Bereich des Gartens zu finden ist. Es ist eine kleine, flach wachsende Art, die zwischen 10 und 20cm noch wird. Ihr Blütenstand ist eine Dolde aus kleinen gelbgrünen Einzelblüten, deren Kronblätter nur 1,5mm lang sind. Die Dolde ist von 5 bis 6 grünen Hüllblättern von 2-3cm Länge umgeben. Die Schaftdolde kommt in den Karpaten vor, außerdem in Italien, Österreich, Slowenien und Kroatien; in Deutschland gibt es einen Standort in Bayern, wo sie wohl eingeschleppt wurde. Ihre Standorte reichen bis in die subalpine Höhenstufe. Bevorzugt werden lichte, frische Laub- und gelegentlich auch Nadelwälder, gerne auf kalkhaltigem Untergrund. In unseren Gärten ist sie bislang nur sehr selten als Zierpflanze zu finden.

 

 

 Schaftdolde

Hacquetia epipactis

 

Von den Karpaten machen wir nun einen großen Sprung nach Nordamerika; in den Gebirgen im Nordwesten der USA (Bundesstaaten Oregon, British Columbia und Washington) wächst eine Pflanze aus der Familie der Mannsschild-Gewächse, die dort kleine pinkfarben blühende Polster bildet. Es handelt sich um Androsace laevigata (gelegentlich auch Douglasia laevigata genannt). Die Blätter bilden Matten aus dichten Rosetten, aus denen die Blüten kurzgestielt entspringen. Sie weisen eine 5-zählige Symmetrie auf und sind hell- bis tiefrosa-pinkfarben. Die Art wächst auf felsigen Standorten bis in 2400m Höhe.  Die Gattung Mannsschild gehört zur Familie der Primelgewächse, umfasst mehr als 125 Arten und ist auf der Nordhalbkugel in kühleren Regionen verbreitet.

 

Mannsschild

Androsace laevigata

 

Vom Nordwesten Amerikas geht es nun zurück in den Südwesten Europas, nach Spanien. Dabei bleiben wir aber bei den Primel- und Mannsschild-Gewächsen. Für die Goldprimel gab es schon verschiedene wissenschaftliche Pflanzennamen: Vitaliana primuliflora; Androsace vitaliana und andere. Wir beschreiben hier die Unterart ssp. assoana, ohne weiter auf die Namensgeschichte einzugehen. Sie kommt in verschiedenen Gebirgsregionen der Iberischen Halbinsel, außer den Pyrenäen, vor. Insgesamt unterscheidet man heute 6 Unterarten. Alle bilden flache, dichte Polster mit gelben röhrig-glockigen Blüten von etwa 1cm Länge. Außer in Spanien kommen Goldprimel auch in den Alpen und den italienischen Abruzzen vor, gedeihen bevorzugt in steinigen Rasen auf Silikatgestein in Höhen bis 3100m.

 

Goldprimel

Vitaliana primuliflora ssp. assoana

 

 Dr. Peter Renner, Verein „Botanischer Garten Adorf e.V.“

 

 

April 2023

Im April öffnet unserer Botanischer Garten traditionsgemäß wieder seine Tür für Besucher, und kurz nach der Eröffnung findet am Oster-Samstag unsere Frühjahrs-Pflanzenbörse statt.

Viele von uns haben sicher schon sehnsüchtig darauf gewartet. Der zurückliegende Winter wies keine meteorologischen Besonderheiten auf, weder gab es extreme Schneemengen noch Perioden mit lange anhaltenden sehr niedrigen Temperaturen und Barfrösten. In den letzten Winterwochen war es gelegentlich schon fast frühlingshaft. In der letzten Märzwoche meldete sich der schon fast vergessene Winter jedoch nochmals kurz zurück und schickte etwas Schnee und Temperaturen um den Gefrierpunkt. Wie immer um diese Zeit hält sich die Zahl der derzeit blühenden Arten noch in eng überschaubaren Grenzen, einmal, weil das Ende März / Anfang April ganz normal ist, zum anderen bedingt durch das besondere Mikroklima in unserem Garten, welcher sich in einem engen Tal mit abfließender Kaltluft befindet. Schauen wir uns einmal um:

Zahlreiche Arten aus der Steinbrech-Gattung (Saxifraga) zeigten schon im März, einige sogar im Februar ihre ersten Blüten, nun tragen bereits viele dazu bei, dass einige „Farbkleckse“ im sonst noch recht eintönigen Umfeld hervorstechen. In unserer Asien-Abteilung ist der Himalaya-Steinbrech (Saxifraga lilacina) mit mehreren reichblühenden kleinen Polstern vertreten. Die Blattrosetten sind recht klein, kompakt und bilden dichte, flache Polster, aus welchen große Mengen kurz gestielter Blüten von weißer Farbe mit leichtem rosa-Hauch hervorgehen. Diese Blüten besitzen 3-5 Kronblätter und messen 1-1,5cm im Durchmesser. Die aus dem westlichen Himalaya, also aus Pakistan und Nordindien stammende Art gedeiht dort im Gegensatz zu sehr vielen ihrer Verwandten auf eher saurem und neutralen Gestein und nicht auf Kalk. Der Untergrund der Pflanzung sollte etwas kiesig und damit gut drainiert sein. Sonnige bis halbschattige Lagen werden bevorzugt. Ansonsten ist die Art relativ pflegeleicht.

 

 

Himalaya-Steinbrech

Saxifraga lilacina

 

Eine gewisse äußerliche Ähnlichkeit mit der eben beschriebenen Gattung, zumindest, was die Blattrosetten betrifft, haben die Hungerblümchen (Draba), ansonsten gehören sie aber zu einer anderen Pflanzenfamilie, nämlich den Kreuzblütengewächsen. Eine Art davon ist der Kreta-Endemit Draba cretica, die Art kommt also nur auf dieser Mittelmeerinsel vor. Dort wächst sie auf Kalkfelsen mit geringer Humusauflage in Höhen zwischen 1100 und 2400 Metern. Ihre gelben, vierzähligen Blüten erscheinen zu mehreren am Ende relativ kurzer Stängel, die einer Blattrosette mit behaarten, länglichen Blättern entspringen. Die Gattung Draba selbst umfasst über 300 Arten, und hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in den nördlichen gemäßigten bis arktischen Breiten, wobei es auch einige Ausnahmen aus anderen Klimazonen gibt.

 

 

Kretisches Hungerblümchen

Draba cretica

 

Nahezu jedermann bekannt, weit verbreitet in unseren heimischen Gärten und immer wieder schön anzusehen sind Pflanzen aus der Gattung Helleborus, bei uns bekannt als Nieswurz, Schneerose, Christrose oder auch Lenzrose. Wir stellen hier die Art Helleborus niger vor, unsere weißblühende Christrose. Diese, sowie andere Arten und Formen der Gattung stehen in unserem Garten an verschiedenen Orten, die auch der Verbreitung der gesamten Gattung entsprechen, nämlich vorwiegend in Europa und Westasien, wo sich ca. 15 Arten finden. Die Pflanzen wünschen einen halbschattigen Platz in frischer humoser Erde. Im Frühjahr entfernt man die abgestorbenen Blätter des Vorjahres. Eine Vermehrung erfolgt durch Teilung der Pflanzen in dieser Jahreszeit oder auch durch Samen. Nieswurz-Arten enthalten zahlreiche pharmakologisch wirksame Inhaltsstoffe, z.B. solche, die den Digitalis-Glykosiden aus dem Fingerhut recht ähnlich sind, woraus auch deren Giftigkeit resultiert. Auch zu Heilzwecken wurden seit dem 16. Jh. Pflanzen kultiviert. Mittlerweile gibt es auch schöne, farbige Kultivare für unsere Gärten.

 

 

Schneerose

Helleborus niger

 

Dr. Peter Renner, Verein „Botanischer Garten Adorf e.V.“

 

 

Oktober 2022

 

Mittlerweile sagt uns nun auch der Kalender, dass der Herbst begonnen hat. Nachdem sich der heiße Sommer schon vor einiger Zeit verabschiedet hat, kamen im September die langersehnten Niederschläge, und die Temperaturen sanken merklich, in den letzten Tagen war es dann früh in manchen Lagen auch schon einmal durch Raureif weiß. Auch unserem Garten sieht man mittlerweile an, dass die kühlere Zeit bevorsteht. Die Anzahl der jetzt noch blühenden Arten hält sich deutlich in Grenzen, aber dennoch gibt es noch den einen oder anderen „Farbklecks“.

So findet man im Bereich der Pflanzen aus dem Apennin das pinkfarben blühende, einjährige Nelken-Leimkraut, Silene armeria. Die ursprüngliche Heimat dieser Art ist das Mittelmeergebiet bis zur Türkei. Mittlerweile ist sie allerdings in vielen Gebieten eingebürgert und wird als Kulturpflanze genutzt. Bei uns werden die Pflanzen um die 30cm hoch, anderer Orts kann es noch mehr sein. Die Blätter sind lanzettlich, die 5-zähligen Blüten bilden Scheindolden aus. Am natürlichen Standort bevorzugt das Nelken-Leimkraut trockene Böden, oftmals Brachland. Bereits 1753 hat Carl von Linné diese Pflanzenart erstmals beschrieben, in der Zwischenzeit hat sich der Name mehrfach geändert. Die Art gehört zu der sehr großen Pflanzenfamilie der Nelkengewächse, welche mit ihren über 2200 Arten weltweit verbreitet ist, die meisten davon in den gemäßigten nördlichen Breiten. Viele Zierpflanzen gingen aus dieser Familie hervor.

 

 

Nelken-Leimkraut

Silene armeria

 

Eine typische Pflanze dieser Jahreszeit, welche auch noch mit ihrem deutschen Namen daran erinnert, ist die Herbstzeitlose, Colchicum autumnale. Im deutschsprachigen Raum existieren viele Dutzend (!) von Trivialnamen, oftmals sehr abhängig von der jeweiligen Region. Die beiden abgebildeten Pflanzen aus unserer Anlage sind Zuchtformen mit besonders großen bzw. weißen Blüten. Die natürlichen Standorte finden sich in weiten Teilen Europas, bevorzugt mehr im Norden. Es sind feuchte, nährstoffreiche Wiesen. Im Herbst erscheinen die blassrosa Blüten mit 6, am Grunde zu einer Röhre verwachsenen Blütenblättern; im Frühjahr erscheinen dann die Blätter, oft mit einer großen Kapselfrucht. Durch ihren Gehalt am Alkaloid Colchicin sind alle Teile der Pflanze hoch giftig! Auch in jüngster Vergangenheit kam es zu tödlichen Vergiftungen. Richtig dosiert hat Colchicin in der Medizin große Bedeutung als Medikament gegen Gicht. Auch in der Pflanzenzucht wird es zur Erzeugung besonders großer Pflanzen (Polyploidie-Formen) genutzt.

 

Herbstzeitlose

Colchicum autumnale

 

Eine andere typische, im Herbst blühende Art ist der Chinesische Herbst-Enzian, Gentiana sino-ornata. Die Pflanzen bilden niedrig-bleibende Stauden mit rasenartigem Wuchs und bis zu 15cm langen Trieben. An deren Enden stehen einzelne, trompetenartige Blüten von blauer bis leicht violetter Farbe mit hellerem Grund und dunkelblauen Streifen. Im Gegensatz zu viele anderen Enzian-Arten vertagen sie keinen Kalk und wünschen einen leicht feuchten, gut durchlässigen Boden über Silikatgestein. In ihrer Heimat, dem Südwesten Chinas, wachsen sie im Hochgebirge, oft weit oberhalb von 3000 Metern. Hierzulande existieren durch Selektion und Kreuzung mittlerweile sehr zahlreiche Sorten, mit Farbvarianten zwischen weiß, hell- und dunkelblau bis zu gefüllten Formen.

 

 

Chinesische Herbst-Enzian

Gentiana sino-ornata

 

Ende Oktober schließt unsere Anlage, und die Pflanzen gehen in Ihren „wohlverdienten Winterschlaf“, nach einem Jahr mit zahlreichen Herausforderungen. Wir wünschen Ihnen, liebe Gäste und Interessenten, eine schöne Zeit und freuen uns auf einen Besuch ab April 2023.

 

Dr. Peter Renner, Verein „Botanischer Garten Adorf e.V.“

  

September 2022

  

Der erste September gilt als der meteorologische Herbstanfang. Die Tage sind schon merklich kürzer als im Juni, die Nächte manchmal schon recht kühl, mitunter weniger als 10°C warm. Im August hatte sich das trocken-heiße Wetter von Juni und Juli fortgesetzt. Erst am letzten Wochenende des Monats fiel Niederschlag in nennenswerten Mengen, was der Natur richtig guttat. Bedingt durch den Witterungsverlauf verblühten viele Arten schneller als in anderen Jahren. In der Anlage finden wir jetzt noch größere Mengen an blühenden Herbstenzianen, und auch bei den Züchtungen ist es noch recht bunt.

Fast schon etwas versteckt blüht bei den Farnen und deren Begleitpflanzen das Herbst-Alpenveilchen, Cyclamen hederifolium, auch Efeublättriges Alpenveilchen genannt. Der Artname erschließt sich einem schnell bei einem Blick auf die Blätter: Die Ähnlichkeit zum Efeu ist augenfällig. Die Art kommt recht häufig im Süden Europas vor; das Verbreitungsgebiet reicht von Frankreich bis hin zur Türkei. Dort findet man die Pflanzen oft in lichten Laub- oder Pinienwäldern aber auch in blockreichem Gelände mit Humusauflage und am Fuß von Mauern. In der Höhe steigt sie bis auf 1300m auf. Wie bei allen Alpenveilchen entspringen Blätter und Blüten einer unterirdischen Knolle, die weit über 10cm groß werden kann. Die Pflanze selbst wird nur 10-15cm hoch. Bereits seit dem 16. Jahrhundert ist diese Art in Kultur. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Zuchtformen, die in der Blütenfarbe zwischen reinem weiß und dunklem rosa variieren. Ihre gute Frostverträglichkeit hat auch in unseren Breiten zu einer weiten Verbreitung geführt. Die Gattung Cyclamen umfasst heute 24 Arten, je nach Autor waren es aber auch schon einmal ein paar mehr oder weniger.

 

Efeublättriges Alpenveilchen

Cyclamen hederifolium

 

Im Bereich der Alpenpflanzen blüht jetzt noch das Seealpen-Sonnenröschen Helianthemum lunulatum, das wie der Namen schon erkennen lässt, seinen Naturstandort in den Seealpen, also einem kleinen Teil der Alpen von Südfrankreich über Monaco bis Italien hat. Die Art ist ein relativ kleiner Halbstrauch, d.h. dass seine Triebe an der Basis verholzen. Die Höhe beträgt kaum mehr als 15cm. Auch die seitliche Ausbreitung geht selten über 30cm hinaus. Die Pflanze ist wintergrün verliert ihre Blätter also nicht. Sonnenröschen haben ihren Namen danach erhalten, dass sich ihren Blüten nach der Sonne ausrichten (was andere Arten auch tun), zudem haben viele natürlich vorkommende Arten eine leuchtend gelbe Blütenfarbe. Die Gattung, die im Mittelmeer-Raum beheimatet ist, umfasst um die 100 Arten, wobei diese Zahl von unterschiedlichen Autoren auch stark abweichend angegeben wurde. Mittlerweile existieren auch viele Kulturformen, nicht nur in Gelb, sondern auch weiß, orange-rot und verschiedenen Rottönen. Bei der Pflanzung von Sonnenröschen sollte auf einen trocken-sonnigen Standort und durchlässigen Boden geachtet werden.

 

Seealpen-Sonnenröschen

Helianthemum lunulatum

 

Im Staudengarten, bei den Züchtungen, blüht jetzt ein Scheinsonnenhut besonders prächtig. Es ist der Rosa Sonnenhut „Primadonna Rosa“, Echinacea purpurera „Primadonna Rosa“ (Bild 3). Dabei weist die Pflanze in unserem Garten eine selten zu beobachtende Eigenschaft auf: Die Blüten besitzen einen zweiten Kranz aus Zungenblüten (steril), welcher dem oberen Teil des aus fertilen Röhrenblüten gebildeten „Igels“ entspringt. Die gesamte Pflanze bildet einen Horst von etwa 80cm Höhe. Die kräftig dunkelgrünen lanzettlichen Blätter werden im Herbst abgeworfen. Gepflanzt wird in einen humosen, frischen Gartenboden, welcher eine gute Durchlässigkeit aufweisen sollte. Die Gattung stammt aus dem östlichen Nordamerika. Dort werden die Pflanzen schon sehr lange für Heilzwecke bei unterschiedlichen Anwendungen genutzt. Ca. 10 Arten gibt es innerhalb der Gattung, die sowohl als Sonnenhut, Scheinsonnenhut oder auch Igelkopf bezeichnet wird.

 

 

Rosa Scheinsonnenhut

Echinacea purpurea „Primadonna Rosa“

 

Dr. Peter Renner, Verein „Botanischer Garten Adorf e.V.“

  

August 2022

     

Der zurückliegende Monat Juli erwies sich als wahrer Sommermonat mit viel Sonne, hohen Temperaturen (an einigen Tagen über 30°C), aber leider auch viel zu wenig Regen, so dass häufig bewässert werden musste, um den Fortbestand sensibler Arten zu gewährleisten. Ein positiver Aspekt dieser Witterung war, dass zeitweilig sehr viele Insekten, darunter zahlreiche Schmetterlingsarten, ein breites Spektrum blühender Pflanzen besuchte. Ungünstig war hingegen, dass viele Arten recht schnell verblühten, so dass es am Ende des Monats in manchen Bereichen nicht mehr ganz so bunt aussah. Dennoch gibt es wieder Interessantes zu entdecken.

Im Bereich unserer Pflanzen aus Neuseeland fällt im Moment ein großer, flacher Teppich mit unzähligen, kleinen gelblichweißen Blüten auf. Dabei handelt es sich um den Neuseeland-Teppichknöterich, oder auch Schwarzfrüchtiger Drahtstrauch genannt, Muehlenbeckia axillaris.  Die Gattung ist nach dem französischen Arzt und Botaniker Heinrich-Gustav Mühlenbeck (1798-1845) benannt. Die Pflanzen bilden ganz flache Matten mit verholzenden Stängeln; die Polster können quadratmeter-groß werden. Daraus gehen sehr kleine, nur ca. 4mm große Blüten hervor, die einzeln oder in Paaren den Blattachseln entspringen. Später entstehen daraus winzige schwarze Samen. Die Art kommt auf beiden Neuseeländischen Inseln in Höhen zwischen 300 und 1500m vor, besiedelt recht unterschiedliche Standorte auf sauren bis basischen Böden.

 

Neuseeland-Teppichknöterich, Muehlenbeckia axillaris 

 

Wir bleiben noch in Neuseeland. Unsere nächste Art, Fraser´s Weißbart, oder auch als Krug-Südheide, Leucopogon fraseri, kann ebenfalls nicht mit großen, auffälligen Blüten punkten, auch sonst ist sie eher unauffällig. Sie wächst kissenförmig, wird 10-15cm hoch, flächenmäßig bei weitem aber nicht so ausgedehnt, wie die zuvor beschriebene Art. Bei unserem Exemplar sind aus winzigen weißen Blüten bereits orangefarbige Früchte von ca. 8mm Durchmesser hervorgegangen.

Auch diese Art ist in Neuseeland weit verbreitet in Höhen von 10-1600m, gelegentlich in Gesellschaft mit der zuvor beschriebenen Art. Sie vermehrt sich durch unterirdische Ausläufer, wenn auch relativ langsam. Neben Fraser´s Weißbart gehören noch einige wenige andere Arten in diese Gattung der Südheidegewächse.

 

Fraser´s Weißbart, Leucopogon fraseri

 

Unsere nächste Art finden wir bei den Farnen und deren Begleitpflanzen. Es ist der Schneefelberich, auch Japanischer Felberich genannt, Lysimachia clethroides. Seine Heimat ist China, Korea und Japan. Die weißen, nickenden ährenförmigen Blütenstände erscheinen an bis knapp 1m hoch werdenden Horsten. An den sonnig-warmen Tagen Ende Juli wurde sie neben Insekten aus diversen Gattungen besonders häufig vom Landkärtchenfalter (Bild) besucht. Diese Schmetterlingsart bringt pro Jahr 2 Generationen hervor; der abgebildete Falter gehört zu Sommergeneration. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Saisondimorphismus. Die Gattung Lysimachia, also Felberich oder auch Gilbweiderich, ist in unserer einheimischen Flora auch mit einigen Arten vertreten, wie z.B. Pfennig-Gilbweiderich oder Hain-Gilbweiderich. Einige Zuchtformen haben Eingang in die Gärten gefunden. Von den ca. 150 Arten der Gattung, die zu den Primelgewächsen gehört, sind die allermeisten in China beheimatet. 

 

Schnee-Felberich, Lysimachia clethroides

 

Dr. Peter Renner, Verein „Botanischer Garten Adorf e.V.“

 

 

Juli 2022

 

Die erste Hälfte des Jahres ist Geschichte, die Tage werden (langsam !!) wieder kürzer und der Sommer hat voll Einzug gehalten, gefühlt schon einige Tage vor dem kalendarischen Sommeranfang. So war die zweite Junihälfte recht warm und niederschlagsarm, was für unseren Garten wieder einen hohen Bedarf an künstlicher Bewässerung erforderte. Aber unser Teich für das Bewässerungswasser war durch den Pfaffenloh-Bach noch gut gefüllt.

Im Juli steht, wie auch in anderen Jahren, unsere Abteilung mit den gartenwürdigen Züchtungen in großer Vielfalt bei den blühenden Arten da. Aber auch in den geobotanisch orientierten Bereichen blüht es reichlich, wenn auch unter einem anderen Aspekt als beispielsweise im Mai. So finden wir im Bereich der Waldpflanzen aus Europa und Asien, ein wenig versteckt zwischen Gehölzen, ein stattliches Exemplar der Türkenbundlilie, Lilium martagon, in Vollblüte. Lilien kennen wir wohl alle aus den Gärten, eher wenige sind ihnen in der freien Natur begegnet. Die Gattung der Lilien umfasst deutlich über 100 Arten, stammt ursprünglich aus dem Himalaja, ist aber heute auf der gesamten Nordhalbkugel verbreitet. Die Pflanzen entwickeln sich aus einer Zwiebel, werden manchmal nur 15cm hoch oder auch über 2m, je nach Art. Alle Arten besitzen recht große und auffällige Blüten. Die Türkenbundlilie, oft auch einfach nur Türkenbund genannt, ist von Portugal bis Westsibirien verbreitet. In manchen Gebirgen kommt sie bis in über 2000m Höhe vor. Die Pflanzen können bis zu 1,3m hoch werden. Ihre natürlichen Standorte sind lichte Wälder aber auch offene Standorte, gerne über basischem Gestein, aber nicht zwingend. Auch in unserem Vogtland gibt es noch einige kleine Vorkommen, z.B. auf Diabas-Pöhlen des Mittelvogtländischen Kuppenlandes.

 

         Türkenbundlilie, Lilium martagon           

 

Im Bereich der Pflanzen aus der Kaukasus-Region blüht zurzeit das Schwarzmeer-Helmkraut, auch Pontisches Helmkraut genannt, Scutellaria pontica. Das Pontische Helmkraut erhielt seinen Namen von seiner Herkunftsregion, dem Pontos, einer Landschaft im Nordosten der Türkei zwischen Schwarzmeerküste und Pontischem Gebirge. Die ausdauernde Pflanze bildet kleine Polster von 10-15cm Höhe bestehend aus zahlreichen purpur-violetten Blüten, welche in traubenförmigen Blütenständen angeordnet sind. Helmkräuter gehören zu den Lippenblütlern. Die Gattung umfasst weltweit über 300 Arten, von denen die meisten in den nördlichen gemäßigten Breiten vorkommen. Die Art mag sonnige Plätze auf gut durchlässigem Boden. In sehr kalten Wintern ist ein Schutz vor harten Frösten empfehlenswert. Vermehrt werden kann die Pflanze durch Samen im Herbst oder Stecklinge im Sommer; auch Teilen ist möglich.

 

 

    Schwarzmeer-Helmkraut, Scutellaria pontica

 

In unserem Alpen-Bereich fällt gegenwärtig ein leuchtend dunkelgelb blühender Korbblütler auf. Es ist das Eberrauten-Greiskraut, Senecio abrotanifolius. Von den Alpen bis zum Nordbalkan kommt es mit drei Unterarten vor. Die Pflanzen werden bis 40 cm hoch, ihre Blüten können Durchmesser zwischen 30 und 40mm erreichen. Die Art wächst in ihrer Heimat meist in Begleitung von Kiefern auf humosen, mäßig frischen, neutralen bis basenreichen Böden in sonniger Lage. Die Gattung Senecio, Greiskraut oder auch Kreuzkraut genannt ist mit über 1250 Vertretern sehr artenreich. Verbreitet ist sie weltweit, in Mitteleuropa gibt es so um die 30 Arten. Die Größe der Pflanzen ist je nach Art auch sehr variabel zwischen 10 cm bis über 2m. Typisch für sehr viele Arten ist der Gehalt an giftigen Pyrrolizidinalkaloiden, welche z.B. beim bei uns vorkommenden Jakobsgreiskraut, Senecio jacobaea, zu schwerwiegenden Vergiftungserscheinungen bei Weidetieren führen kann.

 

   Eberrauten-Greiskraut, Senecio abrotanifolius

 

Dr. Peter Renner, Verein „Botanischer Garten Adorf e.V.“

 

 

 Juni 2022

 

Die erste Hälfte des vergangenen Monats Mai war überdurchschnittlich warm bei relativ geringen Niederschlagsmengen, was gelegentliche Bewässerung einiger Bereiche erforderlich machte. Außerdem hatte der Witterungsverlauf zur Folge, dass manche Pflanzen schneller verblühten als bei niedrigeren Temperaturen und mehr Feuchtigkeit. Gegen Ende des Monats war es kühler, aber Niederschläge fielen nur vereinzelt. Nichtsdestotrotz steht unser Garten noch immer in voller Blüte, in allen Abteilungen gibt es noch sehr viel Interessantes zu entdecken.

Im Bereich des Kalktuffs blühen gegenwärtig gleich zwei interessante und seltene Arten aus der Pflanzenfamilie der Gesneriengewächse (Gesneriaceae). Die eine davon ist die Haberlea, Haberlea rhodopensis. Die ersten Exemplare dieser Art wurden erst 1834 auf dem Balkan in Bulgarien gefunden. Weiterhin gibt es noch Standorte in Nordgriechenland. Die Haberlea-Arten wachsen auf felsigen Standorten, die im Schatten liegen und oft feucht sind. Die Gattung ist ein Relikt aus dem Tertiär, jenem Erdzeitalter, das vor ca. 65 Millionen Jahren begann und Temperaturen aufwies, die deutlich höher waren als heutzutage. Die Pflanzen bilden Blattrosetten aus, aus denen blass-violette Blüten hervorgehen. Diese bestehen aus 5 zu einer Röhre verwachsenen Kronblättern, von denen die unteren drei deutlich größer sind als die restlichen zwei. Man kann die Pflanze durch Samen vermehren, auch eine Teilung oder die Bewurzelung von Blattstecklingen ist möglich.

 

Haberlea, Haberlea rhodopensis

 

Unser zweiter Vertreter des Gesneriengewächse in der Kalktuff-Abteilung des Gartens ist der Pyrenäen-Felsenteller, Ramonda myconi. Die Pflanzengattung Ramonda besteht aus nur 3 Arten mit Vorkommen auf dem Balkan und in den Pyrenäen. Ähnlich wie die zuvor beschriebene Haberlea gehört sie zu den wenigen frostresistenten Arten der großen Familie der Gesneriengewächse, die zum größten Teil in den Tropen vorkommen. Einige weitere Arten haben Eingang in unsere Wohnzimmer oder Gärten gefunden, wie. z.B. das Usambaraveilchen, die Drehfrucht, der Schiefteller oder die Gloxinie.

Auch die Haberlea bildet eine Blattrosette aus, die 5 lilafarbenen Blütenblätter sind radiär-symmetrisch. Mittlerweile gibt es auch Zuchtformen mit abweichenden Blütenfarben, wie weiß oder blassrosa. Standortansprüche und Vermehrung sind mit der zuvor beschriebenen Art in etwa vergleichbar.

 

Pyrenäen-Felsenteller, Ramonda myconi

  

Wir verweilen noch im Bereich der Kalkfelsen, wo wir eine weißblühende Art der Gattung Büschelglocke antreffen, nämlich die Weiße Büschelglocke, Edraianthus niveus. Schon mehrfach hatten wir Vertreter dieser Gattung vorgestellt, aber alle waren von blauer Blütenfarbe. Unsere Weiße Büschelglocke ist in den Bergen von Bosnien-Herzegowina zuhause und wächst dort auf Kalk.  Auch die restlichen Vertreter der Gattung, gut 10 Arten, haben ihren Verbreitungsschwerpunkt auf dem Balkan oder im Süden Italiens. Von den Glockenblumen, mit denen sie eng verwandt sind, können sie vor allem durch Merkmale in der Form der Frucht unterschieden werden. Bei der Kultur wird ein felsiger bis steinig-sandiger Standort auf neutralem oder basischem Boden bevorzugt.

 

Weiße Büschelglocke, Edraianthus niveus

 

Dr. Peter Renner, Verein „Botanischer Garten Adorf e.V.“

 

Mai 2022

Der zurückliegende Monat machte seinem Namen alle Ehre, was das typische Aprilwetter betrifft. Von allem war etwas dabei, bunt gemischt, mit viel Sonne an manchen Tagen und Frösten in der Nacht, Tage mit etwas Schneefall, auch wehte der Wind gelegentlich stark, und Regen gab es ebenfalls, vielleicht nicht so reichlich, wie es sich mancher Gärtner oder Landwirt gewünscht hätte. Unserem Botanischen Garten ist die abwechslungsreiche Witterung gut bekommen. Im Mai laufen viele Pflanzen zu ihrer Hochform auf, was den Blütenflor betrifft. Insbesondere betrifft dies jetzt montane und alpine Arten, wie Steinbreche, Mannsschilde, Primeln und viele andere Gattungen mehr.

Es gibt wohl kaum jemanden, der keine Primeln kennt, ist doch diese vielgestaltige Pflanzengattung in nahezu jedem Garten vertreten, und der Handel wartet mit einem riesigen Angebot vor allem von Primel-Züchtungen auf. Aber auch unter den natürlich vorkommenden reinen Arten gibt es sehr viele Schönheiten. Eine davon ist die Art Primula allionii, welche natürlicherweise in den Seealpen zwischen 700 und 1900m Höhe wächst. Ihre Standorte auf bevorzugt Kalkgestein sind überhängende Wände, wo sie vor Staunässe geschützt ist, aber auch in gut drainiertem Gesteinsschutt. In unserem Garten finden wir sie im Kalktuffbereich, vorwiegend an senkrechten Flächen. Die Blüten sind rosa-rot, zwischen 2und 4cm im Durchmesser; sie erscheinen aus flachen Blattrosetten. Eine Vermehrung ist durch Stecklinge und Samen gut möglich. Am Pflanzort sollte direkte Sonneneinstrahlung vermieden werden, ebenso wie Staunässe im Herbst.

 

 

Primel, Primula allionii

 

Im April haben wir den gelbblühenden Vorfrühlings-Steinbrech Saxifraga x boydii „Faldonside“ vorgestellt, nun soll eine weitere Art aus dieser großen Pflanzengattung folgen, nämlich Saxifraga sempervivum, welche wir ebenfalls im Kalktuff-Bereich antreffen. Die Art stammt aus den Kalk-Gebirgen des Balkan, ist z.B. im Pirin anzutreffen, auf Felsen und im Gebirgsschutt. Da Saxifraga sempervivum recht variabel ist, hat man einige Formen unterschieden und mit eigenen Namen versehen. Aus dichten graugrünen Blattpolstern erscheinen auf ca. 10cm langen Stängeln Blütenrispen mit 15-20 sehr kleinen roten bis rotvioletten Blüten. Die Standorte sollten sonnig sein und das Substrat gut wasserdurchlässig.

 

 Steinbrech, Saxifraga sempervivum

 

Wechseln wir von der Pflanzenwelt des Balkan zum Kaukasus. In diesem Bereich blüht jetzt direkt am Weg die Schwarzmeer-Elfenblume Epimedium pinnatum ssp. colchicum. Ihre zierlichen, vierzähligen, gelben Blüten erscheinen an Rispen, welchen von Stängeln getragen werden, die ca. 10-15cm lang sind. Von den Laubblättern ist noch nicht viel zu sehen. Die Pflanzen bilden Ausläufer und können mit der Zeit größere Polster bilden. Der natürliche Lebensraum der Schwarzmeer-Elfenblume sind schattige bis halbschattige Wälder in Höhenlagen zwischen 100 und 1000m. Der Name der Unterart „colchicum“ leitet sich von der Landschaft der Kolchis ab, jenem fruchtbaren und auch sagenumwobenen Gebiet zwischen Kaukasus und östlichem Schwarzen Meer. Die Elfenblumen, die auch als Sockenblumen bezeichnet werden, gehören zu den Berberitzen-Gewächsen. Es gibt so um die 60 Arten und einige Naturhybriden. Sämtliche kommen im Bereich von Europa bis Asien vor. Mittlerweile werden einige Arten und Züchtungen auch gerne in Gärten und Parks angebaut. Neben gelb blühenden Arten gibt es auch weiße und lilafarbene.

 

 Mittelmeer-Elfenblume, Epimedium pinnatum ssp. colchicum


Dr. Peter Renner, Verein „Botanischer Garten Adorf e.V.“

 

 

 April 2022

Sehnlichst haben wir darauf gewartet: Die wärmenden Strahlen der Frühlingssonne – nun ist es endlich soweit. Der Winter liegt hinter uns, und die neue Vegetationsperiode hat begonnen, damit auch die Saison für unseren Botanischen Garten, der ab April wieder seine Tür für Besucher öffnet. Der vergangene Winter wies eigentlich keine meteorologischen Besonderheiten auf, weder extreme Schneemengen, noch langanhaltende Barfröste, also sehr kalte Perioden ohne eine, die Pflanzen schützende Schneedecke. So sind auch die allermeisten Pflanzen gut über die kalte Jahreszeit gekommen; lediglich die starke Sonneneinstrahlung über einen längeren Zeitraum im März machte einigen Arten Probleme, so dass Maßnahmen zur Schattierung ergriffen werden mussten. Ende März / Anfang April ist die Anzahl der blühenden Arten noch eher sehr überschaubar. Die ersten Frühlingsboten wie Winterlinge, Schneeglöckchen oder einige Krokus-Arten haben ihre Blütezeit bereits hinter sich.

Ein wahres Blühwunder zu dieser Jahreszeit ist die Schneeheide, Erica carnea, welche sich in unserem Garten am Rande der Krummholzkiefern wie auch beim Moorbeet im hinteren Teil befindet. Jeder dürfte diese Art kennen, sie hat in die Gärten schon lange Einzug gehalten und ist dort auch in verschiedenen Zuchtformen in den Blütenfarben zwischen weiß und dunkelviolett vorhanden. Was wohl nicht jeder weiß, ist, dass diese Art auch natürlich im Vogtland vorkommt und hier sogar eine geobotanisch besondere Stellung einnimmt, da sich bei uns die Nordgrenze des Gesamt-Verbreitungsgebietes befindet. Zwischen Bad Brambach und Landwüst kann man noch kleinerer Vorkommen entdecken, aber es gab schon einmal mehr davon. Der Rückgang ist oftmals Lichtmangel geschuldet, wenn die Bäume am Standort größer werden und diesen zunehmend abschatten.

Die Schneeheide gehört zu einer großen, ca. 800 Arten umfassenden Familie – Heidekraut-gewächse, Ericaceae – die wenigsten Arten davon sind in Europa heimisch. Eine Besonderheit der Schneeheide ist, dass sie im Gegensatz zu den meisten Ericaceen auch auf basischen Böden, also über Kalk und Dolomit wächst.

Jetzt, im zeitigen Frühjahr, wird sie häufig von Insekten besucht, wie dem Schmetterling „Kleiner Fuchs“ in unserem Bild.

 

 Schneeheide, Erica carnea

 

Einen ähnlichen Bekanntheitsgrad wie die Schneeheide dürfte das Leberblümchen bei uns haben. Wir kennen im Vogtland einige Vorkommen, z.B. am Elsterhang bei Pirk oder im Triebelbachtal. Dort wächst die einheimische Art, Hepatica nobilis. Wir stellen hier das Siebenbürger Leberblümchen, Hepatica transsilvanica, vor. Es ist ein Endemit der Bergwälder der rumänischen Karpaten. Von unserer heimischen Art unterscheidet es sich vor allem durch die Einkerbung der 3 Blattlappen, bei Hepatica nobilis ist der Rand glatt. Die Blattform gab der Gattung übrigens auch ihren Namen, da diese an die Form einer Leber erinnern. Leberblümchen sind eine Gattung innerhalb der Familie der Hahnenfußgewächse; es besteht eine enge Verwandtschaft mit den Anemonen. Mittlerweile gibt es auch zahlreiche Zuchtformen in verschiedenen Farben zwischen weiß, rosa und blau; gefüllte Sorten sind sehr beliebt. Oft werden recht hohe Preise dafür erzielt.

 

 

Siebenbürger Leberblümchen, Hepatica transsilvanica

 

Unsere für heute letzte Art, ein Steinbrech, gehört ebenfalls einer sehr großen Pflanzengattung mit ca. 450 Arten an, die oft schwer zu unterscheiden sind. Steinbreche gedeihen gut in kühlen und gemäßigten Gebieten; die Alpen beherbergen ca. 40 Arten. Oft bilden sie Polster, wachsen gern auf Gesteinsschutt oder in Felsspalten, aber es gibt auch davon abweichende Standorte. Manche Arten gedeihen selbst in über 4000m Meereshöhe.

Ein sehr schönes, kleines, aber reichblühendes Polster von Saxifraga x boydii „Faldonside“, wächst im Kalktuffbereich an einer kleinen senkrechten Felswand. Im deutschen Sprachraum wird er manchmal als Vorfrühlings-Steinbrech bezeichnet. Er ist eigentlich keine reine Art, sondern eine Zuchtform, die schon 1890 in der schottischen Stadt Kelso entstand. Cremgelbe Blüten entspringen auf roten Stielen einem dichten Polster aus blaugrünen kleinen Blättern.

 

 Vorfrühlings-Steinbrech, Saxifraga x boydii „Faldonside“

 

Dr. Peter Renner, Verein „Botanischer Garten Adorf e.V.“

 

Oktober 2021 - ein Rückblick

In dieser Jahreszeit bereitet sich die Natur so langsam auf den bevorstehenden Winter vor. Für sehr viele Arten liegt die Blütenzeit schon Wochen oder auch Monate zurück, einige haben eingezogen, das heißt, es existieren nur noch ihre unterirdischen Überwinterungsorgane. Naturgemäß ist die Anzahl der blühenden Arten im Oktober eher überschaubar. Aus diesem Grund sollen jetzt einmal keine aktuell blühenden Arten gezeigt werden, sondern das Augenmerk auf eine bestimmte Pflanzenfamilie gelegt werden, nämlich die Orchideen, die bei vielen Pflanzenliebhabern den Ruf des Besonderen genießen, und dies nicht ganz zu Unrecht!

In unserer Anlage haben wir seit vielen Jahren einige Orchideenarten, die dort angepflanzt wurden, wie zum Beispiel der Frauenschuh oder die Sumpfsitter. In den letzten Jahren sind aber ohne unser Zutuen 4 weitere Arten hinzugekommen und haben sich teilweise auch gut vermehrt.

Der erste “Neuzugang“ war wohl das Breitblättrige Knabenkraut, Dactylorhiza majalis. Es dürfte mit Sicherheit aus Wiese oberhalb des Botanischen Gartens stammen, wo es im Flächennaturdenkmal „Pfaffenloh“ in größerer Anzahl vorkommt (manches Jahr mehrere Hundert blühende Exemplare). Es ist von den ca. 10 im Vogtland vorkommenden Orchideenarten die häufigste und gerade im Gebiet Adorf - Bad Elster - Sohl noch mit schönen Standorten vertreten, wenngleich vor vielen Jahren die Standortbedingungen (feuchte Wiesen) noch günstiger waren.

 

 

 Breitblättriges Knabenkraut, Dactylorhiza majalis

 

Die nächste Art, das Große Zweiblatt, Listera ovata, fällt weit weniger auf als die Knabenkräuter, denn es besitzt nur kleine grüne Blüten, wenn die einzelne Pflanze auch durchaus eine Höhe von 40cm erreichen kann. Ihren deutschen Namen hat die Art von den zwei grundständigen Blättern erhalten, die auch in ganz seltenen Fällen mal 3 Blätter sein können. Auch diese Art dürfte auf eher trockenen Wiesen im Vogtland noch zerstreut vorkommen, wird aber sicher seltener bemerkt als vorgenannte Spezies.

 

Breitblättrige Sitter, Epipactis helleborine

(Blütenstand mit Knospen und Einzelblüten)

 

Die restlichen beiden Arten gehören der Gattung „Sitter“ oder auch „Stendelwurz“ genannt, an. Ihr wissenschaftlicher Gattungsname ist „Epipactis“. Die Braunrote Stendelwurz kommt in Deutschland nicht sehr häufig vor, und auch im Vogtland beschränken sich ihre Vorkommen auf wenige Standorte. Dies können z.B. alte Bergbauhalden sein oder auch Straßenränder, an welchen sich Diabas-Schotter befindet, da die Art einen steinigen nährstoffarmen und leicht basischen Boden in trockener Lage bevorzugt. Das nächste, uns bekannte Vorkommen der Art liegt einige Kilometer vom Botanischen Garten entfernt. Da die Samen aller Orchideenarten extrem leicht sind, ist dies aber für eine Verbreitung durch Wind kein ernsthaftes Hindernis. Das größere Problem besteht dann darin, dass der Samen am neuen Platz geeignete Bedingungen zum Keimen vorfindet (Orchideensamen benötigen zum Keimen einen Pilz, da sie über kein eigenes Nährgewebe verfügen).

 

Braunrote Sitter, Epipactis atrorubens

 

Der nächste Standort der Breitblättrigen Stendelwurz liegt weniger als 1 Kilometer vom Garten entfernt. Diese Art ist im Oberen Vogtland häufiger als ihre Braunrote Verwandte. Die Vorkommen liegen oftmals in lichten Wäldern. Eine gewisse Ausbreitungstendenz in den letzten Jahren deutet sich an. In diesem Jahr wurde sogar ein stattliches, reich blühendes Exemplar mitten im Stadtgebiet von Adorf an einer Straße beobachtet.

 

Breitblättrige Sitter, Epipactis helleborine (Blütenstand mit Knospen und Einzelblüten)

 

Mit diesem kleinen Rückblick auf eine besondere Gruppe von Pflanzen soll unsere Serie aus dem Botanischen Garten für dieses Jahr enden. Wir wünschen allen Besuchern und Interessenten eine schöne Zeit und freuen uns schon jetzt auf die Vegetationsperiode im nächsten Jahr.

Dr. Peter Renner, Verein „Botanischer Garten Adorf e.V.“

 

September 2021

Der erste September markiert wie in jedem Jahr den sogenannten meteorologischen Herbstanfang. Betrachtet man das Wetter im zurückliegenden August, hätte man an so manchem Tag meinen können, es wäre bereits Herbst. Die Temperaturen waren meist nicht mehr hochsommerlich, gelegentlich nachts sogar unter 10°C. Dafür gab es an vielen Tagen reichlich Regen, was die Schneckenpopulationen in unseren Gärten zur Hochform auflaufen lies, entsprechende Pflanzenverluste eingeschlossen. Anfang September hat sich die Reihe der blühenden Arten in unserem Botanischen Garten stark gelichtet, wie in jedem Jahr; lediglich bei den Stauden im Bereich gartenwürdiger Züchtungen ist es noch sehr bunt. Aber auch in den pflanzengeografischen Regionen kann man noch so manche schöne Art in voller Blüte oder fruchtend vorfinden.

So leuchten im Bereich Nordamerika die hellblauen Blüten des Herbst-Helmkrautes, Scutellaria incana. Die Gattung der Helmkräuter mit ihren ca. 400 Arten gehört zur Familie der Lippenblütengewächse und ist fast weltweit verbreitet. Die Variabilität innerhalb der Gattung ist groß; viele Arten sind ausdauernde Stauden, es gibt aber auch einjährige Arten. Die Pflanzengröße kann zwischen unter 10cm und ca. einem Meter schwanken. Die Blütenstände sind Ähren oder Trauben, auch die Blütenfarbe ist sehr variabel von weiß über gelb hin zu rosa, rot und blau.

 

Herbst-Helmkraut, Scutellaria incana

 

Das Herbst-Helmkraut wird bis zu 80cm hoch, blüht hellblau, liebt trockenen bis frischen Boden und ist in unseren Breiten gut winterhart. Der deutsche Name der Gattung Helmkraut rührt von einem helmförmigen Fortsatz auf der Kelchoberlippe, ist aber nicht bei allen Arten vorhanden.

Bei unserer nächsten Art bleiben wir in Nordamerika und auch in der Pflanzenfamilie der Lippenblütler. Es handelt sich um die Punktierte Indianernessel, auch als „Punktierte Bergamotte“, Monarda punctata bezeichnet. Auch der Name „Pferdeminze“ ist geläufig, obwohl es sich um keine echte Minze (Gattung Mentha) handelt. Die Verbreitung der Gattung Monarda mit ihren ca. 20 Arten beschränkt sich auf den nordamerikanischen Kontinent. Die Pferdeminze wächst vor allem im östlichen Nordamerika. Dort bevorzugt sie sonnige Standorte auf sandigen Böden. Im gesamten Verbreitungsgebiet werden acht verschiedene Varietäten unterschieden. Die Pflanze wird, wie andere Monarda-Arten auch, bei uns als Zierpflanze genutzt, aus ihren Blättern kann man Tee bereiten.

 

 

Punktierte Indianernessel (Bergamotte), Monarda punctata

 

Unsere dritte Art im Bunde heute ist in Neuseeland zuhause. Es handelt sich um die Neuseeländische Steineibe, Podocapus nivalis, die zurzeit ihre zwar kleinen, dafür aber auffallend rot leuchtenden Früchte trägt. Der deutsche Gattungsname Steineibe oder auch Stieleibe deutet lediglich auf äußerliche Ähnlichkeiten mit der richtigen Eibe (Gattung Taxus) hin, eine Verwandtschaft besteht nicht. Steineiben sind Gehölze. Es können flach wachsende Bodendecker, wie die Neuseeländische Steineibe oder auch über 40m hohe Bäume sein. Es gibt an die 100 Arten, die vielfach in feuchten tropischen Regionen und in der südlichen Hemisphäre vorkommen, mit einigen Ausnahmen in Mexiko und Japan. Die Art verträgt die mitunter starken Fröste in unserer Region recht gut. Die Kultur sollte sonnig bis halbschattig auf frischem, durchlässigem Boden erfolgen. Der Gattungsname Podocarpus bedeutet so viel wie gestielte Frucht, obwohl es sich um keine echten Früchte, sondern eher um fleischig umhüllte Samen handelt.

 

Frucht der Neuseeländischen Steineibe, Podocarpus nivalis

Dr. Peter Renner
Verein "Bot. Garten Adorf e.V."


 

August 2021

Ähnlich wie der Vormonat kam auch der Juli mit reichlich Niederschlägen daher. Und wieder war es gleich einmal zu viel des Guten, sodass der angeschwollene Pfaffenlohbach seine Fluten über den Damm des Teiches ergoss, was in der Folge Schäden am Hang nach sich zog – zum Glück aber nicht für unsere Pflanzen.

Mit dem Fortschreiten der Zeit im Jahresverlauf ändert sich auch das Antlitz unseres Gartens; in manchen Abteilungen ist der reiche Blütenflor von Frühling und Frühsommer längst Geschichte. Aber dennoch findet der Besucher noch reichlich in Blüte stehende Arten zum Bestaunen.

Im Kalktuff-Bereich findet sich im nördlichen Teil, recht weit oben, eine Pflanze von ca. 60-70cm Höhe, die sehr viel der Farbe Blau in sich trägt, wie eine Distel aussieht, aber doch einer anderen Gattung angehört. Es handelt sich dabei um der Korbblütler Eryngium planum, die Flachblatt-Edeldistel. Für die Gattung Eryngium, deren Namensbedeutung ungeklärt ist, ist auch die deutsche Bezeichnung „Mannstreu“ gebräuchlich. Die gesamte Gattung umfasst ca. 250 Arten in Europa und Südamerika. Ein charakteristisches Merkmal sind die oftmals blau oder weiß gefärbten stacheligen Hochblätter unterhalb der eigentlichen Blüten. Die getrockneten Pflanzen erfreuen sich großer Beliebtheit zu Deko-Zwecken. Heute gibt es auch eine Reihe von attraktiven Zuchtformen. Die Pflanzen sind gut winterhart, lieben einen tiefgründigen aber durchlässigen Boden ohne winterliche Staunässe. Vermehrung ist durch Samen oder Teilung der Pflanzen im Frühjahr möglich.

Flachblatt-Edeldistel; Eryngium planum

Vertreter der Enziane haben wir an dieser Stelle schon öfters vorgestellt, und es lohnt sich auch immer wieder, Angehörige dieser etwa 400 Arten umfassenden Gattung aus den Hochgebirgen und teilweise auch Wäldern näher zu betrachten. In unserer Alpen-Abteilung blüht derzeit der Kreuz-Enzian, Gentiana cruciata (Bild 2). Er ist in verschiedenen europäischen Gebirgen und bis Westsibirien in ca. 1000 bis 2000m Höhe anzutreffen. Die Stängel der Pflanze werden 30-40cm lang und entspringen einer grundständigen Rosette. Die Blätter sind kreuzständig (-> Name) angeordnet. Die kleinen Blüten mit 4 Kronblattzipfeln sitzen in Büscheln und sind von blauer Farbe. Die Blütezeit reicht in der Heimat der Pflanze von Juli bis September. Die Kultur ist vergleichsweise anspruchslos. Die Art ist kalkliebend (was nicht auf alle Enzian-Arten zutrifft!). Gegenüber mikrobiellen Schaderregern ist sie relativ resistent.

Kreuz-Enzian; Gentiana cruciata

Für viele Menschen ist das Edelweiß „die Gebirgspflanze“ schlechthin. In der Tat ist es auch eine sehr symbolträchtige Pflanze. Auch in unserer Anlage blühen derzeit viele Exemplare des Alpen-Edelweiß, Leontopodium nivale ssp. alpina (Bild 3). Auch diese Art gehört zu den Korbblütlern. Die Gattung ist mit etwa 40 Arten (je nach Autor) in Europa und Asien bis nach China verbreitet. Die Höhe der Pflanze schwankt zwischen 5 und 40cm, wobei im Hochgebirge eher kleinere, kompaktere Exemplare gefunden werden. Charakteristisch für das Alpen-Edelweiß ist eine dichte, weiße Behaarung, vor allem der Hochblätter, die sich unterhalb der gelblichen Röhrenblüten befinden. Die Behaarung dient einerseits dem Verdunstungsschutz, andererseits zum Schutz vor der verstärkten Ultraviolett-Strahlung in größeren Höhen der Gebirge. Mittlerweile wurden auch Sorten gärtnerisch kultiviert. In der Volksmedizin erfolgte schon sehr lange Zeit eine Verwendung als Heilpflanze, z.B. in Milch und Honig gekocht als Mittel gegen Bauchschmerzen.

Alpen-Edelweiß; Leontopodium nivale ssp. alpina

Dr. Peter Renner
Verein Bot. Garten Adorf

Juli 2021

Der Juni begann mit Regen, viel Regen, soviel, dass am 7. des Monats der vom Pfaffenlohbach durchflossene Teich oberhalb unserer Anlage über seine Ufer trat und einige Breschen in die Böschung riss; Sand Steine und Erde verteilten sich im Wirtschaftsbereich des Gartens, aber die Anlage mit ihren Pflanzen kam zum Glück nicht zu Schaden.  Eine Starkregenzelle mit Kern über Arnsgrün und dem Pfaffenlohtal entleerte ihre Wassermassen lokal sehr begrenzt innerhalb kurzer Zeit. Erinnerungen an das gleichartige Ereignis vor ca. 3 Jahren waren wieder präsent. Später wurde es schnell sehr heiß, um sich gegen Ende des Monats wieder abzukühlen. Die Pflanzen haben auf die Niederschläge und die Temperatur mit üppigem Wachstum und reicher Blüte reagiert.

In unserer Abteilung für Xerophyte (trockenheitsliebende) Pflanzen und winterharte Kakteen fühlt sich derzeit die Amur- oder auch Kamtschatka-Fetthenne, Sedum selskianum, recht wohl. Die Gattung Sedum gehört zur Familie der Dickblattgewächse. Deutsche Namen sind Fetthenne oder Mauerpfeffer. Es sind sukkulente Pflanzen, deren dickfleische Blätter der Speicherung von Wasser dienen. Die Blüten sind meist 5-zählig, es dominiert die gelbe Blütenfarbe, daneben gibt es auch weißblühende Arten. Es gibt mehrere Hundert Arten, welche im nördlichen und gemäßigten Europa, in den Subtropen, in Nord- und Südamerika, aber auch in Ost- und Zentralafrika sowie Asien vorkommen. Die Kamtschatka-Fetthenne verträgt auch gut einen nicht vollsonnigen Standort und ist bei uns winterhart und sehr pflegeleicht. Die Polster werden ca. 15cm hoch.

 

 

 Amur- oder auch Kamtschatka-Fetthenne, Sedum selskianum

 

Am hinteren Ende unseres Kalktuff-Bereichs im Übergang zu den Farnen und ihren Begleitpflanzen blüht derzeit eine imposante Pflanze, nämlich die 60-70 cm hohe Marien-Glockenblume, Campanula medium. Die Pflanze ist zweijährig, bildet im ersten Jahr eine Blattrosette aus, aus welcher im Folgejahr ein Stängel mit dem Blütenstand hervorgeht. Dieser ist von traubiger Form und kann recht groß werden. Die Einzelblüten sind bis 4cm groß und bestehen aus 5 zu einer Glocke verwachsenen Kronblättern, welche weiß, blau oder auch rosa sein können. Heimat der Art ist das südöstliche Frankreich und nördliche und mittlere Italien. In deutsche Gärten hat sie schon im 16. Jahnhundert Einzug gehalten. Man kultiviert sie am besten in frischen, nährstoffreichen Böden ohne Staunässe in sonniger oder halbschattiger Umgebung.

 

 

Marien-Glockenblume, Campanula medium

 

Sehr interessant ist die Hochgebirgsflora Neuseelands, der wir eine eigene, kleine Abteilung gewidmet haben. Naturgemäß wachsen auf der Doppel-Insel am anderen Ende der Welt viele Pflanzengattungen, für die es keine Entsprechung in Europa gibt. Eine davon ist die Gattung Hebe, auch Neuseeländische Strauchveronika genannt. Die Gattung umfasst rund 100 Arten. Sie gehört zu der Familie der Wegerichgewächse. Die Herkunft des Gattungsnamens ist unklar; in der griechischen Mythologie ist Hebe die Göttin der Jugend. 1835 kamen erstmals Hebe-Pflanzen nach Europa. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Züchtungen, welche mit unserem Klima, auch im Winter ganz gut zurechtkommen.

Hebe pimeleoides ist ein niedrig wachsender, immergrüner Strauch, der bis zu 60 cm hoch werden kann. Die speerförmigen, dicken, graugrünen Blätter sind 7-10 mm lang. Blasslila Blüten erscheinen im Sommer. Sie wächst am besten in voller Sonne und in einem gut durchlässigen Boden. Diese Hebe ist sehr variabel in der Form und wächst in spärlichem Grasland oder an steinigen Stellen in den trockeneren Bergen von Marlborough und Canterbury auf der Südinsel von Neuseeland.

  

 Neuseeländische Strauchveronika; Hebe pimeleoides, mit Kleinem Fuchs

 

Dr. Peter Renner
Verein Bot. Garten Adorf

  

Juni 2021

 

Ginge es nach dem Witterungsverlauf des zu Ende gegangenen Monats, so hätte der Mai gut und gerne auch als die Verlängerung des Aprils gelten können, zumindest was die Wechselhaftigkeit des Wetters angeht. Am Anfang gab es noch Nachtfröste, dann zum Ende des erstens Drittels stiegen die Temperaturen kurz recht stark an, um bald wieder abzusinken und auch zunehmenden Niederschlägen Platz zu machen (die natürlich der Vegetation gutgetan haben). In der zweiten Monatshälfte ging es so ähnlich bis zum Ende so weiter, und gelegentliche stürmische Winde kamen hinzu.

Mai und Juni sind Monate, in denen es in unserem Botanischen Garten sehr üppig blüht, ganz gleich, in welcher pflanzengeografischen Region man sich gerade befindet; nur manche Stauden ziehen deutlich später nach.

Im hinteren Teil der Anlage, wo die Flora Spaniens vertreten ist, blüht ein kleines Polster mit blassblauen Blüten. Es ist die Kugelblumen-Art Globularia valentina, die im nördlichen Spanien beheimatet ist. Die Kugelblumen bilden eine Gattung innerhalb der Familie der Wegerich-Gewächse, welche zwischen 20 und 30 Arten umfasst. Ihr Hauptverbreitungsgebiet ist der Mittelmeer-Raum, Nordafrika und Vorderasien; im gemäßigten Europa kommen 3 Arten vor. Eine Art, Globularia arabica, kommt bis Somalia in Afrika vor. Die Pflanzen sind ausdauernd und immergrün. Sie bilden niedrige Polster, die auch Ausläufer haben können. Der kugelförmige Blütenstand (-> Name!) besteht aus vielen Röhren, die aus 5 verwachsenen Kronblättern gebildet werden. Die Kultur der Kugelblumen erfolgt in durchlässiger Erde in voller Sonne. Im Winter sollten sie möglichst trocken stehen. Die Vermehrung ist durch Samen oder auch Teilung der Pflanzen im Frühjahr möglich.

 

Kugelblume, Globularia valentina

 

Im Bereich der Farnpflanzen und ihrer Begleiter setzt zurzeit die Primel Art Primula sieboldii, als Siebolds Primel bekannt, einen Farbakzent in leuchtendem Pink. Diese Art kommt natürlicherweise in Japan, Korea und Sibirien vor. Sie hat bei uns Eingang in die Gartenpraxis gefunden, wo sie auch für eine Reihe von Züchtungen verwendet wird. Ihren Namen hat sie nach dem deutschen Arzt und Botaniker Philipp Franz von Siebold bekommen. Siebold verbrachte in der ersten Hälfte des 19. Jh. und auch nochmals später mehrere Jahre in Japan und starb 1866 in München.

Primula sieboldii bildet eine grundständige Rosette aus hellgrünen Laubblättern. Daraus entwickeln sich Blütenstiele mit doldigem Blütenstand von 5-15 Einzelblüten. In ihrer Heimat kommt die Art bevorzugt in feuchten Wäldern vor.

 

 Siebolds Primel, Primula sieboldii

 

Unsere dritte Art der heutigen Folge könnte auf den ersten Blick an den allen bekannten Löwenzahn erinnern, bei genauerem Hinsehen werden aber schnell die Unterschiede zum ebenfalls gelb blühenden Hainsalat, Aposeris foetida (Bild 3) erkennbar. Ein weiterer deutscher Name dieser Pflanze ist auch „Stinksalat“ nach dem unangenehmen Geruch seines weißen Milchsaftes. Wie Löwenzahn ist auch der Hainsalat ein Korbblütler, gehört aber zu einer anderen Gattung, die nur diese eine Art umfasst, weshalb man hier auch von eine „monotypischen“ Gattung spricht. Unser Exemplar befindet sich im südlichen Teil des Kalktuff-Bereiches. Das natürliche Verbreitungsgebiet reicht von Spanien über die Alpen und Karpaten bis Belarus.

 

Hainsalat, Aposeris foetida

 

Dr. Peter Renner
Verein Bot. Garten Adorf

 

Mai 2021

 

Der zurückliegende Monat April brachte uns mal wieder eine bunte Mischung unterschiedlichster Wetterphänomene. Vor allem in der ersten Monatshälfte gab es immer mal wieder Niederschläge in Form von Regen aber auch Schnee. Das Wasser tat dem Boden sicher gut. Die oft recht niedrigen Temperaturen sorgten für verspäteten Austrieb mancher Art, und die Nachtfröste in der zweiten Aprilhälfte waren auch nicht eben Gärtners Freund. Nun, Anfang Mai stehen viele unserer „Steingartenpflanzen“ in voller Blüte, und dieser reichliche Flor wird sich in den nächsten Wochen noch verstärkt fortsetzen.

In einer schattigen Ecke in unserem Botanischen Garten im Bereich der Waldpflanzen Eurasiens steht zur Zeit der Gewöhnliche Seidelbast, auch Echter Seidelbast oder Kellerhals genannt (es gibt auch noch viele andere lokale oder volkstümliche Namen für diese Art), Daphne mezereum (Bild 1) im voller Blüte. Die Pflanze erscheint als Strauch von einer Höhe bis zu 150cm, meist eher niedriger. Seine stark duftenden rosa-violett gefärbten Blüten erscheinen noch vor den Laubblättern. Eine Besonderheit dieser Art für mitteleuropäische Pflanzen ist, dass die Blüten direkt am verholzten Stamm erscheinen; man spricht von Kauliflorie oder Stammblütigkeit. Die Pflanze ist sehr stark giftig, sowohl die Rinde wie auch die Samen durch die Giftstoffe Mezerein und Daphnetoxin. Für Erwachsene gelten 10-12, für Kinder 4-5 Beeren als tödlich – deshalb ist besondere Vorsicht geboten!!

Die Gattung Daphne (aus dem Lateinischen so viel wie Lorbeerbaum) umfasst so um die 80 Arten von Europa bis Asien, viele sind in gebirgigen Regionen beheimatet. Auch im Vogtland gibt es auf den Diabas-Kuppen des Mittleren Vogtlandes noch einige Vorkommen des Gemeinen Seidelbastes.

 

Gemeiner Seidelbast, Daphne mezereum

Die folgenden beiden hier vorzustellenden Arten gehören zur Gattung Mannsschild – Androsace. Diese Gattung besteht aus ca. 100-125 Arten, manche sind einjährig, viele mehrjährig. Ihr Verbreitungsgebiet ist die kühlere nördliche Hemisphäre, wobei in Nordamerika nur sehr wenige Arten vorkommen. Die Gattung gehört zur Pflanzenfamilie der Primelgewächse. Viele Vertreter bilden meist dichte Polster, die nicht höher als 10cm werden. Die 5-zähligen Blüten stehen entweder einzeln (selten) oder in doldenförmigen Blütenständen. Ihre Farbe ist oft weiß oder rosa.

In unserem Gartenbereich der Alpen finden wir einen größeren Bestand von Androsace carnea, ssp. brigantiaca, eine Unterart des Fleischroten Mannsschildes, die den Namen Deutscher Mannsschild trägt und im Gegensatz zu ersteren Art nicht rosa sondern weiß blüht (Bild 2). Die Art stammt aus den südwestlichen Alpen. Sie wird nur 3-5cm hoch, aus den Rosetten gehen dann die knapp 10cm lang gestielten weißen Blüten hervor. Die Pflanzen gedeihen gut in sonniger bis halbschattiger Lage auf gut drainiertem Boden, der kalkarm bis leicht sauer sein sollte.  Die Vermehrung erfolgt leicht durch Samen (wie in unserer Anlage vor Ort) oder auch durch Stecklinge.

 

Deutscher Mannsschild, Androsace carnea ssp. brigantiaca

Unsere zweite Mannsschild-Art ist Androsace hedreantha, eine rosa-blühende Spezies, die ihre natürliche Heimat auf dem Balkan hat, vor allem in Griechenland, Albanien und den Staaten des ehemaligen Jugoslawien. Auch diese Art bevorzugt sonnige Standorte, hier besonders auf frischen bis feuchten Böden mit kiesigem Substrat.

 

Mannsschild, Androsace hedreantha

 

Dr. Peter Renner
Verein Bot. Garten Adorf

 

April 2021

 

Traditionell ist der April jener Monat, in dem unser Botanischer Garten nach der Winterpause wieder für Besucher geöffnet wird, aber in diesem Jahr sollte es wegen der noch andauernden Coronavirus-Pandemie nicht der 1. April werden. Leider musste dem aktuellen Geschehen auch unsere traditionelle Frühjahrs-Pflanzenbörse zu Ostern zum Opfer fallen. Ungeachtet all dieser betrüblichen Tatsachen nimmt die Natur ihren gewohnten Lauf, und im Garten haben die ersten Pflanzen zu blühen begonnen, wenn derzeit auch noch in „übersichtlicher“ Anzahl und Vielfalt. Der zu Ende gegangene Winter hatte witterungsmäßig von allem etwas dabei: Schnee, strenger Frost, wärmere Abschnitte und Regen, wenn auch recht unterschiedlich verteilt. Nach einem ersten Überblick halten sich die witterungsbedingten Ausfälle in Grenzen.  

Zu den ersten Frühjahrsboten, die oft schon im Schnee blühen, gehören die fast jedem bekannten Winterlinge. In Abhängigkeit vom Witterungsverlauf können erste Blüten schon im Februar erscheinen, in etwas kühleren und schattigen Lagen zieht sich der Flor bis in den April. Auch für die Insekten, vor allem Bienen, ist der Nektar der gelben Blüten sehr willkommen. Die Gattung Winterling – Eranthis – umfasst weniger als 10 Arten. Ursprünglich aus Südeuropa stammend ist die Art Eranthis hyemalis weit verbreitet. In West- und Zentraleuropa sowie in Nordamerika ist sie ein Neophyt, als Neubürger. Ein sehr großes natürliches Vorkommen in Thüringen befindet sich im Rautal bei Jena. Weitere Arten sind in unterschiedlichen Teilen Asiens beheimatet. Neben gelb blühenden Arten gibt es auch viel seltenere weißblühende Spezies. Die Blüten bringen später Balgfrüchte hervor, die reichlich Samen für die Verbreitung der Pflanzen liefern. Im Sommer zieht die Art vollständig ein; es überwintert eine kleine, dunkle Knolle.

 

Winterling, Eranthis hyemalis

 

Im Bereich der gartenwürdigen Züchtungen blüht derzeit ein Vertreter der Schwertliliengewächse, Iris reticulata, die Netzblatt-Iris, vermutlich eine Züchtung und nicht die reine, natürlich vorkommende Art. Schwertlilien bilden eine sehr große Pflanzengattung einkeimblättriger Pflanzen. Mit den echten Lilien sind sie kaum verwandt. Alle 250-300 Arten kommen auf der Nordhalbkugel in meist gemäßigten Breiten vor, die überwiegende Anzahl in asiatischen Regionen. Iris reticulata, eine zwiebelbildende Art, kommt aus der Kaukasus-Region. Sie wird nicht viel höher als 10cm. Der Name „Netzblatt-Iris“ bezieht sich auf die Haut der Zwiebel. Die Blüten erscheinen in verschiedenen Blautönen mit weißer bis gelber Zeichnung.

 


 

Netzblatt-Iris, Iris reticulata

 Eine weitere, auch in vielen unserer Gärten derzeit blühende Art, ist die Nieswurz, auch als Schneerose, Lenzrose oder Christrose bekannt. Unsere weißblühende Christrose, Helleborus niger blüht in unserem Garten derzeit im Bereich der Alpen. Der Artname „niger“ bedeutet „schwarz“ und bezieht sich auf die Farbe des Rhizoms, aus dem auch eine Art Niespulver gewonnen wurde. Auch bei dieser Art erscheinen die Blüten schon oft im Winter. Die Pflanze wird über 30cm hoch, und gleichmäßige Bodenfeuchte tut ihr gut.

 

Christrose, Helleborus niger

Die gesamte Gattung umfasst um die 20 Arten, die in verschiedenen Teilen Europas und Asiens verbreitet sind. Die Blütenfarbe innerhalb der Gattung geht von weiß über grünlich bis hin zu Rottönen. Auch Züchtungen haben Eingang in die Gärten gefunden.

Dr. Peter Renner
Verein Bot. Garten Adorf

 

Oktober 2020

Nach einem recht warmen und nicht besonders niederschlagsreichem Sommer hat sich der September mit einigem Regen und niedrigeren Temperaturen verabschiedet, und der Herbst hat Einzug gehalten. Überall reagiert die Natur auf diese Veränderungen und bereitet sich auf die kalte Jahreszeit vor, was man natürlich auch in unserem Botanischen Garten beobachten kann. Längst ist der üppige Blütenflor des Frühjahres und Sommers einer gewissen Tristesse gewichen, und die Zahl der noch Blühenden Arten ist eher überschaubar. Von einigen Arten ist schon gar nichts mehr zu sehen, sie haben „eingezogen“, d.h. die Überwinterung erfolgt mit Hilfe ihrer unterirdischen Teile wie Knollen oder fleischigen Rhizomen.

Mit einer solchen Sprossknolle überwintert die Herbstzeitlose, Colchicum autumnale, von der sich die Zuchtform „The Giant“ (der Riese) bei den gartenwürdigen Züchtungen befindet. Die Herbstzeitlose ist eine recht giftige Pflanze und sollte entsprechend behandelt werden. Die Familie der Zeitlosen-Gewächse umfasst, über 200 Arten, die sich in gemäßigten bis tropischen Gebieten fast weltweit ausgebreitet haben. Zur Gattung Colchicum gehören zwischen 60-100 Arten. Der wissenschaftliche Name Colchicum leitet sich von der Landschaft der Kolchis zwischen Kaukasus und Schwarzem Meer ab. Die Herbstzeitlose bevorzugt am Naturstandort feuchte, nährstoffreiche Wiesen in sonniger bis halbschattiger Lage. Ihr giftiger Inhaltsstoff ist das Alkaloid Colchicin. Dieses findet auch, richtig dosiert, in der Medizin Anwendung z.B. in Mitteln gegen die Gicht, eine Wirkung, die schon seit der Antike bekannt ist. In der Pflanzenzucht dient Colchicin zur Erzeugung polyploider Pflanzen, also solcher mit einem mehrfachen Chromosomensatz, was zu bestimmten gewünschten Pflanzeneigenschaften führen kann.

 

 Herbstzeitlose; Colchicum autumnale „The Giant“

 

Ist die Herbstzeitlose eine bei uns sehr bekannt Pflanze, gilt für die folgende Art, die sich ebenfalls im Bereich der gartenwürdigen Züchtungen befindet, das Gegenteil. Die kaum bekannte Kapfuchsie, Phygelius capensis (Bild 2) stammt aus der Kap-Region in südlichen Afrika. Der deutsche Name Kapfuchsie ist etwas irreführend, da die Art nicht zu den Fuchsien, sondern den Braunwurzgewächsen gehört. Es sind kleine Halbsträucher, die bei uns keinen halben Meter hoch werden. Die orange-roten, ca. 5cm langen trompetenförmigen Blüten erscheinen an einem rispigen Blütenstand. Die Art verträgt unsere Winter recht gut, bei sehr starkem Frost ist ein Schutz aus Reisig oder Laub sinnvoll. Der Boden sollte humos, durchlässig und nicht zu trocken sein bei voller Sonne.

 

Kapfuchsie; Phygelius capensis

 

Auf unserer virtuellen Reise geht es nun vom Süden Afrikas wieder zurück nach Europa in den Bereich der Alpen. Hier blüht jetzt noch der Steinquendel, Calalmintha nepeta. Es ist eine kleine, stark duftende Staude mit sehr kleinen hellvioletten bis weißen Blüten und ebenfalls kleinen eiförmigen Blättern. Die Gattung Calamintha umfasst 7 Arte, von denen 2 in den USA vorkommen, die restlichen 5 in Europa und Asien. Der bevorzugte Standort des Steinquendel ist humus- und nährstoffarm und relativ trocken in sonniger Lage.

 

Steinquendel; Calamintha nepeta

 

Unser Botanischer Garten ist noch bis Ende Oktober geöffnet, dann haben sich die meisten Pflanzen auf die bevorstehende Winterruhe eingestellt. Unser Team von der Stadt Adorf und dem Verein „Botanischer Garten Adorf e.V.“ wünscht allen Besuchern eine schöne Herbst- und Winterzeit und hofft auf ein Wiedersehen ab April 2021.

 

Dr. Peter Renner
Verein Bot. Garten Adorf

 

 September 2020

In unserem Botanischen Garten kultivieren und zeigen wir schwerpunktmäßig solche Pflanzenarten, die vor allem in den Gebirgsregionen der nahezu gesamten Welt zuhause sind. In diesen Gebieten herrschen oftmals besondere klimatische Verhältnisse, wie niedrige Temperaturen, hohe Sonneneinstrahlung, kurze Vegetationsperioden, viel Schnee im Winter und noch andere mehr. An diese Bedingungen haben sich die Pflanzen im Laufe ihrer Evolution gut angepasst. Bei der Kultur muss man nun versuchen, diesen natürlichen Bedingungen so gut wie möglich gerecht zu werden, damit die Pflanzen auch außerhalb ihrer angestammten Heimat gut gedeihen; das gelingt oft, aber nicht in jedem Fall. So gliedert sich unser Botanischer Garten in verschiedene pflanzengeografische Regionen, wie z.B. Alpen, Balkan, Kaukasus usw.

In einigen Abteilungen wird aber von diesem Prinzip abgewichen, wie z.B. den Weiden, den Kräutern und Heilpflanzen oder den gartenwürdigen Züchtungen. Unsere heute vorgestellten Arten gehören der letztgenannten Rubrik an. Es sind also Pflanzen, die so nicht in der freien Natur vorkommen, sondern durch Züchtungsarbeit des Menschen wie Kreuzung und Auslese entstanden sind, um besondere Eigenschaften zu fördern oder auch neue hervorzubringen. Sehr viele Pflanzen, die sich heute in unseren Gärten wohlfühlen, haben einen solchen Weg hinter sich.

 

Sehr beliebt und in vielen Gärten anzutreffen sind Vertreter der Sonnenhüte. Dabei wird diese deutsche Bezeichnung gleichzeitig für zwei Pflanzengattungen der Korbblütler verwendet, nämlich Echinacea und Rudbeckia. Wir wollen hier unser Augenmerk auf die Echinaceen, die auch gelegentlich Igelköpfe genannt werden, richten. Die Pflanzengattung ist im östlichen und zentralen Nordamerika beheimatet und beinhaltet nur wenige Arten und Varietäten. Eine häufig anzutreffende Art ist der Purpur-Sonnenhut, Echinacea purpurea, von der es zahlreiche Züchtungen gibt, wie unsere Sorte „Magnus“.

 

Der Sonnenhut hat in Nordamerika eine lange Tradition als Heilpflanze, z.B. bei Husten und Halsschmerzen. Neuere wissenschaftliche Untersuchungen in Europa bestätigten die Wirksamkeit der Inhaltsstoffe von Echinacea; es gibt aber auch einige Stimmen, die dem Einsatz skeptisch gegenüberstehen. Sonnenhüte werden während ihrer Blütezeit gerne von Schmetterlingen, wie dem Tagpfauenauge, besucht.

 

Ebenfalls zu den Korbblütlern gehört die Pflanzengattung Anaphalis – Perlkölbchen, hier unsere Zuchtform von Anaphalis triplinervis „Silberregen“.

 

Die Gattung umfasst ca. 110 Arten, die hauptsächlich in Süd- und Zentralasien vorkommen. Die kleinen weißen Blüten, die in Dolden angeordnet sind, erinnern ein wenig an jene der Strohblumen. Die Pflanze kann auch gut getrocknet werden. Die Sorte ist bei uns sehr winterhart, liebt einen sonnigen Standort bei gut durchlässigem Boden, der auch Sand oder Kies enthalten darf. Die Stauden werden 30-40 cm hoch und blühen vom Spätsommer bis in den Herbst.

 

Um die letzte Art zu finden, muss man schon etwas genauer hinsehen, am besten sich bücken, denn es handelt sich um eine niedrige, rasenbildende Pflanze, die Teppich-Verbene Phyla nodiflora „Summer Pearls“.

 

Die Etwa 15 Arten umfassende Gattung stammt aus Mittel- und Südamerika. Die Blätter der Teppich-Verbene werden 2-8cm lang, im Sommer erscheinen aus dem Polster kleine weiß-violette Blütenstände.

Die Art übersteht manchmal unsere kalten Winter nicht, aber im Herbst ist eine Vermehrung durch Teilung und frostfreier Überwinterung oder auch durch Samen problemlos möglich.  Der Boden sollte durchlässig, mäßig feucht sein und sich in sonniger Lage befinden.

Dr. Peter Renner
Verein Bot. Garten Adorf

 

 

August 2020

Am Ende des Monats Juli blicken wir auf einen typischen Hochsommer-Monat zurück, in dem das seit langem bestehende Niederschlagsdefizit leider immer noch nicht ausgeglichen werden konnte; also war wieder einmal häufiges Gießen erforderlich. Der Sommer ist die Jahreszeit der Stauden (und in anderen Gärten auch die der einjährigen Blumen). Die Blütenfülle in der Anlage ist (abgesehen von der Abteilung der gartenwürdigen Züchtungen) nicht mehr so opulent wie noch vor zwei Monaten.

Im Bereich Afrika blüht derzeit der Edel-Gamander oder auch Echter Gamander genannt, Teucrium chamaedrys. Die Art kommt jedoch auch in Europa und Westasien vor. Der Gamander ist ein Lippenblütler. Der Edelgamander liebt trockene, magere Rasenstandorte oder auch lichte Wälder. Er ist ein Halbstrauch mit verholzten unteren Stängel-Teilen. Die Blütenfarbe variiert leicht von rosarot bis weiß (selten). Die Pflanze riecht aromatisch und verfügt über Inhaltsstoffe mit pharmazeutischer Wirkung. Heute wird aber wegen bestimmter toxischer Komponenten vom Einsatz als Heilpflanze abgeraten.

 

 Edel-Gamander - Teucrium chamaedrys

Ein weiter Vertreter der Gattung Teucrium blüht derzeit bei den Pflanzen Spaniens, es ist der Pyrenäen-Gamander Teucrium pyrenaicum. Die Pflanze wächst teppichartig, wird kaum höher als 5cm. Die Einzelblüten erscheinen in einem hellen cremegelb. Die Art bevorzugt einen frischen bis trockenen Boden in sonniger Lage. Es sind mehrere Unterarten bekannt.

Die Gattung Gamander ist mit ca. 250 Arten fast weltweit verbreitet, davon ca. 50 in Europa, viele im Mittelmeerraum. Sie umfasst ein- und zweijährige Arten sowie ausdauernde Stauden. Eine Vermehrung ist, in Abhängigkeit von der Art durch Samen und auch Stecklinge möglich.

 

Pyrenäen-Gamander - Teucrium pyrenaicum

Wer im Bereich Asien die kleine Brücke überquert, findet dort eine auffällig blau blühende kleine Pflanze. Es handelt sich um das Baikal-Helmkraut, Scutellaria baicalensis. Auch die Helmkräuter gehören zur Familie der Lippenblütengewächse. Das Baikal-Helmkraut kann über 50cm hoch werden. Die Blütenfarbe ist blau bis blauviolett. Die Art kommt nicht nur am Baikalsee vor, sondern auch in Südost-Sibirien, im Nordosten der Mongolei, in Korea und China.

 

Baikal-Helmkraut - Scutellaria baicalensis

Es ist eine sehr wichtige Pflanze in der Traditionellen Chinesischen Medizin. Der wässrige Extrakt aus den Wurzeln wird für recht unterschiedliche Indikationen eingesetzt, wie Rheuma, Bluthochdruck, Infektionskrankheiten und andere mehr. Bei einem Hauptwirkstoff (Wogonin) hat man im Experiment eine Wirkung auf das Wachstum von Tumorzellen nachweisen können. Die Art wurde bereits 1775 durch Johann Gottlieb Georgi in seinem Werk Bemerkungen einer Reise im Russischen Reich im Jahre 1772“ erstmals beschrieben.

Dr. Peter Renner (Verein Botanischer Garten Adorf e.V.)

 

 

Juli 2020

Derzeit zeigt sich unsere Anlage mit all ihrer Pflanzenvielfalt von ihrer besten Seite. Die Niederschläge im Juni bei gemäßigten Temperaturen haben allen Arten gutgetan und diese danken es mit einer reichen, der Jahreszeit entsprechenden Blüte. Damit steht man wieder einmal vor einer schwierigen Auswahl hier vorzustellender Pflanzen.

Der Dalmatiner Storchenschnabel, Geranium dalmaticum (Bild1), stammt vom Balkan und findet sich bei uns in der entsprechenden Abteilung. Unter den Storchenschnäbeln ist es eine eher kleinwüchsigere Art, die ihre rosaroten Blüten von Juni bis August zeigt. Sie wird kaum höher als 15cm und kann mit der Zeit kleine Polster ausbilden. Bei der Pflanzung ist auf einen Boden mit Wasserabzug (Drainage) zu achten. Eine sonnige Lage bekommt der Art besonders gut. Die Gattung Geranium – Storchenschnabel ist auf allen Kontinenten anzutreffen. Ihr Name bezieht sich auf die Form der nach der Blüte erscheinenden Fruchtstände. In Mitteleuropa wachsen 16 Storchenschnabel-Arten wild. Insgesamt rechnet man der Gattung ca. 400 Arten zu. Viele der weltweit vorkommenden Arten haben schon lange Einzug in die Gärten gehalten, die ersten schon nachweislich vor über 400 Jahren. Manche Arten finden als Heilpflanzen Verwendung.

 

Dalmatiner Storchenschnabel - Geranium dalmaticum

 

Eine ebenfalls recht große Pflanzengattung, die wiederum zur Familie der Rosengewächse zählt, ist die Gattung der Fingerkräuter – Potentilla. Zu ihr zählt das Dolomiten-Fingerkraut, Potentilla nitida (Bild2). Es ist bei uns im Kalktuff-Bereich zu finden, wo es recht ansehnliche Polster bildet. Die Art benötigt als Substrat Kalk- oder Dolomit-Felsen in sonniger Lage. In ihrer Heimat, den südwestlichen Alpen und dem Apennin wächst die Pflanze zwischen 1200 und 3100 m Höhe. Das Dolomiten-Fingerkraut bildet silbrig-grüne Polster mit 3-5-teilig gefingerten Blättern, aus denen 5-zählig Blüten von rosaroter Farbe und ca. 2cm Durchmesser hervorgehen. Die Gattung Potentilla hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in den gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel. Die Literaturangaben verzeichnen bis zu 500 Arten innerhalb der Gattung. Auch in Deutschland wachsen um die 30 Fingerkraut-Arten, deren exakte Bestimmung nicht immer einfach ist. Viele besitzen eine gelbe Blütenfarbe.

 

 

 Dolomiten-Fingerkraut - Potentilla nitida

 

Wir bleiben, was die Pflanzenverbreitung betrifft, in den Gebirgen Europas. Eine sehr stattliche Pflanze, die in vielen Ländern Europas und auch noch in der Türkei anzutreffen ist, ist der Gelbe Enzian, Gentiana lutea (Bild3). In unserer Anlage steht er im Bereich der Kräuter und Heilpflanzen. Der Gelbe Enzian ist eine Staude, die bis 1,5m hoch werden kann. Ihre Blätter, die bis zu 30cm lang werden können, sind kreuzgegenständig angeordnet. In den oberen Blattachseln erscheinen im Sommer ihre gelben Blüten mit 5 Kronblättern. Unterirdisch, als Überwinterungsorgan, bildet die Pflanze ein recht dickes Rhizom aus, welches zerkleinert als Droge „Gentianae radix“ Verwendung findet. Sie enthält Zucker und Bitterstoffe. Dieses Rhizom des Gelben Enzians dient schon seit Jahrhunderten zu Herstellung von Enzianschnaps. Dazu werden die kleingehackten Wurzeln mit Wasser angesetzt, mit spezieller Hefe etwa 10 Tage bei 30°C vergoren und mehrfach destilliert. Das Sammeln der Enzianwurzeln in den Herkunftsgebieten ist aus Schutzgründen limitiert. Nichtblühende Pflanzen des gelben Enzians werden gelegentlich mit dem Weißen Germer (Veratrum album) verwechselt, bei dem die Blätter jedoch nicht kreuzgegenständig, sondern schraubig gedreht angeordnet sind.

 

Gelber Enzian - Gentiana lutea

Dr. Peter Renner (Verein Botanischer Garten Adorf e.V.)

 

 Juni 2020

Der neue Monat beginnt in diesem Jahr mit dem Pfingstfest. Der zurückliegende Mai wies zwar einige Niederschläge auf, aber wie die meisten Gärtner und Landwirte hätten wir uns für unseren Botanischen Garten auch etwas mehr davon gewünscht. Auch auf die Spätfröste im Mai hätten wir gerne verzichtet. Nichtsdestotrotz erstrahlt der Garten derzeit in einer großen und sehr artenreichen Blütenpracht.

 Beginnen wir - passend zum Monatsanfang - mit Pfingstrosen. Mehrere Arten davon gibt es in unsere Anlage. Geht man den Hauptweg nach oben, blickt man bald auf einen stattlichen Busch mit vielen rosaroten Blüten von Paeonia peregrina (Bild 1, großes Bild). Mehrere deutsche Namen sind für die Art gebräuchlich, so z.B. Fremde Pfingstrose, Byzantinische Pfingstrose oder Langwurzelige Bauern-Pfingstrose. Die Art ist auf dem Balkan und in Griechenland sowie Italien beheimatet. Unser Exemplar steht schon seit vielen Jahren an Ort und Stelle und ist entsprechen groß. Viel höher als 70cm wird die Pflanze nicht. Es ist überliefert, dass die Art schon am Ende des 16. Jahrhunderts von Kleinasien nach Mitteleuropa (Österreich) eingeführt wurde. Seitdem ist sie in gärtnerischer Kultur. Im Volksglauben der Balkanhalbinsel hat sie eine große Bedeutung.

Eine weitere schöne Pfingstrose blüht bei den Kleingehölzen am Weg im hinteren Teil des Gartens (Bild 1, kleines Bild). Die gelben Blüten gehören zu einer stattlichen Pflanze eine Japanischen Strauchpaeonie, die wohl eine Hybride von Paeonia lutea mit einer anderen Art ist. Der stattliche Busch mit seinen verholzten Stielen ist über einen Meter hoch.

 

Langwurzelige Bauern-Pfingstrose, Paeonia peregrina (großes Bild)

Japanische Strauchpaeonie, Paeonia lutea-Hybride (kleines Bild)

 

Vom Balkan geht es nun in den Kaukasus. Dort blüht zurzeit eine sehr schöne Storchenschnabel-Art, Geranium renardii, der Kaukasus-Storchenschnabel. Die Kronblätter sind weiß mit feiner violetter Aderung. Die Laubblätter sind unverwechselbar mit rauer, fast runzeliger Oberfläche, ähnlich wie bei mancher Salbei-Art. Die Pflanze selbst wird kaum höher als 30cm; sie ist wintergrün und sollte auf gut durchlässigen, neutralen Boden gepflanzt werden. Zuhause ist die Art im Westkaukasus, wo sie endemisch vorkommt. Sie wächst dort auf subalpinen bis alpine Wiesen zwischen 2200 und 3000m. Die Gattung Geranium – Storchenschnabel - ist recht groß und umfasst ca. 400 Arten auf allen Kontinenten (außer Antarktis). Viele Arten sind seit Jahrhunderten in Kultur. Der deutsche Gattungsname „Storchenschnabel“ nimmt Bezug auf die Form der länglichen Fruchtstände.

 

 

Kaukasus-Storchenschnabel, Geranium renardii

 

Kehren wir von Balkan und Kaukasus zurück in heimische Gefilde. Unsere Aufmerksamkeit gilt dem Großen Windröschen Anemone sylvestris (Bild 3), für das es auch noch weiter deutsche Namen gibt. Die Gattung gehört zu den Hahnenfußgewächsen. Das Große Windröschen ist von Europa bis Asien verbreitet. In Deutschland wächst es in klimatisch begünstigten Regionen, vorzugsweise auf Kalk. In vielen Regionen ist die Pflanze selten geworden. Vor ca. einem halben Jahrhundert gab es auch im Vogtland noch einen kleinen Standort in Plauen auf einer geologischen Kalklinse. Der Standort fiel Bauvorhaben zum Opfer. Heute muss man z.B. nach Thüringen oder Franken fahren, um die Art am Naturstandort zu sehen. In unserem Garten finden wir sie bei den Waldpflanzen Eurasiens und noch zahlreicher oben im Kalktuff-Bereich. Die Pflanze wird 15-40cm hoch, die weißen Blütenblätter, meist 5, selten 6, werden 4-7cm lang.

 

Großes Windröschen, Anemone sylvestris

 

Dr. Peter Renner (Verein Botanischer Garten Adorf)

 

Mai 2020

Dieses Jahr ist anders als alle anderen zuvor. Auch auf unseren Botanischen Garten sind die Auswirkungen der Corona-Virus-Pandemie nicht spurlos vorübergegangen. Die traditionelle Öffnung im April musste unterbleiben und auch die Oster-Pflanzenbörse fiel dem aktuellen Geschehen zum Opfer, zum Leidwesen der Händler und natürlich der vielen Pflanzenfreunde.

Die Pflanzen des Gartens selbst „kümmerte“ das natürlich nicht im Geringsten. Für sie war die Wetterentwicklung wichtig. Der Winter war vergleichsweise mild und auch schneearm. Einige stärkere Spätfröste im März und April blieben aber nicht ohne Wirkung, und im April machte sich der ausbleibende Niederschlag negativ bemerkbar. Dennoch hielten sich insgesamt die wetterbedingten Ausfälle in Grenzen.

Ende April / Anfang Mai entwickelte sich ein wahres „Feuerwerk der Farben“, in allen Bereichen unseres Gartens blüht es mehr oder weniger intensiv, und eine Pflanzenauswahl für die Vorstellung fällt nicht eben leicht.

Im hinteren Moorbeetbereich blüht jetzt ein kleiner Strauch mit rosaroten Blüten in traubigen Blütenständen. Es ist die Lorberrose (Kalmia microphylla). Die Art stammt aus dem nordwestlichen Amerika und gehört zur Familie der Heidekrautgewächse. Der immergrüne Strauch ist bei uns ca. 50cm hoch, wird aber in seiner Heimat wesentlich größer. Die Pflanze bevorzugt saure Böden, ihre Ansprüche sind mit denen von Rhododendron vergleichbar. Die Gattung Kalmia umfasst 7-10 Arten. Benannt wurde die Gattung nach Pehr Kalm, einem schwedischen Botaniker aus dem 18. Jahrhundert, ein Schüler Linnés. 

 

 

Lorberrose (Kalmia microphylla)

 

Etwas versteckt, zwischen den niedrigen Kiefern im Alpen-Bereich, blüht jetzt mit kleinen gelben Glocken das Tollkraut (Scopolia carniolica, ssp. hladnikiana). Die Pflanzengattung, die nur zwei Arten umfasst, gehört zu den Nachtschattengewächsen, welche ja bekanntermaßen giftig sind, verursacht durch den Gehalt an Hyoscyamin, einem Alkaloid, welches auch in anderen bekannten Vertretern der Gattung, wie z.B. Tollkirsche, Stechapfel, Engelstrompete und Bilsenkraut vorkommt. Die Art kommt in Mittel- und Südosteuropa in Höhen bis zu 1700m vor. Die kleinen gelben glockenförmigen Blüten sitzen einzeln an langen Stielen.

 

 

Tollkraut (Scopolia carniolica, ssp. hladnikiana)

 

Im Bereich der Pflanzen aus dem Balkan blüht derzeit eine kleine, gelbe Zwergschwertlilienart, Iris reichenbachiana. Die Pflanzengattung Iris – Schwertlilien ist sehr artenreich, über 300 Arten kommen auf der Nordhalbkugel vor. Die Blütenfarbe variiert sehr stark, auch die Pflanzenhöhe zwischen 15 und 70 cm. Zu den natürlichen Arten kommen heute noch unzählige Zuchtformen. Alle Arten bilden Rhizome oder Knollen als Überwinterungs-Organe aus. Einheitlich ist die Blütengeometrie. Die Symmetrie ist 3-zählig, es gibt 3 innere und 3 äußere Kronblätter. Iris reichenbachiana, unsere Zwergschwertlilie, wird ca. 20cm hoch, und wächst auf einem gut durchlässigen steinigen Boden in voller Sonne.

 

 

Zwergschwertlilie (Iris reichenbachiana)

 

Wir hoffen, dass mit der Wiedereröffnung des Botanischen Gartens möglichst viele Besucher die Blütenpracht bestaunen und wünschen allen Gäste, dass sie bei bester Gesundheit das Gartenjahr 2020 erleben.

Dr. Peter Renner (Verein Botanischer Garten Adorf)

 

 

Oktober 2019

 

Nicht nur der Blick auf den Kalender verrät uns, dass der Herbst Einzug in die Natur gehalten hat. Die Tage sind kürzer geworden, und vorbei sind die hohen Temperaturen von Juli, August und September, nur das Niederschlagsdefizit ist noch lange nicht ausgeglichen.

Im Botanischen Garten muss man nach blühenden Arten schon etwas länger suchen, wenn man vom Bereich der gartenwürdigen Züchtungen einmal absieht, wo noch viele Stauden in voller Blüte stehen.

Manchmal sind es aber nicht nur die Blüten, sondern auch die Früchte, die die Blicke der Betrachter auf sich ziehen, wie z.B. jetzt im Bereich unserer Moorbeete bei den Moosbeeren. Gleich 2 Arten fruchten gegenwärtig bei uns stark: Unsere einheimische Gewöhnliche Moosbeere, Vaccinium oxycoccos (Synonym: Oxycoccus palustris)

 

und die Großfrüchtige Moosbeere, Vaccinium macrocarpon (Synonym: Oxycoccus macrocarpon) 

 

letztere ist in Amerika als „Cranberry“ verbreitet und wird vielfältig genutzt. Zur Gattung Vaccinium gehören auch die Heidelbeere, die Rauschbeere und die Preiselbeere.

Die Moosbeeren bilden lange, kriechende, dünne Triebe mit kleinen Blättern; im Sommer erscheinen kleine, rosa Blüten, die an winzige Alpenveilchen erinnern. Aus diesen entwickeln sich im Spätsommer / Herbst die roten Beeren, die bei der nordamerikanischen Art über 2,5cm groß werden können. Cranberries werden als Kompott, Marmelade oder Saft genutzt.

Im Kalktuff-Bereich steht jetzt auch noch (oder nocheinmal ?) ein kleines grünes Polster in Blüte, es ist die kleinblütige Form der Silberwurz, Dryas octopetala var. tenella,

 

Die Gattung Dryas -  Silberwurz gehört zu den Rosengewächsen. Sie besitzt ein arktisch-alpines Verbreitungsgebiet, kommt aber auch in höheren Lagen der Gebirge Süd- und Mitteleuropas vor. Die verholzten Triebe liegen eng am Boden an und können so recht große Polster bilden, aus denen weiße Blüten auf kurzen Stängeln herausragen. Die Samenstände ähneln denen der Küchenschelle ein Weinig, sind aber kleiner. Die Verbreitung der Samen erfolgt durch den Wind.

Ebenfalls jetzt noch in Blüte finden wir die Goldaster, oder auch Goldhaaraster, Aster linosyris, 

 

sowohl im Alpen-Bereich wie auch bei den Pflanzen aus Afrika. Sie gehört zu den Korbblütlern, einer sehr großen Pflanzenfamilie mit über 20000 Arten weltweit.

Die Goldaster wird zwischen 20 und 50cm hoch. Sie besitz einen doldig-traubigen Blütenstand mit 15-40 goldgelben (-> Namen) Blütenkörbchen, die etwa 1cm im Durchmesser messen. Die Pflanze ist sehr trockenheitsresistent, stammt wohl ursprünglich aus den Steppenlandschaften Südeuropas, ist aber heute von Nordafrika bis Europa und Westasien verbreitet, wobei kein zusammenhängendes Verbreitungsgebiet existiert.

 

Unser Botanischer Gartengeht nun auch seiner „wohlverdienten Winterruhe“ entgegen. Für Besucher ist er noch bis Ende Oktober geöffnet. Wir wünschen allen Freunden und Besuchern eine schöne Herbst- und Winterzeit und freuen uns auf ein Wiedersehen ab April 2020.

Dr. Peter Renner
Verein Botanischer Garten Adorf

 

 

 

September 2019

Ähnlich wie der Juli verabschiedete sich der August mit hochsommerlichen Temperaturen. Die wenigen Niederschläge in diesem Monat konnten das Regendefizit der zurückliegenden Wochen nicht ausgleichen. Im September haben aber auch bei etwas anderem Witterungsverlauf viele Arten unseres Gartens ihre Blütezeit schon lange hinter sich. Jetzt dominieren wieder die Stauden, besonders auch im Abschnitt der gartenwürdigen Züchtungen.

Aber auch in anderen Bereichen wird man noch fündig. Im Bereich der Farne und deren Begleitpflanzen setzt das Purpurglöckchen, Heuchera sanguinea

einen scharlachroten Farbakzent. Vertreter dieser Gattung sind in unseren Gärten weit verbreitet, auch weil es mittlerweile viele Züchtungen, z.T. mit attraktiv gefärbtem Laub, gibt. Die Art Heuchera sanguinea ist in Nordamerika, vor allem von Texas bis Arizona, verbreitet. Die Gattung umfasst ca. 40-50 Arten. Es sind immergrüne Stauden mit traubigen Blütenständen. Die zahlreichen kleinen, fünfzähligen Blüten können weiß, cremefarben oder rosa bis tiefrot sein. Die Pflanzen sind leicht zu kultivieren; sie lieben einen nährstoffreichen, humosen Boden. Der Standort kann schattig sein, bei genügend Feuchtigkeit aber auch in voller Sonne liegen. Die Vermehrung erfolgt durch Teilung der Pflanzen, vorzugsweise im Herbst.

Nur wenig entfernt vom Purpurglöckchen blüht das Mauer-Zimbelkraut, Cybalaria muralis 

Die Pflanze aus der Familie der Wegerichgewächse stammt ursprünglich aus dem Mittelmeergebiet, wurde aber schon im 16. Jahrhundert in vielen Teilen Mitteleuropas eingebürgert und ist heute weltweit verbreitet, wo es gerne an felsigen Standorten oder in Mauerfugen wächst. Das Zimbelkraut ist ausdauernd und besitzt hängende oder kriechende Stängel. Die kleinen violetten Blüten ähneln denen von Leinkraut oder Löwenmäulchen, mit denen die Gattung auch verwandt ist. Die Art wird heute gerne als Zierpflanze verwendet, man muss aber aufpassen, dass sie sich nicht zu stark ausbreitet.

Nun schauen wir aus im Bereich der asiatischen Flora um. Auf dem Hügel ganz oben, umgeben von blau blühenden Stauden der Enzian-Art Gentiana nipponica, thront eine stattliche, gelb blühende Staude. Es ist der Japanische Goldkolben, Ligularia dentata 

Die Art gehört zur großen Familie der Korbblütler, die Gattung umfasst ca. 150 Arten, die meist in Ostasien, einige wenige aber auch in Nordasien und Europa beheimatet sind. Ligularia dentata kommt in China und Japan vor. Sie kann, je nach Bodenverhältnissen bis 1 Meter hoch werden. Das Substrat sollte nährstoffreich, gut durchlässig sein und sich in sonniger bis halbschattiger Lage befinden. Leider werden die Blätter der Gattung gerne von Schnecken heimgesucht und stark verunstaltet.

Zum Schluss soll noch auf einen kleinen Zwergstrauch hingewiesen werden, dessen Blüte für diese Jahreszeit eher ungewöhnlich ist, da sie normalerweise viel früher erscheint. In einem kleinen Trog am Weg nach oben blüht die aus der Slovakei stammende und dort endemische (nur dort vorkommende) Seidelbast-Art Daphne arbuscula 

Der kleine, immergrüne Strauch wird ca. 15 cm hoch und bildet rosa Blüten aus, die einen angenehmen Duft verströmen. Normalerweise blüht die Pflanze im Frühjahr, aber gelegentlich kommt eine solche Nachblüte vor.

 Dr. Peter Renner
Verein Botanischer Garten Adorf

 

 

August 2019

Waren bereits im Juni die Temperaturen recht hoch und die Niederschlagsmengen gering, so hat sich dieser Trend auch im Juli fortgesetzt. Für viele Menschen, aber auch einen Großteil der Pflanzen in unserem Botanischen Garten sind derartige Bedingungen mit Stress verbunden. Vor allem Arten mit kleinen, oberflächennahen Wurzeln leiden besonders darunter, was z.B. bei Steinbrechen zu Ausfällen geführt hat. Trotzdem ist insgesamt die Zahl der Verluste als eher gering einzuschätzen. Dies ist vor allem auch der Tatsache zu verdanken, dass ein sehr hoher Aufwand an Bewässerungsarbeit betrieben wurde.

 Zu jenen Pflanzen, die mit trockenen, warmen Bedingungen noch recht gut zurechtkommen, zählt das Igelpolster.

Acantholimon glumaceum 

Die zu den Bleiwurzgewächsen zählende, da 200 Arten umfassende Gattung Acantholimon kommt vom östlichen Mittelmeerraum über Zentralasien bis Tibet vor. Der deutsche Pflanzenname „Igelpolster“ trifft die Artmerkmale recht gut. Die Pflanzen bilden verholzte, stark stachelige, im höheren Alter nahezu halbkugelförmige Polster, welche rosarote, ährige Blütenstände tragen. Die 5-zähligen Blüten bestehen aus an der Basis verwachsenen Kronblättern. In ihrer Heimat gedeihen Acantholimon-Arten meist in gebirgigen Regionen. In unserem Garten finden wir die Pflanzen im Kalktuff-Bereich.

Die beiden anderen hier vorzustellenden Arten gehören einer gemeinsamen Gattung an und befinden sich bei uns im Garten im Bereich der Alpen, gewissermaßen “ganz oben“, wo sie schon von Weitem als stattliche Stauden mit einer kräftigen, grünen Blattrosette zu erkennen sind. Es handelt sich dabei um den Schwarzen und Weißen Germer.

                                 Schwarzer Germer (Veratrum nigrum)

 

                                     Weißer Germer (Veratrum album)

 

Germergewächse sind einkeimblättrige Pflanzen aus der Ordnung der Lilienartigen. Die Gattung Germer umfasst über 25 Arten. Ihr Hauptverbreitungsgebiet ist die Nordhalbkugel. Der Schwarze Germer kommt von Südwesteuropa bis Nordostasien vor, die weiße Art besetzt ein ähnliches Areal. Letztere klettert dabei bis auf 2700m Höhe. Sie kann bis zu 150cm hoch werden. Die Hauptblütezeit ist der Hochsommer. Die Art ist wegen des Gehaltes an verschiedenen Alkaloiden sehr giftig. Vom Weidevieh wird sie in der Regel gemieden, aber unerfahrene Tiere vergiften sich trotzdem gelegentlich.

Auch eine medizinische Anwendung am Menschen ist seit der Antike überliefert, z.B. als Brechmittel. Während der Weiße Germer grünlich-weiße Blüten hat, sind die der schwarzen Art dunkelviolett und an einer langen, verzweigten Rispe angeordnet. Die Blütenblätter werden bis zu 8mm lang.

Früher wurde der Schwarze Germer zur Herstellung von Nießpulver verwendet, was seit 1983 wegen seiner Giftigkeit in der EU verboten ist.

Dr. Peter Renner
Verein Botanischer Garten Adorf

 

 

Juli 2019

 

Heißer und trockener als in den letzten Juni -Tagen hat es wohl kaum jemand hier im Vogtland bisher erlebt und im Juli scheint sich diese Wetterlage fortzusetzen. Deshalb möchte ich heute  Pflanzen vorstellen, die zu den wirklichen Sonnenanbetern zählen und wahre Trockenheits-künstler sind, wie die Pflanzengattung der Strohblumen (Helichrysum), die zur Familie der Asteraceae gehört. Die etwa 600 Arten sind hauptsächlich in Europa, Asien und Afrika, vorallem in Südafrika und Magaskar beheimatet. Die heute vorgestellten Pflanzen finden wir im Botanischen Garten demzufolge im kleinen Bereich Afrika.

Die Zierlichste von ihnen, Helichrysum confertum, schiebt ihre stengellosen weißen Blütensterne aus feinen grünen Matten, während Helichrysum milfordiae mit ihren 10 cm hohen, weißen Blütenblättern mit rosafarbener Unterseite schon eher an eine Strohblume erinnert. Besonders schön zeigen sich hier auch die feinbehaarten silbergrauen Blattrosetten.

   Helichrysum confertum                                          

Helichrysum milfordiae            

 

Gleich daneben finden wir Helichrysum splendidum, die Südafrika-Strohblume, ein kleiner, kugeliger, wintergrüner Strauch, über dem in dichten Büscheln gelbe, runde Blütenköpfchen stehen, die in diesem Jahr bereits ab Juni und dann bis September blühen. Aus Kraut und Blüten wird ein ätherisches Öl gewonnen, das dezent duftet.

Ebenfalls zur Gattung gehört Helichrysum flanaganii, die uns bereits in größeren Matten am Rand des Zugangsweges begegnet. Sie stammt ebenfalls aus den Bergen Südafrikas und zeigt ihre gelben Blüten in Büscheln. Die kleinen silbergrauen Blätter riechen aromatisch nach Orangen, wenn man an ihnen reibt.

Helichrysum splendidum                                                     

Helichrysum flanaganii

Alle vorgestellten Pflanzen bevorzugen einen sonnigen Standort auf trockenen bis frischen Böden in sandig-kiesigem Substrat.

Gisela Prager
Verein Botanischer Garten e.V.

 

 

Juni 2019

Die zurückliegenden Wochen boten recht gute Wachstumsbedingungen für unsere Pflanzen, teilweise hohe Tagestemperaturen und immer mal wieder etwas Niederschlag. Gelegentliche niedrige Nachttemperaturen konnten keine Schäden anrichten.

So stehen derzeit alle Sektionen unseres Botanischen Gartens in voller Blüte, und die Auswahl von hier vorzustellenden interessanten Pflanzen fällt entsprechend schwer. Natürlich begeistern im Bereich der gartenwürdigen Züchtungen gegenwärtig viele Arten mit einem wahren „Feuerwerk“ an Farben und Formen. Wir wollen unser Augenmerk aber auf einige weniger auffällige, aber trotzdem sehr interessante Arten lenken.

 

Am Wegesrand im Bereich „Griechenland“ blüht zurzeit ein kleines Polster mit rosa Blüten, nämlich Asperula boissieri, ein Vertreter der Gattung Meier oder auch Waldmeister.

Die Gattung gehört zur Familie der Rötegewächse. Sie ist eng verwandt mit den Labkräutern (Galium), zu der auch der hierzulande gelegentlich vorkommende Waldmeister zählt. Die Gattung Asperula umfasst ca. 100 Arten, davon einige einjährig, andere Stauden oder Halbsträucher. Asperula boissieri kommt im südlichen Griechenland vor, wächst dort auf felsigem Untergrund in voller Sonne. Eine Vermehrung kann durch Samen, Ableger oder Teilung der Pflanze erfolgen.

 

Im hinteren Teil des Kalktuff-Bereiches blüht derzeit ein kleines blaues Polster. Die Blüten erinnern an jene der Glockenblumen, aber es handelt sich um eine andere Gattung innerhalb der Glockenblumengewächse, nämlich die der Büschelglocken oder auch Becherglocken, Edraianthus, die nur etwa 20 Arten umfasst. Ein Merkmal, durch welches die Büschelglocken von den Glockenblumen unterschieden werden können, ist die Form der Samenkapseln. Unsere Art, Edraianthus pumilio,

die Zwerg-Büschelglocke, ist ein Endemit des Biokovo-Gebirges in Kroatien. Die Pflanze ist sehr klein, nicht höher als 5cm, die einzeln sitzenden blauvioletten glockenförmigen Blüten werden ca. 2,5 cm lang. Büschelglocken benötigen ein steiniges, basisches (Kalk etc.) Substrat, viel Sonne, sollten aber im Frühjahr und Sommer gut gewässert werden.

 

 Wir bleiben im Bereich des Kalktuffs, wechseln nun aber zu den „echten“ Glockenblumen, der Gattung „Campanula“. Diese Gattung umfasst weit über 300 Arten und ist nahezu weltweit verbreitet. Entsprechen unterschiedlich sind auch die Standortansprüche der einzelnen Arten. Auf unseren heimischen Wiesen können wir beispielsweise die Rundblättrige Glockenblume, die Wiesenglockenblume, die Pfirsischblättrige Glockenblume und weitere Arten antreffen. Die hier gezeigte Strauß-Glockenblume, Campanula thyrsoides

weicht in ihrem Habitus deutlich von vielen anderen Vertretern der Gattung ab. Sie bildet einen dichtblütigen, gedrungenen, walzenförmigen Blütenstand, der 30-50cm hoch werden kann (unser Exemplar ist deutlich kleiner).

Während viele Glockenblumen blau, blauviolett oder weiß blühen, ist die Blütenfarbe der Strauß-Glockenblume weißlich-gelb. Die Art ist zweijährig und muss durch Samen vermehrt werden. Sie kommt in den Alpen und auf dem Balkan vor.

Dr. Peter Renner
Verein Botanischer Garten Adorf

 

 

 

Mai 2019

Der April verabschiedet sich mit einem großen Niederschlagsdefizit, welches auch durch den Regen der letzten Tage nicht ausgeglichen werden kann. So war in unserem Botanischen Garten auch häufiges Gießen angesagt.

Der Mai setzt somit den Blühreigen der letzten Wochen fort und macht einen Besuch im Garten, der sein Antlitz gerade jetzt schnell ändert, sehr lohnenswert.

Wir möchten diesen Bericht einmal der kleinen „Außenstelle“ unseres Gartens widmen, nämlich dem am oberen Marktende im vergangenen Jahr neu gestalteten „Mini-Alpinum“. Dort blüht es in diesen Tagen überaus reichlich und vielfältig. Daraus lässt sich schließen, dass bei der Anlage, Gestaltung, Bepflanzung und Pflege nichts grundlegend falsch gemacht wurde; nahezu alle Pflanzen sind gut durch den vergangenen Winter gekommen. 

Das „Mini-Alpinum“ repräsentiert eine Auswahl vom Pflanzen, die entsprechend dem Schwerpunkt unsers Botanischen Gartens vorwiegend in höheren Lagen ihre natürliche Heimat haben (daher auch der Name „Alpinum“, was aber nicht bedeutet, dass die Pflanzen ausschließlich aus den Alpen stammen).

Ganz oben lockt schon aus der Ferne ein gelber „Farbklecks“ Besucher (sowohl zweibeinige wie auch zahlreiche Insekten) an.

Dabei handelt es sich um ein Steinkraut (Alyssum). Diese Gattung umfasst ca. 170 Arten, manche einjährig, andere mehrjährig. Die meisten Arten bleiben relativ klein. Steinkräuter sind „Kinder der Sonne“, verlangen aber während der Blühphase und im Sommer ausreichend Bewässerung. Weitere Arten, die in der ersten Abbildung zu sehen sind: Im Vordergrund blüht eine Nelkenart, darüber ist eine weiße Küchenschelle schon fast verblüht, links daneben die zarten Stängel einer Akelei und weiterhin noch Blattrosetten von Semperviven (Hauswurz), Steinbrech und Sedum. 

Das zweite Bild zeigt einen Ausschnitt mit einer kleinbleibenden aber großblütigen Akelei im Vordergrund, daneben die Fruchtstände einer violetten Küchenschelle, wiederum links davon die gedrungene Rosette einer Sternwurz (Orostachys).

Diese Gattung umfasst ein gutes Dutzend Arten; sie ist in Steppenregionen des östlichen Asiens beheimatet. Aus dem Zentrum der Rosette entspringen später die recht langen ährenförmigen Blütenstände. Die verblühten Rosetten sterben ab, bilden aber neue Tochter-Rosetten. Auch durch Samen kann die Art vermehrt werden.

Weiter im Bild zu sehen sind die weißen Blüten der Schleifenblume (Iberis), stängelloser Enzian und eine Primel-Hybride aus der Aurikula-Gruppe.

Die letzte Art ist zusammen mit einem Vertreter der Fingerkräuter (Potentilla) nochmals im Detail in der Abbildung 3 zu sehen.

Primeln, auch Schlüsselblumen oder Himmelschlüssel genannt, sind allseits bekannte und beliebte Pflanzen, die in fast keinem Garten fehlen. Es gibt mehr als 400 Arten mit Verbreitungsschwerpunkt in der nördlichen Hemisphäre. Viele Arten kommen aus asiatischen Hochgebirgen. In unseren heimischen, ein wenig feuchten, frischen Wiesen waren früher Himmelschlüssel weit verbreitet, heute sind die Bestände sehr stark zurückgegangen.

Mittlerweile gibt es auch unzählige Zuchtformen und Farbauslesen von Primeln.

Dr. Peter Renner
Verein Botanischer Garten Adorf

 

 

 

 

April 2019

Lange haben die meisten von uns sehnsüchtig darauf gewartet: Den Frühling und den Beginn der neuen Vegetationsperiode. Bereits vor Wochen begannen die ersten Vertreter in den Gärten zu blühen: Winterlinge, Schneeglöckchen und andere Frühlingsboten. Das Wetter im März war wechselhaft, von sehr warmen Tagen über Nachtfröste bis zu Schneefall und Regen, insgesamt keine schlechten Voraussetzungen für den Start in die neue Blühsaison.

 

Das Frühjahr ist eine Domäne vieler Gattungen der Zwiebelgewächse; diese können auf einen Nahrungsvorrat in ihrem Speicherorgan zurückgreifen und kommen bei geeigneten Witterungsverhältnissen schnell zur Blüte. In nahezu jedem Garten stehen Schneeglöckchen, Krokusse, Märzenbecher, Tulpen, Narzissen und viele andere Arten.

 

In unserer Afrika-Abteilung blüht derzeit eine winzige Narzisse, die sog. Marokko-Narzisse,

 

Narcissus romieuxii.

Diese sehr zierliche (max. 10cm hoch) frühblühende Art stammt aus dem Norden Afrikas, genauer gesagt dem Hohen Atlas in Höhen zwischen 1700 und 2000 m, wo sie in Zedern- und Eichenwäldern wächst. Den Untergrund bilden basische Gesteine wie Kalk oder Basalt. Entsprechend sollte sie kultiviert werden, das Substrat muss sehr durchlässig und gut drainiert sein und in der Wachstumsphase mäßig feucht bleiben.

 

Aus den Wäldern der rumänischen Karpaten stammt das Siebenbürger Leberblümchen,

Hepaatica trnssilvanica.

Es wächst dort in schattigen bis halbschattigen Wäldern auf humosem Boden.  Ein schöner Bestand dieser Art befindet sich im hinteren Teil unseres Gartens. Von unserem einheimischen Gewöhnlichen Leberblümchen, Hepatica nobils, unterscheidet es sich durch einen früheren Blühbeginn sowie größere Laubblätter und Blüten. Die Leberblümchen gehören zu den Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae). Die Gattung besteht aus weniger als 10 Arten; das Verbreitungsgebiet umfasst viele, nichtzusammenhängende Regionen der nördlichen Hemisphäre von Asien über Europa bis Amerika.

 

Mittlerweile gibt es zahlreiche Zuchtformen, z.T. prächtig gefüllt in den Farben blau, weiß und rosarot. Für manche seltenen Formen muss der Käufer recht tief in die Tasche greifen.

 

Im Bereich Kalktuff blüht jetzt an mehreren Stellen eine sehr schöne Steinbrech-Art,

 

Saxifraga grisebachii.

Seine natürliche Heimat ist der Balkan, ehemaliges Jugoslawien, Albanien und Bulgarien. Die Art bildet Blattrosetten von ca. 3cm Durchmesser, die zu kleine Polstern heranwachsen. Die Blütenstände sind traubig, nickend, von karmin- bis purpurroter Farbe.

 

Die Art ist kalkliebend und benötigt durchlässiges Substrat bei sonniger bis halbschattiger Lage.

Die Gattung Steinbrech umfasst zwischen 450 und 500 Arten; hinzu kommt eine große Anzahl von Zuchtformen.

 

An dieser Stelle möchten wir auch darauf hinweisen, dass auch in diesem Jahr unsere traditionelle Frühjahrsbörse am 20. April (Ostersamstag) in unserem Botanischen Garten stattfindet. Dazu laden wir alle Interessenten herzlich ein. Auch in diesem Jahr werden zahlreiche Händler Pflanzenraritäten aus unterschiedlichen Bereichen (Stauden, alpine Pflanzen, Gehölze und vieles mehr) in reichlicher Auswahl anbieten.

Dr. Peter Renner
Verein Botanischer Garten Adorf


 

 

Oktober 2018

 

Unlängst signalisierte uns der Kalender, dass der Herbst begonnen hat. Aber auch ohne diesen Hinweis hat jeder von uns gemerkt, dass die Tage merklich kürzer geworden sind und die Natur sich langsam auf die kommenden kühlen Tage einstellt.

Auch für unseren Botanischen Garten neigt sich die Saison dem Ende entgegen.  Erste Nachtfröste haben ihre Spuren hinterlassen: Die in Vollblüte stehenden Krötenlilie (Tricyrtis hirta) mit ihren herrlichen, orchideenartig anmutenden Blüten, sieht nun aus wie ein Häufchen Elend.

Die zurückliegende Blühsaison wich in mancher Hinsicht von der vorjährigen ab. Im Mai suchte ein Hochwasser nach Starkniederschlägen auch unsere Anlage heim; zum Glück nur mit begrenztem Schaden. Später folgten viele Wochen ohne nennenswerte Niederschläge.

Jetzt muss man in der Anlage schon etwas suchen, um noch blühende Arten zu finden (vom Staudenteil mit den gartenwürdigen Züchtungen einmal abgesehen). Aber man wird noch fündig:

 

So findet sich im Bereich Kaukasus ein kleiner Busch des „Merkwürdigen Enzians“, Gentiana paradoxa.

Er fällt sofort durch seine leuchtend blauen Blüten auf, welche sich einzeln an den Enden der Stängel befinden. Die Stängel selbst sind mit vielen schmalen, quirlig angeordneten Blättern bestückt. Sie werden bei uns ca. 20 cm lang, die Blüten selbst ca. 4-6 cm. Die Pflanze ist ein seltener Endemit des Großen Kaukasus, speziell in niedrigeren Bergen zum Schwarzen Meer hin. Die Kultur der Art ist recht anspruchsvoll.

 

In unserem Garten sind es nur wenige Schritte vom Kaukasus zu den Waldpflanzen Eurasiens. Dort blüht jetzt noch, ebenfalls in Blau aber nicht so leuchtend wie der Enzian, die Nordische Jakobsleiter, Polemonium boreale.

Die zu den Sperrkrautgewächsen gehörende Pflanzengattung, für die auch der Gattungsname Himmelsleiter gebräuchlich ist, umfasst zwischen 20 und 30 Arten und ist in der nördlichen kühlen und gemäßigten Hemisphäre verbreitet. In Mitteleuropa kommt nur eine Art, nämlich Polemonium cearuleum, wild vor. Der Name Jakobsleiter (oder Himmelsleiter) ist den kleinen, leiterartig angeordneten Blättern zu verdanken. Mittlerweile gibt es einige Gartenformen und auch buntlaubige Züchtungen. Der Boden im Garten sollte feucht und durchlässig sein, der Standort sonnig bis halbschattig.

 

Ein weiterer kleiner „Farbklecks“, diesmal in Gelb, befindet sich im Bereich Nordamerika. Dort blüht die kleine Staude Oenothera tetragona, die Rotstängelige Nachtkerze.

Die Nachtkerzen stammen ursprünglich aus Amerika (gemäßigte Zonen im Norden und Süden), wurden aber schon vor Jahrhunderten nach Europa als Zierpflanzen eingeführt. Es gibt insgesamt zwischen 100 und 200 Spezies, darunter einjährige, zweijährige und ausdauernde Arten. Viele Arten öffnen ihre Blüten erst in der Dämmerung und locken dann nachtaktive Insekten als Bestäuber durch ihren Duft an. Die Kultur ist unproblematisch, der Standort sollte warm und trocken sein.

 

Ende Oktober geht unser Botanischer Garten, wie auch alle seine Bewohner, in die Winterpause. Wir bedanken uns bei allen Besuchern und freuen uns mit ihnen auf die kommende Saison ab April 2019.

 

 

 

August 2018

Der Witterungstrend der letzten Wochen hat sich fortgesetzt: Die Temperaturen waren sommerlich hoch und die Niederschläge außergewöhnlich gering. Dazu kam noch ein hoher Verdunstungsgrad, oftmals begünstigt durch mäßigen Wind. Entsprechend hoch war der Aufwand, welcher mit der Bewässerung der Anlage betrieben werden musste, um Trockenschäden in engen Grenzen zu halten, was auch gut gelang.

Der Hochsommer ist üblicherweise eine Domäne der Staudenblüte, so auch jetzt. Im Bereich Asien blüht nun beispielsweise die Prachtspiere.

                  Astilbe chinensis var. pumila

Die Pflanzengattung umfasst 14 Arten. Sie hat als attraktive und pflegeleichte Staude, auch in Form von vielen Hybriden, schon sehr lange Einzug in unsere Gärten gehalten. Besonders beliebt und verbreitet sind die „Arendsii-Hybriden“, Züchtungen des deutschen Staudengärtners Georg Arends. Die zu den Steinbrechgewächsen zählende Gattung ist hauptsächlich in Ostasien beheimatet, in Nordamerika kommt eine Art vor. In ihrer Heimat kommen die Prachtspieren häufig in Wäldern vor oder auf feuchten Standorten, z.B. an Bächen. Auch bei uns sollte sie auf Standorten kultiviert werden, die nicht so leicht austrocknen. Eine Vermehrung kann durch Teilen im Frühjahr erfolgen. Die Pflanzen können Wuchshöhen von weit über einem Meter erreichen, es gibst aber auch zwergige Formen, wie die hier vorgestellte Varietät. Die rispigen Blütenstände enthalten viele hundert kleine Einzelblüten in Farbtönen zwischen Rot und Weiß.

Ebenfalls im Bereich Asien unserer Anlage fallen zurzeit viel niedrige intensiv blau blühende Stauden auf. Es handelt sich dabei um aus Japan stammende Enziane.

   Gentiana nipponica

Die Art stammt. Wie der Artnamen „nipponica“ erahnen lässt, aus Japan, wo sie bis in 2800m Höhe vorkommt.

Ihre Stiele sind 20-30cm lang, wachsen kriechend und tragen leuchtend blaue, 2cm lange Blüten an ihren Enden.

Die Pflanzengattung Gentiana, Enzian, umfasst ca. 400 Arten, meist Stauden aber auch einige zweijährige Arten. Die meisten Vorkommen befinden sich in der gemäßigten Zone der Nordhalbkugel, einige kommen in den Anden vor. Die Farbe der Blüten ist häufig blau in unterschiedlichen Tönen. Es gibt aber auch weiße, gelbe und violette Arten. Die Wurzel letzterer Arten werden schon seit sehr langem zur Herstellung von Enzian-Schnaps verwendet. In Europa sind sämtliche Enzianarten geschützt. Für die zur Schnapsherstellung genutzten Arten laufen Versuche zur Kultivierung.

Unweit der vorgestellten Enzian Art blüht ebenfalls jetzt im Moorbeet die Gelbe Schlauchpflanze.

  Sarracenia flava

Die Art stammt aus dem Osten Nordamerikas. Die Gattung umfasst 8 Arten. Standorte sind Torfmoore und feuchte Wiesen an Teichrändern. Die Schlauchpflanze gehört zu den sog. „fleischfressenden“ Pflanzen oder Carnivoren, zu denen auch unsere heimischen Sonnentauarten oder das Fettkraut gehören. Derartige Pflanzen wachsen meist auf nährstoffarmen, besonders stickstoffarmen Standorten. Durch den Fang von Insekten erhalten sie zusätzlichen Stickstoff. Bei den Schlauchpflanzen ist ein Blatt zu einem Schlauch geformt, in dessen Innerem sich eine Verdauungsflüssigkeit befindet. In diese fällt das Opfer, welches durch Farbe und Duft der Pflanze angelockt wird.

Dr. Peter Renner
Verein Botanischer Garten Adorf

 

 

Juli 2018

Die letzten Wochen waren bei uns recht trocken und warm bei z.T. kühlen Nächten, Niederschläge fielen nur mäßig. In unserem Botanischen Garten blüht daraufhin eine Fülle von Arten. Viele davon sind schon am Eingangsbereich bei den gartenwürdigen Züchtungen zu bewundern, aber auch in den Bereichen der unterschiedlichen pflanzengeografischen Regionen ist viel Interessantes zu entdecken.

Zwei der heute vorgestellten Arten kommen aus dem Bereich des Kaukasus. Die erste ist gleich ein Kaukasus-Endemit, also eine Art, die nur dort heimisch ist, nämlich die Sarmatische Glockenblume.

 Campanula sarmatica 

Es ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die bis ca. 50cm hoch wird. Die Stängel sind am Grunde verzweigt, an den Enden sitzen hell blauviolette, bis über 3cm lange Blüten, die am Rande auffallend stark behaart sind. In ihrer Heimat kommt die Sarmatische Glockenblume in Höhen zwischen 1400m und 2200m auf felsigen Standorten vor. Bei uns sollte sie an trockenen, sonnigen Plätzen kultiviert werden. Glockenblumen kommen fast weltweit vor, vor allem in der nördlichen gemäßigten bis subarktischen Region. Zwei Verbreitungsschwerpunkte sind der Mittelmeerraum und die Kaukasus-Region. Auch bei uns kann man Glockenblumen leicht finden, so z.B. die Rundblättrige, die Pfirsischblättrige oder die Nesselblättrige Glockenblume.

Unsere zweite Art aus dem Kaukasus ist die Großblütige Betonie.

 Betonica macrantha

Sie ist eine Pflanze der subalpinen bis alpinen Wiesen zwischen 1800m und 2500m, wo sie von Juli bis August blüht. Die zu den Lippenblütlern gehörende Pflanze wird 25-70cm hoch. An den Enden der 4-kantigen Stängel sitzen die violetten Blüten in quirlförmigen Blütenständen, die Einzelblüten werden bis 35mm lang. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich über den gesamten Kaukasus, den nordwestlichen Iran und Teile Kleinasiens, also der Türkei.

Die Gattung Betonica wurde früher gelegentlich auch mit der Gattung Stachys, also Ziest vermischt.

Seit 2010 gilt sie als gesichert eigenständig. Die Zahl der Arten innerhalb der Gattung wird zwischen 12 und 17 angegeben. Breit ist das Spektrum der Pflanzeninhaltsstoffe, weswegen manchen Arten der Gattung eine gewisse Heilwirkung, insbesondere aufgrund ihrer beruhigenden Wirkung zugeschrieben wird.

Vom Kaukasus geht es nun auf die Iberische Halbinsel in die Pyrenäen. Dort gedeiht der Pyrenäen-Gamander.

 Teucrium pyrenaicum 

Auch die Gattung Gamander gehört zu den Lippenblütlern. Weltweit existieren ca. 250 Arten, davon kommen 5 auch in Deutschland vor (z.B. Trauben-Gamander und Salbei-Gamander). Der Verbreitungsschwerpunkt ist das Mittelmeer-Gebiet. Der Pyrenäen-Gamander hat einen flachen polsterähnlichen Wuchs. Die weißen Blüten sitzen an endständigen Blütenständen, die im Knospenstadium eine violette Färbung tragen.

Bei uns sollte die Pflanze vollsonnig kultiviert werden, der Standort trocken bis nur mäßig feucht bei guter Boden-Drainage.

Dr. Peter Renner
Verein Botanischer Garten Adorf

 

 

 

Juni 2018

Waren die ersten 3 Wochen im Mai doch sehr niederschlagsarm – nicht eben optimal für die Pflanzenwelt, änderte sich die Situation am 24. Mai geradezu dramatisch. Von dem durch langanhaltende heftige Niederschläge und Gewitter geprägten Unwetter dieses Tages blieb auch unser Botanischer Garten nicht verschont. 

Der das Tal durchfließende Pfaffenlohbach trat über den Damm des oberhalb des Gartens gelegenen Teiches und spülte mehrere Kubikmeter Material aus dem Hang, um dann durch den Wirtschaftsteil des Gartens zum unterhalb gelegenen Teich und schließlich durch das Waldbad mit verheerender Wirkung zu fließen. Unsere Anlage selbst hat den starken Regen recht gut überstanden. Kurz nach dem Unwetter wurden durch Mitglieder des Gartenvereins und weitere Helfer die ersten Schäden in der Anlage beseitigt.

Derzeit, da sich Niederschläge und warme Temperaturen abwechseln, gedeihen die Pflanzen im Garten prächtig, entsprechend hoch ist die Anzahl der blühenden Arten.

Eine davon, die durch ein besonders intensives Hellblau ihrer Blüten hervortritt, ist die Felsen-Moltkie,


Moltkia petraea.

Diese Art ist hierzulande noch recht selten in Gärten anzutreffen, dafür aber umso sehenswerter. Die Gattung Moltkia umfasst 6 Arten. Es sind kleine Halbsträucher, die auf sonnigem, steinigem Terrain, bevorzugt auf Kalk gedeihen. Die Pflanze wird bis ca. 30 cm hoch, ihre Blüten entwickeln sich, ähnlich wie bei anderen Rauhblattgewächsen, in traubenförmigen Wickeln. Die Art benötigt einen durchlässigen und gut drainierten Boden, was vor allem für unsere Winter wichtig ist. Allzu hoher Stickstoffgehalt im Substrat sollte vermieden werden. Ist die Pflanze einmal an ihrem Standort angewachsen, kann man lange Freude mit ihr haben.

In unserer Anlage findet man sie im Bereich Kalktuff.

Ebenfalls im Bereich Kalktuff blüht derzeit eine andere sehr attraktive Pflanze, nämlich der Diptam,


Dictamnus albus.

Gelegentlich wird die Pflanze auch als „Brennender Busch“ bezeichnet.

Der Diptam ist der einzige Vertreter der Gattung Dictamnus, die somit eine sogenannte monotypische Gattung ist. Er ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die bis über einen Meter hoch werden kann. Die in Trauben stehenden, 4-6cm im Durchmesser großen Blüten sind weiß bis rosa (häufiger) gefärbt mit dunkler Aderung. Die reifen trockenen Samen werden bei entsprechender Witterung nach dem Öffnen der Kapsel bis zu mehreren Metern weit weggeschleudert.

Der Diptam ist in (Süd)-Europa und weiten Teilen Asiens verbreitet, wo er gern in wärmeliebenden Wäldern und auf Lichtungen wächst.

Die Pflanze bildet viele ätherische Öle mit einem breiten Spektrum an Inhaltsstoffen, die z.T. auch die menschliche Haut stark reizen können und phototoxisch wirken, d.h. nach Hautkontakt und nachfolgender Sonneneinstrahlung können verbrennungsähnliche Wunden entstehen.

An sehr heißen Tagen können die ätherischen Öle durch eine Zündquelle entfacht werden, auch Selbstentzündungen sind beschrieben worden.

 Im Abschnitt der Waldpflanzen Eurasiens blühen derzeit mehrere Exemplare des tief-dunkelvioletten Breitblättrigen Knabenkrautes,


Dactylorhiza majalis,

einer einheimischen Orchideenart.

Die Art wurde nie im Garten angepflanzt, sondern hat sich dort selbst angesiedelt, sehr wahrscheinlich aus den reichhaltigen Beständen dieser Pflanzen in den Feuchtwiesen oberhalb des Botanischen Garten im Tal des Pfaffenlohbaches.

Das geschützte Breitblättrige Knabenkraut ist eine von weniger als 10 heimischen Orchideenarten, die im Vogtland vorkommen. Sie hat ihren Verbreitungs-schwerpunkt um Adorf-Bad Elster-Sohl, wo noch Bestände mit mehreren tausend blühenden Exemplaren vorkommen.

Für den Erhalt dieser Art ist es extrem wichtig, dass ihre Standorte nicht entwässert und überdüngt werden. Eine jährliche Mahd zum richtigen Zeitpunkt wirkt sich sehr positiv auf das Fortbestehen aus.

 

 

Mai 2018

 

Frühlingszeit – Primelzeit. Ich knüpfe an den Beitrag in unserem Stadtboten vom Mai vorigen Jahres an. Vielleicht kann sich der Eine oder die Andere an den Artikel erinnern. Es ging um unsere Alpenaurikel und deren Züchtungen. Man kann den Artikel auf der Internetseite des Botanischen Gartens oder auf der Internetseite der Stadt Adorf im Archiv des Stadtboten nachlesen. Die hier und heute vorgestellte Primel nennt sich Primula marginata x venusta „Marven“.

 

 Primula marginata x venusta „Marven“

 

Sie wurde in England gezüchtet, hat einen angenehmen Duft und tief violette Blüten mit weißem Auge. Interessant ist die Abstammung: Ein Elternteil ist Primula marginata, die Meeralpenprimel. Der andere Elternteil ist eine Naturhybride (!), welche seit dem frühen 19.Jahrhundert in Österreich in Kultur ist, sich Primula x venusta nennt und von den Julischen Alpen stammt. Manchmal taucht sie auch unter den Synonymen P.jelekae oder P. idriana (Stadt Idria in den Julische Alpen) auf. Die Eltern von Primula x venusta sind wiederum unsere Alpenaurikel (P. auricula) und Primula carniolica, womit sich der Kreis schließt. Alle diese Primeln gehören in die Sektion Auricula. Wo die Verbreitungsgebiete zweier Arten in der Natur aufeinanderstoßen, entstehen oft diese Hybriden, welche meistens sehr schön und gartenwürdig sind.

 

 Vitaliana primuliflora

 

Abb. 2 zeigt ebenfalls ein Primelgewächs, die Goldprimel – Vitaliana primuliflora. Die Gattung ist umstritten. Früher gehörte die Goldprimel zur Gattung Primula, Douglasia, Aretia und Gregoria.

Aktuell wird sie teilweise den Mannsschildern (Androsace) zugeordnet. Das Vorkommen liegt lt. Literatur in den südwesteuropäischen Gebirgen (Sierra Nevada, Pyrenäen, Abruzzen) auf Urgestein. Wer einmal im Schlernmassiv oder auf der Seiser Alm unterwegs ist, kann sie dort in Massen auf Dolomitgestein bewundern. Ich hab sie im Juli 2014 auf dem Altiplano (ca. 2300 m) vor dem Schlernhaus in voller Blüte und großen Mengen erleben dürfen.

 

Abschließend stelle ich das Alpenhornkraut Cerastium alpinum ssp. (Unterart) lanatum vor. Es gehört zu den Nelkengewächsen (Caryophyllaceae). Das Vorkommen erstreckt sich auf Europa, Grönland und Kanada. Die Höhe dieser Kriechstaude beträgt nur einige Zentimeter. Sie ist geeignet für trockene, sonnige, steinige Stellen oder Fugen im Alpinum auf Silikatgestein (kalkmeidend!). Im Namen Cerastium steckt das Wort Keras (Horn) und beschreibt die Form der Früchte. Diese Art pflanzt man gerne wegen der graufilzig behaarten Blätter. Umso sonniger und trockener sie steht, umso schöner werden die Polster, weil sich die Behaarung besonders schön ausbildet und die Pflanze gedrungen bleibt.

 

 Cerastium alpinum ssp. Lanatum

Holger Puchta
Verein Botanischer Garten Adorf

 

 

 

 

 

 

September 2017

 

Gab es im August schon einen deutlichen Rückgang der zu dieser Zeit blühenden Arten in unserem Botanischen Garten, so hat sich diese Tendenz im September, jahreszeitlich und durch den Witterungsverlauf bedingt, noch deutlich verstärkt. Nur im Bereich „gartenwürdige Züchtungen“ blüht es noch auffallend, viele Korbblütler, Rittersporn, Glockenblumen und andere Stauden erfreuen noch das Auge des Betrachters. In den geografischen Herkunftsbereichen muss man schon intensiv nach Blüten suchen, aber man wird auch dort noch vereinzelt fündig.

So blüht im oberen Teil des „Asien“-Abteilung noch der gelbe Klebrige Salbei, Salvia glutinosa.

Die Staude, die bei uns ca. 50 cm hoch ist, aber durchaus noch höher werden kann, ist in weiten Teilen Asiens verbreitet, kommt aber auch in wärmeren Regionen Europas vor. Die Gattung Salbei, Salvia, ist mit ca. 900 Arten recht groß und nahezu weltweit verbreitet, und sie gehört zur Pflanzenfamilie der Lippenblütengewächse.  Die Blüten der Salbei-Arten können weiß, gelb, blau oder rot sein. Der Blütenstiel des Klebrigen Salbei weist eine drüsig-flaumige Behaarung auf. Hauptbestäuber des Klebrigen Salbeis sind Hummeln.

In den Alpen steigt er bis 1700m auf. Am Naturstandort wächst er gerne im Halbschatten auf mäßig feuchtem Untergrund, toleriert aber auch abweichende Verhältnisse, nur direkt auf Kalk sollte er bei uns nicht gepflanzt werden.

Im Gegensatz zum blaublütigen Echten Salbei, Salvia officinalis, gibt es für den Klebrigen Salbei keine medizinischen Anwendungsgebiete.

Begibt man sich in die Abteilung der „Farne und deren Begleitpflanzen“, so findet man dort die Japanische oder Borstige Krötenlilie, Tricyrtis hirta, noch blühend vor.

Die ca. halbmeter-hohe Staude fällt durch ihre zwar nicht besonders großen aber attraktiv gefärbten Blüten auf. Diese sind 6-zählige Sterne mit weißer Grundfärbung und lila Sprenkelung. Die Pflanze, die man bei uns eher seltener als Zierpflanze antrifft, stammt aus Ostasien, vornehmlich aus Japan, wo die Gattung Tricyrtis – Krötenlilie etwa 20 weitere Vertreter hat. In Kultur bei uns wünschen Krötenlilien einen schattigen bis halbschattigen Standort mit humosem, leicht feuchtem, aber nicht staunassem Boden. Ein bis zwei Düngungen im Verlaufe der Vegetationsperiode sind sehr nützlich. Die Pflanzen sind recht winterhart, ein leichter Winterschutz ist aber empfehlenswert. Eine Vermehrung kann leicht durch Teilung der Wurzelstöcke erfolgen.

Ein zurzeit sehr attraktiver Farbtupfer ist die blühende Prunkwinde, Ipomoea lobata, die an einem Pfosten unseres Gartenhauses rankt.

 

Die Sternwinde oder auch Spanische Flagge aus der Gattung der Prunkwinden fällt durch ihre auffällig gefärbten Blüten, deren Farbe von rot beim Aufblühen nach fast reinweiß im späteren Zustand wechselt, ins Auge. Die Pflanze, die bei uns in einem Kübel kultiviert wird, stammt aus dem südlichen Mexiko, wo sie in Höhen bis 1700m aufsteigt. Bei uns wird sie in der Regel als einjährige Zierpflanze kultiviert. Die einzelnen Blüten sind 5-zählig-radiärsymmetrisch, die Kronblätter sind zu einer Art Röhre verwachsen.

Zur etwa 650 Arten weltweit umfassenden Gattung der Prunkwinden gehören viele Kletter- und Schlingpflanzen aber auch Sträucher. Aus Mitteleuropa sind ursprünglich nur 2 Arten bekannt. Die größte wirtschaftliche Bedeutung der Gattung hat die Süßkartoffel, Ipomoea batatas, deren Erntemengen weltweit über  einhundert Millionen Tonnen im Jahr beträgt.

Dr. Peter Renner
Verein Botanischer Garten Adorf e.V.

 

 

August 2017


Der Witterungsverlauf der letzten Wochen war durch abwechselnde Perioden von trocken-warmen und regnerisch-kühlem Wetter gekennzeichnet – eigentlich recht gute Voraussetzungen für ein reiches Pflanzenwachstum. Geht man jetzt durch unseren Garten, findet man aber vergleichsweise wenig blühende Arten vor. Dies liegt allerdings daran, dass die meisten Pflanzen schon früher blühen; im Spätsommer und Herbst dominieren vor allem Stauden, was in der Abteilung „Gartenwürdige Züchtungen“ schön zu sehen ist. Aber auch in anderen Bereichen wird man noch fündig.

Ein echter „Farbklecks“ im Bereich „Nordamerika“ ist momentan die flach wachsende Missouri-Nachtkerze, Oenothera macrocarpa 

mit ihren großen gelben Blüten. Die Gattung der Nachtkerzen stammt ursprünglich aus den gemäßigten Breiten Nord- und Südamerikas, aber bereits vor über 300 Jahren wurden viele Arten in Europa eingebürgert und sind heutzutage sogenannte Neophyten. Die Gattung enthält über 150 Arten. Es gibt unter ihnen einjährige, zweijährige und ausdauernde Arten. Der deutsche Gattungsname rührt daher, dass viele Arten ihre Blüten erst in der Nacht öffnen und dann auch duften, da sie durch überwiegend nachtaktive Insekten bestäubt werden. Der Pflanzenhabitus variiert von niederliegenden, nur bis zu 15 cm hoch werdenden Arten bis zu solchen, die ihre Blüten an einem hohen Stängel tragen. Die aus 4 Kronblättern bestehende Blüten können gelb, weiß rosa sein. Die bei uns frostharten Arten stellen keine allzu hohen Ansprüche an den Boden; er sollte durchlässig sein; Trockenheit wird gut toleriert. Die Vermehrung kann durch Aussaat oder Teilung der Pflanzen im Frühjahr geschehen.

Wohl jeder von uns kennt Alpenveilchen oder hat diese auch als Topfpflanze zuhause. Dabei handelt es sich in vielen Fällen um Zuchtformen der Art Cyclamen persicum, die ihren Ursprung im östlichen Mittelmeergebiet und Nordafrika hat; sie ist bei uns nicht frosthart. Andere Arten sind bei uns winterhart und können im Freien kultiviert werden. Die zu den Primelgewächsen gehörende Gattung umfasst heute etwa 22 Arten, die ihre Heimat im Wesentlichen rund um das Mittelmeer und in Kleinasien haben. Blüten und Blätter entspringen einer unter der Erdoberfläche liegenden Knolle, die beträchtliche Ausmaße (bis 15 cm; bei manchen Züchtungen noch darüber) annehmen kann. Die Laubblätter mancher Arten tragen eine schöne Musterung, die einzeln auf Stielen stehenden Blüten haben ihre Kronblätter stark nach oben gebogen. Die Blütenfarbe variiert zwischen rot und weiß in allen möglichen Abstufungen (vor allen auch bei den Zuchtformen). In unserem Garten blüht zurzeit das Herbst-Alpenveilchen (Cyclamen hederifolium) 

im Bereich „Farne und Begleitpflanzen“ fasst etwas im Verborgenen. Viele andere Alpenveilchenarten haben ihre Blütezeit im oft schon zeitigen Frühjahr. Die Pflanzen lieben einen halbschattigen Standort in frischem, humosen Boden. Alpenveilchen können durch Samen gut vermehrt werden.

Die dritte der heute vorzustellenden Pflanzen ist ein Vertreter der Gattung „Eryngium“, die die deutschen Namen Edeldistel oder auch Mannstreu tragen. Die Gattung umfasst ca. 230 Arten und ist in Europa und Südamerika heimisch. Die bei uns im Bereich „Afrika“ blühenden Art „Eryngium variifolium“, Atlas-Mannstreu oder auch Edeldistel 

kommt nur in Marokko vor. Die Gattung gehört zu den Korbblütlern. Die sehr formenreichen Blüten mit ihren oft auffälligen Hochblättern besitzen in der Regel bläuliche Farbtöne. Die bei uns winterharten Arten benötigen einen tiefgründigen, durchlässigen Boden und viel Sonne. Vermehrt wird durch Samen oder Teilung der Wurzelstöcke.

 

   

  

Juli 2017

In letzter Zeit hat es etwas regelmäßiger geregnet und unser Gärtner muss nicht mehr ganz so intensiv wässern, wie im April und Mai. Mit jeweils 34 L Niederschlag waren diese beiden Monate eindeutig zu trocken. Im Juni hatte ich 100 L gemessen, wobei die Zahl etwas täuscht und die ungleichmäßige Verteilung ebenfalls teilweise zu ausgetrockneten Böden geführt hat. Der Boden war durch den vorangegangenen Wassermangel teils nicht mehr durchfeuchtet und bei Starkregen läuft der Niederschlag oberflächlich weg - Richtung Fluss.

Die erste von drei aus unterschiedlichen Familien stammende Pflanze, welche ich vorstellen möchte, führt uns lediglich bis in die Alpen, nämlich nach Norditalien zwischen Comer- und Gardasee. Es ist der Südalpenlauch – Allium insubricum:

 

 

Er gehört zu den Lauchgewächsen (Familie der Alliaceae), bei manchen Ordnungshütern zu den Amaryllisgewächsen (Familie der Amaryllidaceae). Im Zander stehen 824 Arten. Dazu gehören viele bekannte Pflanzen, wie unsere verschiedenen Speisezwiebeln, Schnittlauch oder Knoblauch. Die meißten Alliumarten stammen aus trockenen gebirgigen Regionen der Nordhalbkugel. Sie bevorzugen gut drainierte, fruchtbare, sonnige und sommertrockene Standorte. Allium insubricum ist sehr ausdauernd, hat riemenförmige, mittelgrüne, stengelumfassende Blätter und glockige, hängende Blüten.

 

Als zweite Pflanze stelle ich das Taurische Brandkraut – Phlomis taurica vor:

 

 

Dieses Brandkraut oder auch Strauchnessel genannt, ist etwas größer (ca. 40 cm) und für Staudenpflanzungen geeignet. Es gibt ca. 150 Brandkrautarten. In der Natur kommen Phlomis-Arten vom Mittelmeerraum bis China vor. Sie gehören zur Familie der Lippenblütler – Lamiaceae.

Zu den Lippenblütlern gehören z.B. auch die Gattungen Rosmarin, Salbei, Minze oder Basilikum. Das taurische Brandkraut wächst im Raum Türkei – Kaukasus - Krim. Die röhrigen Blüten bilden Scheinquirle, sind 2-lippig, wobei die Oberlippe sich helmförmig über die Unterlippe biegt. Es mag: fruchtbaren, wasserduchlässigen Boden und volle Sonne.

 

Ein Ehrenpreis, Veronica spicata mit dem Unterartnamen (subspecies) incana, der Silberpolsterehrenpreis ist unsere letzte, heute vorgestellte Pflanze:

 

 

Veronica spicata wächst auf trockenen Wiesen, Heiden und Böschungen von Europa über die Türkei bis Zentral- und Ostasien, wobei sich die Unterart incana auf Südostrussland beschränkt. Veronica gehört zu den Braunwurzgewächsen – Scophulariaceae. Es gibt ca. 250 Arten von der Einjährigen über Stauden und Wasserpflanzen zu Halbsträuchern. Veronica spicata ssp. Incana ist matten-bildend, niederliegend und hat gesägte, silbrig behaarte Blätter. Die Blütezeit ersteckt sich vom Früh- bis zum Spätsommer. Zahlreiche Auslesen und Sorten, wie „Blaufuchs“, „Blue Peter“ und „Heidekind“ sind im Handel. Der Name der Gattung bezieht sich auf die heilige Veronika, welche mit Ihrem Tuch das Gesicht Chisti getrocknet hat. Als Belohnung erschien auf diesem Tuch sein Antlitz. Diese Sage entstand im Mittelalter, weil Gelehrte in den Blüten Gesichter zu sehen glaubten...

Kleine Blüten, aber zahlreich und mit guter Fernwirkung besitzt unsere Veronica spicata ssp. incana. Ich will mit einem Karl Förster – Zitat zu dieser Pflanze schließen : „...Diese Veronika ist wieder einmal ein kleines lebensstarkes Schönheitswunder, dem man sein wahres Lied noch nicht gesungen hat...“ aus „Der Steingarten der sieben Jahreszeiten“ 12. Auflage Ulmer 2000.

 

Holger Puchta, Botanischer Garten Adorf e.V.

 

 

 

 

Juni 2017

Die vergleichsweise hohen Temperaturen und geringen Niederschlagsmengen während der letzten zwei Wochen haben dazu geführt, dass viele Arten in unserem Garten früher blühten als im Vergleichszeitraum des Vorjahres oder gar schon wieder verblüht sind.

So möchten wir dann auch diesmal Arten vorstellen, denen warmes Wetter und Trockenheit zusagen. Naturgemäß handelt es sich um Pflanzen aus wärmeren Regionen. Zwei der diesmal vorgestellten Pflanzen befinden sich bei uns im Bereich Afrika.

Ganz im Süden, in der Kappregion, blüht eine bei uns noch sehr wenig bekannte Art namens Rhodohypoxis deflexa. Deutsche Namen sind Knollenpolster, Magentastern oder auch Grasstern. Die Gattung Rhodohypoxis umfasst nur 6 Arten. Es sind kleine, polsterartig wachsende Pflanzen mit verdickten Knollen. Sie bilden grasartige Blätter, die bis zu 11cm lang werden und ein wenig behaart sind. Die bis zu 2 cm großen 6-zähligen Blüten gibt es in vielen Farbschattierungen zwischen weiß und dunkel rosarot, da mittlerweile zahlreiche Zuchtformen selektiert wurden. Rhodohypoxis wächst in der Heimat auf feuchten grasigen Hängen und am Rand von Mooren. Die Pflanzen sind bei uns nur sehr eingeschränkt winterhart und sollten deshalb in Töpfen oder Schalen kultiviert und im Keller überwintert werden. Das Pflanzsubstrat sollte kalkfrei sein, humusreich und während der Vegetationsperiode frisch gehalten werden.

Vom südlichen Afrika geht es nun in den Norden des Kontinents. Von dort, nämlich aus Algerien und Marokko, stammt die distelähnliche Pflanze Carduncellus rhaponticoides. Gebräuchliche deutsche Namen sind Färberdistel oder auch Scheindistel. Die Pflanzen bilden eine dicht am Boden liegende Blattrosette von bis zu 20 cm Durchmesser mit dornig gezähnten Blättern, in deren Mitte sich eine blauviolette Blüte befindet, die bis zu 5 cm im Durchmesser erreichen kann. Die Färberdistel gehört zu den Korbblütlern. Am Naturstandort wächst die Pflanze auf steinigen, offenen Plätzen in bis zu 1700 m Höhe. Bei uns in Kultur möchte sie einen trockenen und sonnigen Standort haben. Eine Vermehrung ist durch Samen möglich ist.

              

Die Dritte im Bunde der Pflanzen, die es gerne warm und sonnig mögen, ist der Gelbe Affodill, Asphodeline lutea, der im Mittelmeerraum und Vorderasien sowie der Türkei und der Balkanhalbinsel vorkommt. Die Junkerlilie gehört zur Familie der Grasbaumgewächse und der Gattung der Junkerlilien. Der traubige Blütenstand steht auf einem bis über 1 m hohen Stängel, ist bis 40 cm lang und trägt zahlreiche leuchtendgelbe Einzelblüten. Die wintergrünen dicken grasartigen Blätter bilden eine bodenständige Rosette und ziehen sich am Stängel nach oben bis zum Blütenstand. Bei uns wächst die Pflanze an sonnigen trockenen Standorten. Es werden Wintertemperaturen bis unter minus 10 Grad vertragen. Eine Vermehrung ist durch Samen und durch Teilung älterer Pflanzen möglich. Sehr ähnlich zu den Vertretern der Gattung Asphodeline ist die Gattung Asphodelus, von denen auch Vertreter im Garten angetroffen werden können.

              

 

Dr. Peter Renner
Verein Botanischer Garten Adorf e.V.

 

Mai 2017

Unsere heutigen vorgestellten  Pflanzen führen uns von den Alpen über Süd- und Osteuropa, die Türkei bis Zentralasien also östlich des Kaspischen Meeres. Alle 3 Pflanzen blühen gelb bis grün-gelblich. Wer größere, meist künstlich angelegte Pflanzungen mit vielen Pflanzen auf engen Raum genau beobachtet, dem fällt auf, dass im Jahresverlauf oft farblich ähnliche Pflanzen zur selben Zeit blühen – ob Zufall, Bestäubungsstrategie oder „naturgesteuert“ - ich weiß es nicht.

Die Blütenfarbe Gelb ist in der Staudengärtnerei und im GaLa-Bau oftmals nicht erwünscht. Dies ist nicht immer nachvollziehbar, spielt aber bei der Pflege von Gebirgspflanzen keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Vorstellen möchte ich als erstes die Alpenaurikel, Primula auriculata aus der Familie der Primelgewächse.

 

 

 

 Zu dieser Familie gehören z.B. auch die Alpenmannsschilder und die Alpenveilchen. Es gibt kleine Vorkommen im Appenin, den Abruzzen, den Karpaten und im Scharzwald. Sie wächst hauptsächlich in den Alpen und steigt dort bis 2900 m auf. Sie ist eine leicht zu pflegende Steingartenpflanze für Steinfugen oder in der Geröllfläche. Sie mag es kalkhaltig, etwas Lehm, etwas Humus und viel Steine. Die Alpenaurikel ist sehr variantenreich, es haben sich viele Lokalrassen gebildet. Nicht vergessen sollte man, dass sie zu den Eltern unserer Gartenaurikel (Primula x pubescens) gehört und leicht hybridisiert. D.h. Wenn man artreine Samen ernten und aussäen will, darf zur Befruchtungszeit in einiger Entfernung keine andere Primelart blühen. Von Mitte des 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts war der Höhepunkt der Primelliebhaberei in England, Belgien und Deutschland mit unzähligen Züchtungen der Primula x pubescens (ca. 1000 Stück). Primula aurikula hatte ihren Anteil daran. Primula x pubescens (das x steht für Kreuzung) entstand durch Kreuzung der hier vorgestellten Primula aurikula (Kalk, gelb blühend) mit Primula hirsuta (Urgestein, rot mit weißer Mitte blühend).

 Wir gehen weiter Richtung Nordosttürkei und Kaukasus. Dort wächst die Schwarzmeerelfenblume, Epimedium pinnatum ssp. colchicum.

 

 

 

 Es gibt ca. 22 Arten von Elfenblumen. Andere Arten haben ihr Verbreitungsgebiet bis China und Japan. Die Elfenblumen sind rhizombildend und dadurch als Bodendecker unter Gehölz- und Strauchformationen im Schatten oder Halbschatten zu gebrauchen. Kleinere Arten sind auch im Steingarten zu verwenden. Zur Zeit sieht man in den Gärten viel das rot blühende Epimedium x versicolor. Es sind alles zauberhafte Frühjahrsblüher, welche jetzt ihre Blütenwolken über den schon sichtbaren, aber noch niedrigen neuen Laub entfalten. Empfehlenswert ist auch eine kleine Sammlung von Züchtungen der Art Epimedium grandiflorum (Kleine Pflanzen – riesige Blüten).

 Die dritte und letzte Pflanze ist ein Wolfsmilchgewächs (weißer Milchsaft). Wolfsmilchgewächse

(Gattung Euphorbia) existieren weltweit mit ca. 2000 (!) Arten in vielen Lebensformen, vom Baum bis zu einjährigen Pflanze. Unsere heutige Pflanze ist die Walzenwolfsmilch, Euphorbia myrsinites.

 

 

 

 Das Vorkommen der Walzenwolfsmilch erstreckt sich von Süd- und Osteuropa bis in die Türkei und Zentralasien. Sie hat bis 20 cm lange liegende oder hängende (in Mauern), walzenförmig beblätterte  Triebe. Die Blätter sind blaugrün bereift und fleischig. Sie mag kalkhaltiges Substrat – Pflege ähnlich der Alpenaurikel. In sehr kalten Wintern gefriert sie manchmal stark zurück, treibt aber meist wieder schnell aus.

 Alle drei vorgestellten Pflanzen sind leicht zu pflegen, keine Kostbarkeiten und öfter in den Gärten von Adorf und Umgebung zu sehen. Trotzdem sind sie wunderschön.

Holger Puchta
Verein Botanischer Garten Adorf e.V.

 

 

April 2017


Von den meisten von uns sehnlichst erwartet hat der Frühling seit einiger Zeit nun auch bei uns Einzug gehalten. War es Anfang März noch vergleichsweise kühl, machte die Vegetation in den letzten 2-3 Wochen erhebliche Fortschritte, was den hohen Tagestemperaturen (bei z.T. vergleichsweise kühlen Nächten) und oftmals langer Sonnenscheindauer zu verdanken war.

So sind mittlerweile auch die ersten Frühlingsboten wie Winterling, Schneeglöckchen oder auch frühe Krokusarten und andere Arten schon wieder verblüht. Mittlerweile folgte ihnen eine wahre Flut weiterer blühender Arten, die wir in unseren Gärten beobachten können: Märzenbecher, Alpenveilchen, Steinbreche, Hungerblümchen, Puschkinien, Lerchensporn, Primeln, um nur einige ausgewählte Arten zu nennen.

Im Bereich „Alpen“ unseres Botanischen Gartens blüht zurzeit eine sehr attraktive Pflanze, die Schmuckblume (Callianthemum kernerianum). Es ist ein Endemit der Südalpen, speziell des Gebietes um den Gardasee, wo sie in Höhen zwischen 1500m und 2000m vorkommt. Schmuckblumen gehören zu den Hahnenfußgewächsen und kommen in Europa und Asien vor. Die Gattung umfasst 24 Arten. Kerners Schmuckblume bildet niedrige (3-6cm) hohe Polster mit weißlichen Blüten mit einem Schimmer von rosa, die denen von Margeriten ein wenig ähneln. Die Einzelblüten sind ca. 3cm breit und haben 10-20 keilförmige Kronblätter.

Eine andere Pflanze, die sowohl im Botanischen Garten wie auch an einigen Naturstandorten im Vogtland jetzt blüht, ist das Leberblümchen (Hepatica nobilis). Auch die Leberblümchen gehören zur Familie der Hahnenfußgewächse. Ihr deutscher Name leitet sich von der Form der Laubblätter ab, die an eine Leber erinnern. Früher wurde der Pflanze gemäß der sog. Signaturenlehre Heilkraft bei Leberleiden zugeschrieben. Heute wird im aufgrund der Inhaltstoffe eine schwache Giftigkeit attestiert. Natürliche Vorkommen sind oft lichte Laubwälder über basenreichen Böden. Die Gattung ist von Europa bis Ostasien und auch im östlichen Nordamerika verbreitet. Verschiedene Arten besetzen z.T. nicht verbundene, z.T. überlappende Areale. Das einheimische Leberblümchen besitzt blaue Blütenblätter. Die Verwendung als Zierpflanze reicht schon mehrere hundert Jahre zurück. Es existiert heute eine Vielzahl von Zuchtformen (mehrere hundert). Die Blüten sind dann oft gefüllt, weitere Farben wie weiß oder rosa bis rot wurden herausgezüchtet. Oft erreichen diese Pflanzen bei Börsen horrende Preise.

Wer sich im Vogtland das Leberblümchen am natürlichen Standort ansehen möchte, dem sei ein Spaziergang im Elstertal nördlich des Bahnhofs Pirk empfohlen.

 

Dr. Peter Renner
Verein Botanischer Garten Adorf

 

 

 

September 2016

 

In der zweiten Augusthälfte hat sich der Sommer bei uns noch mal so richtig Mühe gegeben. Die Temperaturen waren hoch, Regen war eher Mangelware – zum Leidwesen der Gärtner.

Im Spätsommer und Herbst dominieren blühende Stauden und setzen farbliche Akzente im Botanischen Garten. 

So findet sich z.B. im Bereich „Kaukasus“ noch ein schöner kleiner Busch des Kaukasischen Weidenröschens Epilobium caucasicum mit einer Fülle von dunkel-rosa Blüten und den ersten Samenständen.

 

Die Weidenröschen gehören zur Familie der Nachtkerzengewächse. Auf der nördlichen Halbkugel der Erde sind etwa 190  z.T. sehr unterschiedliche Arten der Gattung Epilobium verbreitet. Es gibt unter ihnen einjährige Arten, die meisten sind aber ausdauernd. Die Blüten weisen eine 4-zählige Symmetrie auf und sind weiß bis rosa. Aus ihnen entwickelt sich eine Kapselfrucht, aus der Samen mit oft seidenhaarigen Anhängseln austreten.

In unseren Wäldern ist das schmalblättrige Weidenröschen häufig anzutreffen. Es besiedelt gerne offenen Flächen, Kahlschläge, Ruderalstellen, Felsenstandorte.

Im vorderen Teil des Bereiches „Farne und Begleitpflanzen“ blüht jetzt das Kleine Mädesüß, Filipendula vulgaris.

 

Es ist ein „kleiner Bruder“ des bei uns weit verbreiteten Echten Mädesüß, Filipendula ulmaria. Die weißen rispenartigen Blütenstände bestehen aus vielen kleine Einzelblüten mit radiärsymmetrischen 5-zähligen Blüten. Die zu den Rosengewächsen gehörigen Pflanzen verströmen oftmals einen intensiven Duft, insbesondere abends. Kommt das Echte Mädesüß bei uns vor allem in Feuchtwiesen vor, so findet sich das Kleine Mädesüß vor allem auf Trockenrasen und Magerrasen. In Europa ist es wesentlich seltener als das Echte Mädesüß.

Der deutsche Artname „Mädesüß“ ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass die Pflanze früher zu Aromatisieren und Süßen von Wein, insbesondere des Met, verwendet wurde. Es existieren aber auch noch weitere Erklärungen.

Auch in unserem Moorbeet kann man jetzt noch blühend Pflanzen finden, wie beispielsweise die Glockenheide, Erica tetralix.

 

Sie ist dort mit der rosa blühenden Form und einer weiß blühenden Variante vertreten. Sie gehört zu den Heidekrautgewächsen. Neben dem Namen Glockenheide sind auch weitere deutsche Namen wie Sumpfheide, Torfheide oder auch Forchheide gebräuchlich. 

Die Glockenheide ist ein kleiner, immergrüner Zwergstrauch mit 3-6 mm langen nadelförmigen Blättern, die sich in großer Zahl am Stängel befinden. An dessen Ende liegen zwischen 5 und 15 Einzelblüten in Form einer 6-9mm langen Krone. 

Die Glockenheide kommt in Europa in Regionen mit atlantisch beeinflusstem Klima wie Spanien, Portugal, Frankreich und England vor sowie im nordwestdeutschen Tiefland. Dort besiedelt sie nährstoffarme Moore und Zwergstrauchheiden auf sauren Böden.

Viele natürliche Standorte der Glockenheide sind durch Entwässerung von Mooren und Wiederaufforstung gefährdet. In den Wäldern des Oberen Vogtlandes hat eine Verwandte der Glockenheide, nämlich die Schneeheide, Erica carnea, die nördlichsten Vorkommen ihres Gesamtverbreitungsgebietes. Sie blüht, wie der Name schon erahnen lässt, im zeitigen Frühjahr.

 Dr. Peter Renner
Verein Botanischer Garten Adorf 

 

August 2016

Unser Botanischer Garten ist, wie so mancher weiß, auf alpine Pflanzen spezialisiert. Dies braucht einerseits spezielle Standortbedingungen andererseits ist es möglich auf kleinem Raum viele Pflanzenarten und so manche Kostbarkeit zu pflegen. Aber auch größere Arten werden kultiviert.

Im Botanischen Garten und auch in vielen Adorfer Gärten sieht man zur Zeit die riesigen Blütenstände der Palmlilie – Yucca filamentosa (filamentosa = herabhängende Blattfasern) aus der Familie der Agavengewächse.


Yucca filamentosa

Sie ist gruppenbildend, kommt in den USA vor, hat bis zu 2 m hohe Blütenstände und verlangt volle Sonne und wasserdurchlässigen Boden. Im Gegensatz zu mancher ihrer Schwestern ist sie nicht stammbildend und blüht mit creme-weißen Glockenblüten. In ihrer Heimat werden die zwittrigen Blüten von Yuccamotten bestäubt. Wenn hier Samen gebildet werden soll, muss die Blüte von Hand bestäubt werden. Im Botanischen Garten hat sie einen exponierten Platz und kommt wunderschön zur Wirkung.

 

Auf dem Bild vor den Yuccas halb links wirkt etwas verloren eine alpine Pflanze, welche jeder Gebirgswanderer schon einmal sah: der Weiße Germer – Veratrum album.


Veratrum album

Er gehört zur Familie der Germergewächse und fühlt sich auf den Hochstaudenfluren der Alpen zwischen Orchideen, Eisenhut und Paradieslilien wohl, wo es ausreichend feucht ist . Allerdings ist Vorsicht geboten! Er ist in allen Teilen giftig. Die Almbauern reisen ihn oft heraus, weil so manche unerfahrene Kuh schon daran herum gefressen hat und sich vergiftet hat. Aus ihm wird die Droge Rhizoma veratri gewonnen, welche mehrere Alkaloide enthält und für die Behandlung von Diarrhoe nützt. Selbst bei schwersten Fällen kann diese Arznei die Reaktionskraft des Körpers und die Organe wieder beleben. Vorkommen sind Europa, N-Afrika und N-Asien. Im Botanischen Garten blüht auch der Schwarze Germer, welcher von Europa über Sibirien bis China und Korea vorkommt. Er blüht rotbraun bis schwarz.

 

Mit der dritten hier vorgestellten Pflanze gehen wir nochmals nach Nordamerika. Von S-/W-Oregon bis Kalifornien ist die Staudenaralie - Aralia californica beheimatet.


Aralia californica

Sie gehöhrt zu den Araliengewächsen und wurde 1876 von Sereno Watson, einem nordamerikanischen Botaniker beschrieben. Sie steht im hinteren Teil des Garten am halbschattigen Wegrand. Die Blüten hängen voll mit Insekten und Ameisen und sie hat wunderschöne Blätter... Einfach mal kommen und anschauen. Sie ist eine wunderschöne Pflanze, auch für Nichtalpinpflanzenliebhaber.

Holger Puchta, Verein Botanischer Garten Adorf

 

 

 

Juli 2016

Durchwachsenes Wetter lässt die Pflanzen zur Zeit nicht so leiden wie im vorigen Jahr. Von weiten sichtbar sind vom Hochsommer bis in den Frühherbst im Botanischen Garten die Blütenstände des Eberrauten-Greiskrautes – Senecio abrotanifolius.

                      

Der Wanderer findet es in den nördlichen oder südlichen Kalkalpen in der Krummholzzone zwischen Latschenkiefern mit denen es sich gerne vergesellschaftet. Es wächst in einer Höhe von ca. 1600 – 2600 m. Es ist mehrjährig, die Blütenfarbe geht von dunkelgelb bis orange. Relativ selten kommt es vor. In Deutschland existiert es nur in den Berchtesgadener Alpen. Bei uns im Botanischen Garten hat es eine größere Fernwirkung als in der Natur durch den Einzelstand. Am Naturstandort fällt es im Zwergstrauchgebüsch nicht so ins Auge. Die Gattung Senecio beinhaltet über 1000 Arten und gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae)

Ebenfalls zu den Korbblütlern gehört das so gut wie jedem bekannte Edelweiß unserer Alpen – Leontopodium alpinum bzw. Leontopodium nivale mit mehreren Unterarten.

              

Edelweißarten kommen hauptsächlich in Asien vor. Unser europäisches Edelweiß ist mit dem Rückgang des Eises zur letzten Eiszeit nach Europa eingewandert. Der Name Leontopodium setzt sich aus Leon – Löwe und Podion – Füßchen zusammen, also Löwenfüßchen. Der Name erschien erstmals 1785 in Tirol. Er bezieht sich auf die Optik der Blüte. Um die eigentlichen kleinen gelblich weißen Blüten in der Mitte befinden sich sternförmig angeordnete Hochblätter. Diese Bild gibt es auf unzähligen Münzen, Wappen, Briefmarken und Lederhosen. Edelweiß und Enzian sind die „Wappenpflanzen“ der Alpen. Wer Edelweiß im Steingarten pflegen will, sollte folgende Hinweise beachten: Die Pflanze benötigt volle Sonne, lehmhaltigen, steinigen, basischen (Kalk)  Boden ohne Humus. Um sich lange an dem Edelweiß zu freuen, muss es alle paar Jahre geteilt und umgepflanzt werden. Der Boden sollte nicht austrocken. In den Alpen wächst die Pflanze bis über 3000 m. 

Eine weitere sehr populäre Alpinpflanze ist der Spinnwebenhauswurz – Sempervivum arachnoideum.

       

Er gehört in die Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae). Im Gegensatz zum  Kreuzkraut und Edelweiß (nördliche / südliche Kalkalpen), kommt der Spinnwebenhauswurz vorwiegend in den inneren Ketten der Alpen auf Silikatgestein vor und wächst bis in Höhen von ca. 2900 m. Weitere Vorkommen sind die Pyrenäen, die Karpaten und der Appenin. Die Rosettengröße variiert von 0,5 – 2,5 cm. Er bildet dichte Matten und kriecht über Felsbänder und Steine. Die spinnwebenartigen Haare ziehen sich von Blattspitze zu Blattspitze und geben dem Hauswurz den Namen. Die prächtigen rosaroten Blüten haben eine größere Leuchtkraft als die anderer Sempervivumarten. Er braucht Wurzeldruck – also in Steinspalten, kleine Töpfe, Tröge o.Ä. pflanzen. 

Holger Puchta, Verein Botanischer Garten Adorf

 

 

Juni 2016

Niederschlagsmengen und Temperaturen der letzten Wochen haben unseren Botanischen Garten in ein wahres Blütenmeer verwandelt, so dass es sehr schwer fällt, wenige Pflanzen aus der Vielfalt der gerade blühenden Spezies vorzustellen.

Ein zunächst recht unauffälliges, aber bei genauerem Hinsehen sehr reizvolles Kleinod aus den Bergen des Kaukasus ist der rosa blühende Mauerpfeffer Sedum pilosum (Synonym: Rosularia pilosa).

Die Pflanze ist zweijährig. Sie wächst in Höhen zwischen 1800m und 2600m. Die sukkulenten Blätter bilden im ersten Jahr eine behaarte Rosette von 1-2cm Durchmesser, aus welcher im Folgejahr ein Blütenstand mit rosa Blüten, welche kaum größer werden als 1cm, hervorgeht. Die Pflanzen wachsen in der Heimat gerne auf felsigen Standorten in sonniger Lage. Ihre Vermehrung erfolgt durch Samen.

Im Bereich Balkan blüht zur Zeit die kleine blaue Büschelglocke Edraianthus serpyllifolius.

Die Gattung gehört zu den Glockenblumengewächsen und ist eng mit der Gattung Campanula (Glockenblume) verwand. Unterschiede bestehen vor allem darin, wie sich die reifen Samenkapseln öffnen und ihre Samen freigeben. E. serpyllifolius kommt im Gebiet von Kroatien und Albanien vor. Die Pflanzen bilden kleine Polster mit linealisch-lanzettlichen Blättern. Die Blüten erscheinen einzeln an Stängeln und bilden einen fünfzipfeligen Kelch. Die Glocken sind 2-3cm lang.

Die Gattung umfasst ca. 20 Arten, deren Vorkommen vor allem die Gebirge der Balkan-Halbinsel und Italiens sind. Sie lieben felsigen, kalkhaltigen Untergrund. Der wissenschaftliche Name der Gattung leitet sich vom griechischen „hedraîos“ ab, was so viel bedeutet wie „sitzend, festsitzend“ und sich auf die Stellung der Blüten im Polster bezieht.

Vermehrt wird Edraianthus durch Samen oder im Frühjahr gewonnenen Stecklingen von Seitensprossen.

Weiterhin blüht zur Zeit eine besondere Pflanze, nämlich die attraktivste einheimische Orchidee, der Europäische Frauenschuh Cypripedium calceolus.

Keine der in Deutschland vorkommenden Orchideen hat größere Blüten. Der Name der Pflanzen leitet sich von der bauchig aufgeblasenen Lippe der Blüten, die an einen Schuh erinnert, ab.

Die Gattung Cypripedium umfasst ca. 50 Arten, die in Nordamerika, Europa und Asien vorkommen.
Wie alle Orchideenarten benötigt auch der Frauenschuh zu seiner Vermehrung einen Symbiosepilz, da die winzigen staubfeinen Samen über kein eigenes Nährgewebe verfügen.

Dieser im Boden lebende Pilz versorgt die Orchidee im Anfangsstadium ihres Wachstums mit den lebensnotwendigen Nährstoffen. Bei uns wächst der Frauenschuh bevorzugt auf kalkhaltigem Untergrund in lichten bis halbschattigen Wäldern, wie sie z.B. in einigen Gegenden Thüringens vorkommen. Die Pflanze ist stark gefährdet und wie alle Orchideenarten streng geschützt.

Dr. Peter Renner
Verein Botanischer Garten Adorf 

 

 

Mai 2016

Alles neu macht der Mai – auch in diesem Jahr wieder. Der Spruch bezieht sich vor allem auf die sommergrünen Laubgehölze, welche die Natur jetzt in einer unvergleichlichen Vielfalt an Grüntönen erstrahlen lässt.

Aber auch im Bereich der Stauden tut sich so einiges. Waren die letzten Apriltage recht kühl, vor allem in den Nächten, so können wir noch zahlreiche Vertreter der Frühblüher beobachten. Da wären beispielsweise die Kuh- oder Küchenschellen – botanischer Gattungsname Pulsatilla. In der nördlichen Hemisphäre, also in Nordamerika und Eurasien gibt es ca. 30 Arten, in Deutschland und den angrenzenden Gebieten ca. 10 Arten und Unterarten. Die Gattung gehört zu den Hahnenfußgewächsen, früher wurden ihre Mitglieder noch zur Gattung Anemone gezählt. Charakteristisch sind ihre Horste mit rosettenförmigen, farnartigen Blättern, die stark behaart sind. Die Blüten sind weiß, gelb, rosa, rot oder violett.

   

Abb.1                                                          Abb.2

(Abbn. 1 und 2). Sehr attraktiv sind auch ihre später erscheinenden sternförmigen Frucht- und Samenstände.

Weit verbreitet, z.B. auf den Kalktrockenhängen in Thüringen, ist die violett blühende Gewöhnliche Küchenschelle Pulsatilla vulgaris. Von der Alpenküchenschelle Pulsatilla alpina gibt es weiß und gelb blühende Unterarten. In der Türkei, im Kaukasus und Iran ist die gelb blühende Art Pulsatilla albana (Abb. 2) beheimatet.

Die Pflanzen gedeihen gut in kies- und geröllhaltigem Boden in halbschattiger bis vollsonniger Lage. Die Vermehrung erfolgt durch Samen oder Teilung der Pflanzen.

 

Ist die Gattung Pulsatilla noch recht übersichtlich, so sieht es bei den Primeln schon ganz anders aus. Die Gattung Primula umfasst ca. 400 Arten, hinzu kommen noch unzählige Kulturformen mancher Arten; bei der Auricula-Gruppe waren es bis 1000 (!!) verschiedene Varianten. 

Vielen sind die einheimischen Primeln, die gerne auch mal als „Himmelsschlüssel“ bezeichnet werden, bekannt. Das sind die in Wiesen und lichten Wäldern gelb blühenden Arten Primula elatior, die Hohe Schlüsselblume, auch als Waldschlüsselblume oder Große Schlüsselblume bezeichnet und Primula veris, die Echte Schlüsselblume (Synonyme: Wiesenschlüsselblume, Duftende Schlüsselblume oder Himmelsschlüssel).

  Abb.3

Im Botanischen Garten blüht zur Zeit die leuchtend dunkel-rosarote Rosenprimel Primula rosea im Bereich des westlichen Hanges zum Weg (Abb.3). Dort ist es recht schattig und ein wenig feucht, was der aus dem Himalaja stammenden Art sehr zusagt. Sie ist kaum höher als 10-15cm, streckt sich aber im Verlauf des Wachstums noch ein wenig. Sie wächst bei uns auch auf richtig feuchten Standorten wie Teichrändern.

Die Art wurde schon 1831 aus dem in indischen Garhwal-Himalaja nach Europa gebracht.

In ihrer Heimat wächst sie zwischen 2700 und 4000 m Höhe.

Von dieser Art gibt es mittlerweile auch einige Auslesen, also Zuchtformen mit besonderen Eigenschaften.

Abb.1: Große Küchenschelle, Pulsatilla grandis

Abb.2: Kaukasische Küchenschelle, Pulsatilla albana

Abb.3:  Rosenprimel, Primula rosea

Dr. Peter Renner
Verein Botanischer Garten Adorf 


April 2016

 

Lange mussten wir warten, bis nach dem relativ kühlen März die Blühsaison in unserem Botanischen Garten wieder richtig Fahrt aufgenommen hat, wenn auch die ganz große Blütenpracht noch nicht erreicht ist.

Im zeitigen Frühjahr gehören Schneeheide, einige Steinbreche und Hungerblümchen sowie Primeln zu den ersten Blühern.

Im Botanischen Garten Adorf blühen zur Zeit auch die Schneerosen (z.T. schon länger). Vielen sind sie auch unter dem Namen Christrose, Lenzrose oder Nieswurz bekannt. Der botanische Gattungsname ist „Helleborus“; sie gehören zur Familie der Hahnenfußgewächse. Die Gattung umfasst 15-20 Arten, welche von Westeuropa bis Zentralasien verbreitet sind. Die Bezeichnung „Nieswurz“ rührt daher, dass pulverisierte Wurzeln einen Niesreiz ausüben. Die Pflanzen sind 10-30cm hoch, selten höher. Es sind ausdauernde Pflanzen mit großen gefiederten Laubblättern. Die Blütenfarben reichen von weiß über grünlichweis, rosa bis violett, ihr Durchmesser schwankt zwischen 5 und 10cm. Die Blüte selbst besteht aus 5 auffälligen Kelchblättern, die Kronblätter sind viel kleiner.

  

Bei uns häufig kultivierte Arten sind die Schneerose Helleborus niger, die Purpur-Nieswurz Helleborus purpurascens, die Stinkende Nisewurz Helleborus foetidus und die Grüne Nieswurz Helleborus viridis. Letztere ist in Westeuropa beheimatet.  Mittlerweile gibt es zahlreiche Hybriden (Zuchtformen).

Von der Antike bis ins Mittelalter hatte die Nieswurz als Gift- und Heilpflanze eine Bedeutung. Inhaltsstoffe sind Saponine sowie herzwirksame Glykoside, die den Inhaltsstoffen des giftigen Fingerhutes ähneln.

 

Stellen die Christrosen doch recht stattliche Erscheinungen im Gartenbild dar, muss man bei einer andern Pflanze, welche jetzt im Bereich Pflanzen der Karpaten blüht, schon genauer hinsehen. Es handelt sich dabei um die kleinen Blüten der Berg-Schaftdolde oder auch Goldteller genannt, Hacquetia epipactis. Es sind kleine Doldenbüten; zur Gattung Hacquetia gehört nur diese eine Art. Sie wurde nach dem österreichischen Arzt Belsazar Hacquet (1740-1850) benannt.

Die Pflanze wird nicht viel höher als 10-15 cm. Auffällig sind 5-6 gelblichgrüne Hüllblätter von 2-3cm Länge, in deren Zentrum sich die nur 1,5 mm langen Blüten mit gelben Kronblättern befinden. Die Laubblätter sind grundständig, lang gestielt, 3-5 fach geteilt und gezähnt.

Die Heimat der kleinen Seltenheit sind Teile der Alpen und die Karpaten. Dort wächst sie auf Kalk bis in die subalpine Höhenstufe auf eher frischen, halbschattigen Standorten mit humosem durchlässigem Boden.

Eine Vermehreng in Kultur ist durch Aussaat und Teilung möglich. Mittlerweile existiert auch eine Auslese-Form mit grünweißen Hochblättern (Form „Thor“).

Dr. Peter Renner
Verein Botanischer Garten Adorf 

 

 

 

September 2015

 

Mit dem beginnenden September setzt auch in unserem Botanischen Garten deutlich erkennbar der Herbst ein, wenn es bis zum kalendarischen Herbstanfang auch noch ein paar Tage sind. Die vergleichsweise hohen Temperaturen an vielen Tagen im Juli und August und die damit verbundenen geringen Niederschlagsmengen bewirkten, dass viele Pflanzen schneller verblühten als in anderen Jahren. So ist jetzt die Anzahl der noch blühenden Arten auch recht überschaubar. An mehreren Stellen im Garten blühen (blau und weiß) prächtige Stauden des Schwalbenwurz-Enzians (wir hatten diese Art im vorigen Jahr vorgestellt).

Im Bereich der Moorbeet-Pflanzen (ganz hinten) kann man noch Einiges entdecken: Die Rausch- oder Trunkelbeere (Vaccinium uliginosum) fällt durch ihre blauen Früchte an kleinen Büschen auf. Auch die Früchte der Moosbeeren (Vaccinium oxycoccus und V. macrocarpon) reifen zurzeit. Besonders interessant im Bereich der Moorbeete sind die Schlauchpflanzen.

(Gelbe Schlauchpflanze, Sarracenia flava)

Diese gehören, wie auch beispielsweise der Sonnentau oder das Fettkraut zu den Karnivoren oder „fleischfressenden“ Pflanzen. Diese Pflanzen besiedeln sehr nährstoffarme, besonders stickstoffarme Biotope und durch die Verdauung gefangener Kleintiere, sehr oft Insekten, verschaffen sie sich zusätzlichen Stickstoff. Dabei sind die Fangstrategien sehr unterschiedlich. Bei der Schlauchpflanze ist ein Blatt zu einem Schlauch umgeformt. Durch Färbung und Duft werden Insekten angelockt, stürzen in den Schlauch, aus dem sie sich nicht mehr befreien können. Durch eine im Schlauch befindliche Flüssigkeit werden sie schließlich verdaut. Die gelbe Schlauchpflanze hat ihre angestammte Heimat in Sumpfbiotopen im Südosten der USA; durch Biotopzerstörung ist sie sehr stark gefährdet.

Eine sehr auffällige jetzt blühende Art im Bereich „Asien“ ist der Japanische Goldkolben (Ligularia dentata). Die Pflanze, die auch oft unter dem Namen Greiskraut oder Kreuzkraut geführt wird, ist ein Korbblütler, der bis über einen Meter hoch werden kann. Neben seinen leuchtend gelben Blüten sind auch die großen Blätter sehr attraktiv. Leider finden dies offensichtlich auch die Schnecken, denn oftmals sind die Blätter regelrecht durchlöchert und abgefressen. Die Pflanzen gedeihen in einem humusreichen, frischen bis feuchten Boden in sonniger bis halbschattiger Lage

(Japanischer Goldkloben, Ligularia dentata)

Ein weiterer „Farbklecks“, diesmal in rot, findet sich im Bereich „Balkan“. Dort blüht jetzt noch ein großer Bestand der Leimkraut-Art Silene paradoxa, welche im Mittelmeergebiet von Frankreich bis Griechenland beheimatet ist.

(Leimkraut , Silene paradoxa)

Die Gattung Silene umfasst mehrere hundert (600-700) Arten. Ihr Verbreitungsschwerpunkt ist die Nordhalbkugel. Unter ihnen befinden sich sowohl ein- und zweijährige Arten wie auch ausdauernde Stauden. Eine Vermehrung durch Samen ist für viele Arten leicht möglich.

Dr. Peter Renner
Verein Botanischer Garten Adorf 

 

August 2015

Die sommerliche Witterung der letzten Tage und Wochen hat auch im Botanischen Garten Adorf ihre Spuren hinterlassen. Hohe Temperaturen und Trockenheit führen zudem dazu, dass Pflanzen noch schneller verblühen als unter „gemäßigteren“ Bedingungen. Dominierten viele kleinere Pflanzen die ersten Monate im Gartenjahr, finden sich jetzt viele ansehnliche Stauden in Hochblüte.

Im hinteren Teil unseres Gartens fällt dabei eine größere Fläche auf, die mit Taglilien-Hybriden (Hemerocallis) bepflanzt ist.

 

Taglilien sind keine „echten“ Lilien, wie z.B. die Feuerlilie oder die Türkenbundlilie, sie gehören der Gattung Hemerocallis an, die wiederum zur Unterfamilie der Tagliliengewächse gehört. Ihr Namen ist aus dem Griechischen abgeleitet (hémra = Tag; kállos=Schönheit), da die Einzelnen Blüten nur für einen Tag geöffnet sind.

Die Pflanzen wachsen in Horsten mit oftmals verdickten Wurzeln; die bodennahen Blätter sind lang, linealisch. Bei den trichterförmigen Blüten mit 6 Blütenblättern, die an der Basis verwachsen sind, dominieren Farben von reinem gelb bis zu dunkleren Rottönen. Auch zweifarbige Varianten sind möglich.

 

Das Verbreitungsgebiet der Taglilien reicht von Mitteleuropa bis Ostasien. Hybriden der Gelbroten Taglilie (Hemerocallis fulva) sind als Gartenpflanzen weit verbreitet. Es gibt über 10000 verschiedene Hybriden. Die Blüten einiger Arten sind essbar und haben auch Eingang in die traditionelle chinesische Medizin gefunden.

Im Bereich der Farne und deren Begleitpflanzen blühen zur Zeit noch einige Funkien (Hosta).

 

Viele Funkien-Arten stammen ursprünglich aus dem japanischen Raum und angrenzenden Arealen. Ca. 40-45 Arten umfasst die Gattung Hosta. Es sind ausdauernde krautige Pflanzen. Die Laubblätter sind grundständig mit langem Stängel. Der Blütenstand ist traubenförmig, die Einzelblüten von weißer bis blauer Farbe bestehen aus 6 glockenförmig bis röhrig verwachsenen Blütenblättern. Funkien bevorzugen schattige bis halbschattige Bereiche im Garten und eine frischen Boden. Die Kultur gilt bei uns als problemlos. Vermehrt werden Funkien durch Samen oder Teilung von Rhizomen, um sortenreine Klone zu erhalten. Ein besonderes und beliebtes Merkmal der Funkien iks ihre oftmals sehr schöne Blattfärbung bzw. Musterung.

Im Bereich „Alpen“ blühen gegenwärtig mehrere ansehnliche Exemplare der Silberdistel Carlina acaulis.

 

Die Art ist Europa verbreitet von Spanien bis zur Ukraine. Ihr bevorzugter Standort ist ein kalkreicher Magerrasen in warmen Lagen mit nur geringer Humusauflage. In den Alpen steigt sie bis 2800m auf. Es gibt 2 Unterarten (Subspezies acaulis und caulescens), die sich vor allem durch die Form der Blätter unterscheiden. Im Verbreitungsgebiet existieren zahlreiche Trivialnamen, wie z.B. Eberwurz, Wetterdistel u.a. Das Rhizom enthält ein ätherisches Öl und wurde früher in der Volksmedizin z.B. als Grippemittel verwendet.

Dr. Peter Renner
Verein Botanischer Garten Adorf

 

 Juli 2015

 

Nun ist die erste Hälfte des Jahres 2015 bereits Geschichte, aber die Blütenpracht in unserem Botanischen Garten hält unvermindert an. Die Pflanzen des Frühjahresaspektes sind verblüht, die Sommerblüher laufen zur Hochform auf.

Diesmal sollen einige Pflanzen aus ganz unterschiedlichen Familien vorgestellt werden, die jede für sich doch etwas Besonderes darstellen.

So blüht im Kalktuff-Bereich gerade der Pyrenäen-Steinbrech (Saxifraga longifolia). Unter den vielen Steinbrech-Arten (die Gattung wurde schon im April vorgestellt) ist der Pyrenäen-Steinbrech (auch als Königs-Steinbrech bezeichnet) ein wahres Schmuckstück.

Bereits die bis zu 20cm im Durchmesser messende Blattrosette, die oftmals in senkrechten Spalten anzutreffen ist, ist eine sehr auffällige Erscheinung. Aus ihr entwickelt sich eine Blütenrispe mit bis zu 1000 kleinen weißen Blüten, die bis 70cm lang werden kann. Nach der Samenreife stirbt die Pflanze ab, weshalb die Vermehrung durch Samen erfolgen muss. Einige Hybriden dieser Art bilden Tochterrosetten aus. Die Art wächst in den Pyrenäen auf Kalk in sonnigen bis halbschattigen Lagen bis in Höhen von 2000m. Die Zeit von der Aussaat bis zur Blüte dauert ca. 5 Jahre.

Eine weitere, aber eher auf den ersten Blick unscheinbare, da kleinere Pflanze aus dem Kalktuff-Bereich ist die Schopf-Teufelskralle (Physoplexis comosa).

Früher wurde diese Art zur Gattung Phyteuma innerhalb der Pflanzenfamilie der Glockenblumengewächse gestellt. Jetzt bildet sie eine eigene Gattung, deren einzige Art sie ist. Die Schopf-Teufelskralle ist eine Pflanze der südlichen Kalkalpen, wo sie bevorzugt in Höhenlagen zwischen 1000 und 1700m wächst. Die ausdauernde Pflanze wird 5-15cm hoch mit in ihrer Form recht auffälligen blass-lila Blüten, die an der Spitze dunkelviolett sind.

Die Kultur der Pflanze ist nicht ganz unproblematisch; hinzu kommt, dass auch die Schnecken diese Art „zum Fressen gern“ haben.

Wir verlassen nun den Kalktuff-Bereich und begeben uns nach „Nordamerika“ im hinteren Bereich unseres Gartens. Hier blüht zur Zeit die Riesen-Stendelwurz (Epipactis gigantea) in einem sehr ansehnlichen Bestand mit Dutzenden von blühenden Pflanzen.

Sie ist ein Vertreter der Pflanzenfamilie der Orchideen, der artenreichsten Pflanzenfamilie überhaupt. Sind viele Orchideen nur sehr aufwendig zu kultivieren, so gelingt dies bei der Riesen-Stendelwurz eher leicht. In ihrer nordamerikanischen Heimat wächst die Pflanze mit den vergleichsweise großen Blüten innerhalb der Gattung Epipactis bevorzugt auf feuchten Standorten, in Kultur nimmt sie aber auch mit trockenerem Terrain Vorlieb. Sonnige Standorte werden dabei ebenso wie halbschattige toleriert.

Im Vogtland wächst eine nahe Verwandte der Riesen-Stendelwurz, nämlich Epipactis palustris, die Sumpf-Stendelwurz, oder auch Sumpf-Sitter. Vorkommen gibt es im ehemaligen Grenzstreifen bei Heinersgrün sowie in einem Hangmoor bei Cunsdorf.

Dr. Peter Renner
Verein Botanischer Garten Adorf 

Juni 2015

 

So, wie der Mai zu Ende gegangen ist, so setzt sich der Blütenreigen auch im Juni fort. In allen Abteilungen unseres Botanischen Gartens findet man blühende Arten, wenn auch nicht überall in gleichen Menge. Interessante Arten kann man fast immer im Kalktuffbereich finden. So blüht dort momentan die Silberwurz, Dryas octopetala.

 
Silberwurz (Dryas octopetala)
 

Der Name „octopetala“ verweist auf die meist zu acht vorhandenen Blütenblätter. Das ist für die Pflanzenfamilie der Rosengewächse, zu denen die Silberwurz gehört, nicht eben typisch, meistens sind dort 5 Kronblätter vorhanden. Die Silberwurz ist ein immergrüner Spalierstrauch mit verholzenden Trieben. Sie wird in der Regel nur 5 bis 15cm hoch und kann dabei sehr große Polster bilden. Die Pflanze kann bis zu 100 Jahre alt werden. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von den Alpen bis in die Tundrengebiete der arktischen Regionen, auch in Nordamerika. Eine Hybride der Silberwurz wird gelegentlich Gartenpflanze unter der Bezeichnung „ Dryas x sundermannii „verkauft. Eine Vermehrung ist durch Stecklinge möglich.

Ebenfalls im Kalktuff-Bereich ist zurzeit eine weitere sehr interessante Pflanze blühend anzutreffen, nämlich der Pyrenäen-Felsenteller, Ramonda myconii.

 
Pyrenäen-Felsenteller (Ramonda myconii)
 

Die Gattung Ramonda besteht aus nur drei Arten und gehört zu der sehr interessanten Pflanzenfamilie der Gesneriaceae, zu welcher auch solche bekannten Arten, wie das Usambaraveilchen, die Gloxinie oder der Schiefteller und die Drehfrucht gehören. Der Pyrenäen-Felsenteller liebt Kalk als Gestein, in welchem er gerne in schattigen, oft nach Norden gerichteten Fugen, die auch gelegentlich von Wasser überrieselt werden, wächst. Eine Vermehrung von Ramonda ist mit etwas Geduld mit Hilfe von Blattstecklingen möglich. Außer in den Pyrenäen kommt die Art auch auf dem Balkan vor, und zwar in Höhen bis 2000m. Neben der hell-blauvioletten Form gibt es auch blass-rosa bis fast weiße Formen.

Wir verlassen nun den Kalktuff-Bereich und begeben uns in den Bereich, in welchem Pflanzen aus Nordamerika zu finden sind; das ist ganz hinten.

Dort fallen zurzeit die üppigen Blütenstände des Bartfadenns (Penstemon) auf.

 

 

Menzies Bartfaden (Penstemon menziesii)
 

Der Bartfaden gehört zur Pflanzenfamilie der Wegerichgewächse. Die über 250 Arten umfassende Gattung ist auf den nordamerikanischen Kontinent begrenzt. Es sind Pflanzen, die krautig sind oder auch kleine Sträucher bilden können; die Höhe bewegt sich im Bereich von 10 cm bis 3m. Die Blüten bilden ein 5-zählige Kronröhre. Sie sind entweder weiß oder rosa bis blau und violett gefärbt. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gibt es in Europa viele Zuchtformen und Hybriden dieser Pflanzengattung, von denen einige Eingang in unsere Gärten gefunden haben.

Die Frosthärte der einzelnen Arten ist unterschiedlich. Pflanzen sollte man sie in einen humusreichen Boden am sonnigen Standort. Die Vermehrung ist sowohl durch Samen möglich wie auch Teilung der Pflanzen oder Stecklinge (vor allem bei Hybriden).

Dr. Peter Renner
Verein Botanischer Garten Adorf

 

Mai 2015

 

Einer der schönsten Monate des Jahres ist unbestritten der Monat Mai. Wenn die Natur mit ihren vielen Grüntönen und einem wahren Farbenrausch den Frühsommer einleitet, beginnt auch im Botanischen Garten die blütenreichste Zeit des Jahres.

Nachdem sich in diesem Jahr bereits der April von seiner besten Seite zeigte, verblühte manche Frühlingsschönheit, wie Christrose (Helleborus) und Hundszahn (Erythronium) durch die ungewöhnliche Wärme schneller als in den anderen Jahren. Von letzterer ist noch die wunderbare Sorte "Pagoda" mit ihren zarten gelben Glöckchen im Bot. Garten zu sehen. Auch stehen z. Zt. die Kuhschellen (Pulsatilla) und Alpenaurikel (Primula auricula) in voller Blütenpracht und die hübschen Zwergschwertlilien, welche wir in vielen Farben im Garten finden, sind immer eine Augenweide.

Eine besondere Aufmerksamkeit gilt jedoch zwei ausgesprochenen Schönheiten, einmal dem gerade erblühten Frühlings - Adonisröschen (Adonis vernalis) sowie der für den Mai typischen Pflanze, der Pfingstrose (Paeonia).


Adonisröschen (Adonis vernalis)

Das genannte Adonisröschen, eine ausdauernde, frostharte Pflanze aus Osteuropa, besitzt sehr schmale, fast nadelartige, feingefiederte Blätter, wobei die obersten einen Büschel bilden, aus dem dann die zarte schlüsselförmige gelbe Blüte entspringt. Die attraktive Pflanze kommt in der Natur auf Trockenwiesen und kalkhaltigen, felsigen Orten vor. Sie lässt sich aufgrund einer langen holzigen Pfahlwurzel schwer umpflanzen, daher ist die Vermehrung durch Samen besser. Sie kann mit einer kleinen jährlichen Humus- und Kalkgabe viele lange Jahre am gleichen Ort in voller Sonne stehen. Unser zweites Highlight, in voller Blüte ab Mitte Mai, ist die Netzblatt Pfingstrose (Paeonia tenuifolia), die Kleinste aller Paeonien und wunderbar für den Steingarten geeignet. Die herrlichen purpurroten Blütenschalen mit vielen gelben Staubgefäßen stehen dicht über den netzartig, fein geschlitzten Blättern, die dieser Pfingstrose ihren Namen verleihen. Eine zarte, elegante und dennoch robuste Pfingstrose, die einen durchlässigen und sonnigen Standort liebt und bei richtiger Pflege auch im heimischen Garten gedeiht.


Netzblatt Pfingstrose (Paeonia tenuifolia)

Auch sie hat, wie das Adonisröschen, ihren Ursprung in Südosteuropa, dem Kaukasus und Kleinasien und ist im Botanischen Garten Adorf auch in diesen Bereichen zu finden. Natürlich gibt es im Botanischen Garten noch mehrere weitere Arten aus der Familie der Pfingstrosengewächse zu sehen. Dazu gehören u. a. auch verschiedene Strauchpfingstrosen, welche jedoch erst Ende Mai, Anfang Juni ihre prachtvollen Blüten öffnen.

Es ist also durchaus lohnenswert unseren Botanischen Garten hin und wieder einen Besuch abzustatten, wobei man jedes Mal auf andere botanische Kleinode stößt. So kann man z. Bsp. mit einer Jahreskarte für Erwachsene für gerade einmal 12,- € beliebig oft den Garten und das angrenzende Klein-Vogtland besuchen und anschließend einen Snack, im seit 2014 neu eingerichteten Imbiss, in der schönen Anlage genießen. 

Die Mitglieder des Vereins Botanischer Garten Adorf e. V. laden sie herzlich zu einem Besuch ein.
Gisela Prager
Verein Botanischer Garten Adorf e. V.

 

 

April 2015

 

Es ist noch gar nicht so lange her, da bedeckte eine dicke Schneedecke die Pflanzen im Botanischen Garten.

Nun hat der Frühling schon seit einiger Zeit Einzug gehalten, und im März / April öffnen sich schon bei vielen Pflanzen die Blüten. Zu den allerersten unter ihnen gehören die Schneeglöckchen, Winterlinge, frühjahrsblühende Alpenveilchen, Krokusse, Märzenbecher, Leber-blümchen und andere mehr.

Eine Pflanzenfamilie zeigt sich ab Anfang April, manchmal auch schon im März in besonderer Vielfalt und Farbenpracht: Es sind die Steinbreche (Saxifragaceae). Diese artenreiche Pflanzenfamilie zählt über 450 Arten, die meist in den nördlichen gemäßigten Zonen verbreitet sind. Einige haben auch arktische Bereiche, z.B. in Grönland; erobert oder erreichen im Hochgebirge die 4500-Meter-Marke.

Hinzu kommen noch zahlreiche, oft sehr lokal verbreitete Unterarten und von Menschen durch Züchtung geschaffene Kultivare.

Der Name „Steinbreche –Saxifraga“ wurde schon in der Antike benutzt, weil man glaubte, die oft in Felsspalten wachsenden Pflanzen würde den Stein spalten – brechen.

 

Steinbrech (Hybride)

Eine andere Namensinterpretation beruht darauf, dass eine Art (Saxifraga granulata) im Mittelalter gegen Blasensteine angewandt wurde und diese gewissermaßen „brach“.

In Mitteleuropa kommen 45 Steinbrecharten vor. Ihre Domäne ist das Hochgebirge. Wenn Kalk der geologische Untergrund ist, ist die Artenvielfalt besonders groß.

Aber auch im Vogtland kann man eine Steinbrech-Art auf Wiesen finden, nämlich den Knöllchen-Steinbrech (Saxifraga granulata).

In unseren Botanischen Garten beginnen die Steinbreche gerade erst, ihre volle Blütenpracht zu entfalten.

Schneeheide (Erica carnea)

In Hochblüte steht dagegen die Schneeheide (Erica carnea). Wie der Name erahnen lässt, öffnet sie in manchen Jahren ihre Blüten schon, während noch Schnee liegt. Im Garten sind die violett blühende Pflanzen und eine weißblühende Zuchtform angepflanzt.

Die Schneeheide ist außer, dass sie heute in vielen Gärten in Kultur anzutreffen ist, ein geobotanisches Kleinod des Oberen Vogtlandes. Sie erreicht hier ihre absolute Nordgrenze des Gesamtver-breitungsareales. Ist sie weiter südlich, z.B. in den Alpen häufig, so sind die aktuellen Fundorte im Oberland, z.B. bei Bad Brambach, Landwüst, Rohrbach eher rar.

Dort besiedelt sie lichte, hohe Nadelwälder. Nehmen die größer werdenden Bäume zu viel Licht, wächst sie schlechter oder verschwindet gar vollkommen.

Die Art ist streng geschützt.

 

Schneeheide; weisse Zuchtform

Autor: Dr. Peter Renner
           Verein Botanischer Garten Adorf

 

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08626 Adorf/Vogtl.


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Freiberger Str. 8
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